„Auf DIE Fotos bin ich gespannt“ denkt das Lieschen und
reibt sich die Augen nach dem Lesen des enorm langen Berichts von der Grete. Sie
hofft natürlich, dass sich die Aktion der 3 Kolleginnen gelohnt hat und Grete auf
den Fotos superschön aussieht.
Und dann erst freut sie sich mit der Grete über diesen
großen Geldsegen. „Mit der Grete?“ fragt sie sich und liest noch einmal nach. „Naja.
Ist ja verständlich, dass sie solch einen Gewinn erst einmal verdauen muss.“
Lieschen hatte solche Lose früher auch mal. Also ganz
früher. Als junge Frau hat sie gedacht, dass das eine gute Sache ist. „So
sparste wenigstens irgendwas“ hat sie zu sich gesagt. Obwohl das ja nicht
sparen ist, sondern für Lose bezahlen und gleichzeitig etwas aufs Sparbuch
einzahlen. Die Liese hat über die Jahre aber niemals etwas gewonnen. Naja bis
auf manchmal 5 Mark. Das hat den Verlust aber nicht ausgeglichen. Den hat sie
sich nämlich irgendwann einmal ausgerechnet, sich erschrocken und ganz schnell
ihre Loskauferei eingestellt.
Jetzt denkt sie kurz „hätte ich mal einen
längeren Atem gehabt, dann hätte ich vielleicht genau wie die Grete so viel
Geld gewonnen.“ Also zückt sie ihren Taschenrechner und will ausrechnen, was
sie die Lose in den „durchgehaltenen“ Jahren gekostet hätten. „120 Euro im Jahr ... macht also …“, doch dann fällt ihr auf, dass die Lose ja viele Jahre lang Mark
gekostet haben. Das umzurechnen hat sie jetzt doch keine Lust. Und selbst wenn
sie Lust dazu hätte, denn Rechnen mag das Lieschen eigentlich, dann wüsste sie
wirklich nicht, in welches Verhältnis sie die D-Mark heutzutage zum Euro setzen
sollte. Im Grunde kostet ja heute alles was früher eine Mark gekostet hat einen Euro.
Obwohl. Das Lieschen kennt Leute, die heute noch, so viele
Jahre nach der Einführung des Euros, umrechnen. Die sagen dann z.B. „einen
Kaffee für 7 Mark hätten wir doch früher niemals getrunken“. Oder sie hängen
die Jacke im Kaufhaus wieder auf den Ständer nachdem sie aufs Preisschild
geguckt und gerechnet haben. 70 Euro für eine Winterjacke findet das Lieschen
jetzt nicht besonders viel, aber sie käme auch nicht mehr auf die Idee, die 70
in Gedanken zu verdoppeln und dann natürlich zu dem Schluss zu kommen, dass sie
vielleicht doch zu teuer ist. Diese Jacke.
Lieschen erinnert sich noch an die Zeit der Einführung des
Euros. Damals lebte sie in Spanien und hatte für kurze Zeit jedes Gefühl für
Preise völlig verloren. Sie war schon einige Zeit die Peseten gewöhnt und
rechnete automatisch den hohen Pesetenbetrag in den vergleichsweise kleinen DM-Betrag
um, wenn sie was kaufte oder kaufen wollte. Das konnte sie nach all der Zeit
aus dem Efef. Als es dann aber die neuen Preisschilder gab, die den Europreis
beinhalteten und in Spanien noch für lange Zeit den Peseten-Preis dazu, war die Liese
verwirrt. Sie guckte auf die Preise und rechnete praktisch zweimal um. So kam
sie auf zwei ungefähre Angaben, die ihr in der ersten Zeit keine solche
Auskunft über den Preis gaben, der auf die Schnelle zu einer klaren
Einschätzung hätte führen können.
Lieschen erinnert sich, dass es wirklich
gedauert hat, bis sie den Euro einfach den Euro hat sein lassen. Ihrer
Beobachtung nach haben sich die Spanier noch schwerer getan als sie. Für sie
war die Umstellung von den hohen Beträgen zu so winzigen, wie der Euro sie
bereit hielt, wirklich nicht leicht. Auf Spaniens Märkten findet man heute noch
viele Artikel für genau 6 Euro. Das war nämlich früher einmal ein glatter
runder Betrag. In etwa 1000 Peseten.
Das Lieschen aber findet den Euro super. Keine
Geldumtauscherei mehr. Jedenfalls oft nicht. Keine Kleingeldgläser mit ausländischen
Währungen. Oder jedenfalls nur noch ein Kleines. Hermann war neulich in der
Schweiz und in England. Da hat er auch wieder viel rumgerechnet bis er wusste,
was was kostet. Ob der Euro wohl bleibt? Praktisch wär‘s ja, meint die Liese.
Aber ob das möglich ist? Sie beschließt, sich überraschen zu lassen. Bleibt ihr
ja auch nichts anderes übrig. Als sie bei dieser Erkenntnis angekommen ist,
amüsiert sie sich wieder über sich selbst, lacht und erinnert sich wieder an
Gretes großen Gewinn. Denkt „so ein Glück“ und geht zum Telefon, um der Grete
zu gratulieren. Zu dem vielen Geld und zu den Superkolleginnen.
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Liebe Brigitta,
AntwortenLöschenes ist ein großer Gewinn - und wieder auch nicht.
Ich bin gespannt, was Frl.Grete noch so macht mit dem Gewinn.
Ich gratuliere ihr auch ganz herzlich.
Einen guten Start ins Wochenende wünscht dir
Irmi
Ja, ich kenne auch Menschen, die immer noch in DM umrechnen...
AntwortenLöschenViele können sich in der tat heute weniger leisten und vielleicht wollen sie sich das immmer wieder vor Augen führen durch die umrechnerei. Das bringt wenig, macht nur alles noch schwerer. Die Preisexplosion, die im Zuge des Euros stattgefunden hat ständig in den Gedanken zu haben, lässt es doch nicht einfacher werden.
Und weiß man denn, ob der Wert des geldes nicht auch bei der DM geschrumpft wäre? Sicher nicht so schnell...
Ich finde den Euro auch gut und habe - genau wie Lieschen - irgendwann aufgehört umzurechnen. Und irgendwie ist doch der Euro auch ein Zeichen für das zusammenwachsen Europas.
Ob der Euro letztlich Bestand haben wird, kann niemand zur Zeit sagen.
Aber würde die Rückkehr zur DM nicht eine heftige Aufwertung bedeuten, was wiederum schlecht für Export und Volkswirtschaft wäre.
Wie die finanzschwachen Länder das sehen würden, d.h., die Bevölkerung, kann ich nicht beurteilen.
Aber ich finde - im Sinne eines vereinten Europas - sollte der Euro bleiben und auch nicht mehr umgerechnet werden.
Lieschens Gedanken kann ich gut nachvollziehen und ich finde es klasse, wie die beiden Freundinnen sich immer wieder ergänzen und den Leser zum Nachdenken bringen.
Ein schönes Wochenende und lieben Gruß
Enya
Hallo Brigitta,
AntwortenLöschenich hoffe, dass uns mit Griechenland, Spanien usw. der Euro nicht um die Ohren fliegt. Ich genieße durchaus die Vorteile des Euros. Vor der Euro-Einführung war es eine Krankheit, nach NL oder B zu fahren. Ich hatte mein eigenes Portemonnaie mit NL- und B-Münzen. Und wegen der Barabheberei musste ich jedesmal zum Postamt (ich habe bis heute ein Postsparbuch), um Gulden oder belgische Francs abzuheben. Wenn ich Pech hatte, war ich in einem kleinen Kaff unterwegs (z.B. St. Martins-Voeren in Belgien), die sich hinten und vorne nicht auskannten. Ist schon ein Fortschritt, der Euro.
Gruß Dieter