Das Lieschen hat mit Weihnachten nichts am Hut. Auch die
Adventszeit ist ihr wurscht. Und natürlich dekoriert sie auch nicht adventlich
oder weihnachtlich. Allerdings dekoriert sie sowieso nicht. In keiner
Jahreszeit. Lieschen liebt die klaren Räume. Ausnahme ist ihr Bastelzimmer.
Ansonsten braucht sie den klaren Überblick. Und außerdem wäre ihr die Deko, die
sie am 1. Advent im Raum verteilen würde, spätestens am 2. Advent schon
langweilig, weil alt. Lieschen wundert sich oft die Aktivitäten ihrer Mitmenschen.
Ihre puristische Großmutter hat über das, was sie Dekorationswahn nannte,
gesagt: „Rein inne Kartoffeln und wieder raus ause Kartoffeln. Ist doch Quatsch.“
Meint das Lieschen auch, findet allerdings, dass es jeder und jede so machen
soll wie er oder sie es schön findet.
Lieschen hat einfach keine romantische Ader. Der Hermann
Gottseidank mittlerweile auch nicht mehr. Als sie sich kennenlernten, mochte
der Hermann Weihnachten und auch Kerzen und Gedöns. Aber dann hat er mit dem
Lieschen zusammen, das damals selbstständige Geschäftsfrau und aufs WeihnachtsGESCHÄFT
angewiesen war, die Adventszeit und den sogenannten Heiligen Abend erlebt. Das
hat ihm auch den Spaß verdorben. Von Tag zu Tag wurde seine Liese, alle Jahre
wieder, gestresster und die Geschichten, die sie über gestresste geschenkekaufende Menschen erzählte wurden auch immer gruseliger. Je näher es
aufs Fest zuging, desto gehäufter traten Menschen auf, die irgendwas für einen
bestimmten Betrag kaufen wollten, das aber im besten Fall nach mehr aussehen
sollte. Die gleichen Leute erzählten der Liese, dass der zu Beschenkende ja im
Grunde alles hätte und es sowieso so schwierig sei, seinen Geschmack zu
treffen. Manche hatten richtig Angst vor demjenigen, für den sie kauften.
Das
Lieschen hätte in vielen Fällen gerne gesagt: „Lass es doch! Kauf doch nix!“
fühlte sich aber damals abhängig vom Umsatz. Und war es auch. Gottseidank ist
es ihr gelungen, weitgehend unabhängig von so etwas zu werden. Gelungen ist ihr
das nicht durch einen Lottogewinn sondern vor allem durch Sparsamkeit. Irgendwann
hat sie sich gesagt, wenn ich mir das nicht mehr antun will und wenn ich so
etwas nicht unterstützen will, dann muss ich meine Kosten reduzieren. Hermann
hat genauso gedacht und so ist es ihnen gelungen. Erst durch Verzicht und bald
schon in der Gewissheit, dass sie tatsächlich nicht viel brauchen und die Zeit
miteinander wesentlich wertvoller ist als jeder Cent für den sie dann kaufen,
was sie oder der Beschenkte nicht brauchen. Die beiden schenken sich auch
untereinander nichts. Außer vielleicht Zeit. Davon haben sie ja genug. Das ist
sehr entspannend.
Also. Lieschen ist kein Weihnachtsfan. Jedenfalls keiner des
üblichen Weihnachtens und wie es üblicherweise in den meisten Familien begangen
wird. Überquellende Gabentische, vielleicht noch auf Pump finanziert und Streit
am (gefälligst) „schönsten Tag des Jahres“. Eine Veranstaltung anlässlich
dieses Festes findet sie aber wunderbar. Die Ankündigung dieses riesigen Events
treibt ihr jedes Jahr aufs Neue die Tränen in die Augen. Und die Bilder vom Tag
kann sie sich kaum ansehen, so anrührend findet sie die.
Frank Zanders
Weihnachtsessen für die Obdachlosen seiner Stadt findet sie phänomenal. Wenn
sie das richtig verstanden hat, sind es fast 3000 Menschen, die mittlerweile
zum Essen eingeladen werden. Fünf Doppeldeckerbusse holen die Obdachlosen ab
und bringen sie ins Hotel, wo die Veranstaltung stattfindet. Alle können sich
satt essen, frisieren lassen, bekommen Geschenke, die sie wirklich gebrauchen
können und vor allem, werden sie an diesem Tag geschätzt und aufmerksam und
liebevoll behandelt. Wenn Weihnachten so
etwas Besonderes im großen oder kleinen Stil hinbekommt, dann findet die Liese
das super. Wenn Weihnachten dort für mehr Überfluss und Überdruss sorgt, wo der
eh schon zu Hause ist, mag sie das nicht.
Aber nichtsdestotrotz wird sie natürlich gerne wieder den
Mittwoch bei Grete in der adventlich geschmückten Wohnung verbringen. Denn zu
der Grete gehört das ja und mindestens ein Adventskaffeetrinken ist schließlich
Tradition. Und auf Traditionen besteht die Grete ja. Da kommt das Lieschen gar nicht gegen an.
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So ein besonderer Tag für Obdachlose ist beispielhaft für das, was so ein Fest ausmachen sollte. Ich kenne aus der Türkei den Brauch, dass während des Fastenmonats überall kostenloses Abendessen angeboten werden. Auch in Deutschland wird das in vielen Moscheen gemacht und jeder ist eingeladen. - Verzichten und Teilen sollte viel wichtiger sein als der allgemeine Konsumwahn, der hier natürlich alle Jahre wieder ab etwa Mitte Oktober von Werbefachleuten künstlich gepuscht wird.
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Christiane
Ja meine Liebe, so sind die Menschen verschieden, ich mag Weihnachten, so wie es früher war, heut nur Konsumverhalten ist nicht mein Ding. Bei uns gibts auch keine Riesengeschenke, gemütlich beisammen sein und eine Kleinigkeit damit muß es gut sein.
AntwortenLöschenIch dekoriere in der Woche und schmücke auch den Baum schon, wir haben immer einen mit Wurzel, der bleibt länger frisch.
Was Frank Zander zu Weihnachten macht ist eine tolle Sache, ich habe einen Bericht darüber im Fernseh gesehen.
Liebe Grüße und gute Nacht
Angelika
Hallo Brigitta,
AntwortenLöschenich denke genauso wie Du, dass mir dieses überkommerzialisierte Weihnachten und dieses ganze Deko-Gehabe überhaupt nichts sagt. Aber Null Weihnachten geht bei uns nicht, da wir drei Kinder im Schlepptau habe. Absolut positiv war ich letzten Freitag beeindruckt, als ich in Leuven in Belgien war (Post folgt). Da war Null mit Weihnachtsdeko oder Weihnachtsmarkt, wie es nun in Bonn oder sonstwo ist. Ich wünschte, ich könnte die ganze Weihnnachtszeit in Leuven sein.
Gruß Dieter