Lieschen hat vor Jahren eine dieser Studien durchgeführt,
die sie so liebt. Begonnen hat es damit, dass sie sich ganze Tage lang
Bundestagsplenumssitzungen bei Phoenix angesehen hat und dann im Anschluss mit der
Berichterstattung in den gängigen Fernsehnachrichtenmagazinen verglichen hat. Nicht
selten war sie sehr erstaunt über die Auswahl der Politikerzitate und die
Schlussfolgerungen der meinungsmachenden Journalisten auch oder gerade im
öffentlich rechtlichen Fernsehen.
Nachdem sie dieses wochenlange Projekt
abgeschlossen hatte, kam ihr der Zufall zu Hilfe und in der Welt passierten schnell
hintereinander einige Katastrophen, die medial verwertet werden wollten und
unser Lieschen stürzte sich begeistert auf neue Untersuchungen. Diesmal nutzte sie exzessiv
die Fernbedienung, um die Lichtgeschwindigkeitsschnelle Berichterstattung samt
Hintergründen und Experteneinschätzung in den ersten Minuten und den
darauffolgenden Stunden auf den verschiedenen Fernsehsendern zu vergleichen.
Ihr war das schon damals alles zu schnell. Und auch zu wenig differenziert. Die
Kühe wurden durchs Dorf gehetzt und nicht selten bereits kurz darauf am
Dorfrand nicht einmal beerdigt. Keine Zeit für wirkliche Fragen, kein Interesse
für die wahren Hintergründe, offensichtlich in vielen Fällen fehlende
Informationen und für den Geschmack des Lieschens viel zu oberflächlich und aufgeregt.
Als die Liese sich dann endlich auch mit dem Internet
vertraut gemacht hat, hat sie zunächst auch die Newsletter der gängigen
Zeitungen und Magazine abonniert, zu Beginn gelesen und dann nur noch
überflogen.
Ganz anders als die Grete würde sie vermutlich keinen Zeitungsartikel
bezahlen wollen. Das Lieschen meint, dass die Mainstreammedien viel zu schnell
sind, seltsame Auswahlen in ihrer Informationspolitik treffen und eh voneinander
abschreiben. Wenn was Wichtiges geschieht wird sie es schon erfahren. Der Hermann
liest ja viele Zeitungen und gibt ihr oft Bescheid.
Sie selbst informiert sich täglich kurz grundsätzlich über
die Lage, oder das, was gerade mal wieder durchsickert. Und dann macht sie sich
selbst ihre Gedanken. Warum sickert gerade das, ausgerechnet heute durch?
Welches Ziel verfolgt wer? Das Lieschen ist sowohl den Politikern als auch den
Medienschaffenden gegenüber misstrauisch. Sie gräbt immer nach den
Hintergründen. Das liebt die Liese. Sie will es immer genau wissen. Und auf dieser Suche helfen ihr oft die vielen stilleren Veröffentlichungen im internationalen Netz von Menschen,
die nicht so sehr – oder anders - im bestehenden System verhaftet sind und sich
trauen, freier zu denken und zu handeln. Die meisten dieser Infos sind zudem noch kostenlos.
Lieschen meint, die Frau Korters sollte den Zuschuss vom Amt
nehmen solange es ihn noch gibt, sich ihr Leben so schön wie möglich gestalten und mit den Enkeln einfach eine gute Zeit verbringen. Materielle Geschenke, meint das Lieschen, sind überbewertet. Vielleicht mag das Fräulein Grete ihr das ja ausrichten, wenn sie das hier liest.
Eine interessante Betrachtung einer Protagonistin: Ein bisschen kritisch, die Verfasserin schimmert vielleicht ein bisschen mit durch.
AntwortenLöschenDas Gelesene werte ich zugleich auch als Gedankenanstoß gegen oberflächliche Werte, wie zum Beispiel die Schnelligkeit der Medien, was unzureichende Berichterstattung zur Folge hat.
Ungewöhnlich ist der Kontrast zwischen Grete und Lieschen. Aber das zeigt wiederum, dass Letztere nicht vorverurteilt und ihrem Umfeld nicht die Butter vom Brot nimmt, sondern es so nimmt wie es ist. Daraus können beide Seiten lernen: Oberflächlichkeit geht oft mit Gedankenlosigkeit einher, und Tiefgründigkeit und Idealismus ist bestrebt, seinen Standpunkt zu festigen und zu verbreiten. Letzteres könnte letztendlich weit schlimmere Folgen haben, denn wie oft schon wurde aus Idealismus eine Ideologie? Lieschen zeigt, wie das verhindert werden kann: Durch gegenseitigen Respekt, egal wie der Charakter des Gegenübers beschaffen ist.
lg Sina
Soo ein schöner Kommentar, liebe Sina!
AntwortenLöschenJa, in diesem Blog"projekt" geht es um Unterhaltung, gegenseitigen Respekt und Toleranz.
Beide Charaktere, Meinungen, Einstellungen und Lebensarten sind möglich, können einfach so nebeneinander stehen und führen im allerbesten Fall (so wie offensichtlich bei dir) zu eigenen Überlegungen.
Und natürlich hast du Recht, die Tippse vom Lieschen schimmert natürlich durch ... :-)))
Herzlichen Dank!!!! Ich freue mich seeehr über dein Lesen und deinen Kommentar!
lieben Gruß
Brigitta