Über Sex im Ramadan weiß das Lieschen leider nix Genaues. Aber über
Religionen und Kulturen weiß sie eigentlich viel. Sie liebt Kirchenglocken und auch rufende
Muezzins. Sie mag den Kulturen- und Religionenmix in Deutschland. Manchmal bleibt
sie in der Straßenbahn über ihr Ziel hinaus sitzen, weil sie es so mag, die
vielen ausländisch aussehenden Menschen zu beobachten. Vermutlich sind die
meisten Deutsche, sehen aber halt nicht so aus, wie Deutsche mal zuverlässig
aussahen. Oder irrt sie sich da?
Wie in deutschen Großstadtstraßenbahnen muss es wohl beim
Turmbau zu Babel zugegangen sein. Obwohl sie wahrscheinlich damals in diesen
vielen Sprachen vermutlich noch live miteinander gesprochen haben. Heute
sprechen ja viele in mobile Computer, die auch zum Telefonieren geeignet sind.
Auch wenn sie in der gleichen Bahn sitzen.
Lieschen mag diese Geräuschkulisse
und dieses fremdländische Flair. Oft denkt sie sich Geschichten zu den
Bahnfahrern und Innen aus. Oder sie lässt sich in Gespräche verwickeln, in
denen sie meistens viel erfährt. Über die Menschen, andere Kulturen, Religionen, regelmäßige
Feste, von denen sie bis dahin noch nie etwas gehört hat und geglückte oder
auch missglückte Integration, die ja heutzutage anders heißt, aber wohl nichts
anderes ist.
Neulich war unser Lieschen in einer der vornehmsten Städte
Deutschlands. Sie hat dort eines dieser Seminare besucht, von denen sie der
Grete besser keine Einzelheiten erzählt, weil die sonst vielleicht wieder mit
Wäscheklammer auf den Lippen um ihren Computer läuft. Baden Baden. Kurhaus.
Ein
bisschen Schiss hatte die Liese vor diesem Ort. Sie hat sich einen Auflauf
schönster Menschen in reichster Kleidung und ein Ambiente vorgestellt, in dem
sie sich wie der Elefant im Porzellanladen bewegen würde. Vorsichtshalber hatte
sie sich ihre beste Kleidung eingepackt. Zu sehr auffallen wollte sie ja doch
nicht.
Und was war sie erstaunt als sie das schöne Städtchen
erreichte. In wunderschönem Ambiente, das sogar unser Lieschen vertrug, fand
sie dort neben den russisch beschrifteten Geschäften, in denen ein Pullöverchen
so viel kostete wie die Liese in ihrem ganzen Leben niemals verbrauchen könnte, auch
Billigbäckereien, Eineuroläden und die üblichen Chinarestaurants mit dem
Mittagsmenü. Den hauptsächlich schwarzen Limousinen entstiegen Menschen in
perfekter Kleidung und mischten sich unter die Touristen, die sich den Ort mal in
Freizeitkleidung betrachten wollten, auffallend
vielen Frauen in Burkas und einer Menge anderer Menschen unterschiedlicher
Herkunft und vermutlich auch Religion.
Lieschen mochte auch die stillen Spaziergänge in den Anlagen
um das Miniaturflüsschen Os, bei denen sie neben den flanierenden Geldmenschen, regelmäßig die nach Mekka ausgerichteten Burkafrauen auf der Wiese beobachten konnte. Hat halt jeder seine eigene Religion. Die einen so und die anderen so. Sie
mag die Vielfalt. Von der wird sie dem Fräulein am Mittwoch noch mehr erzählen und
ihr auch ein bisschen Mut machen, den Eido auf die offene Frage doch selbst
noch einmal anzusprechen. "Nur Mut" wird sie sagen "Grete, nur Mut!".
Wieder einmal so schön auf den Punkt gebracht und nun habe ich die Seite abonniert, damit ich nichs verpasse. Ich musste beim Lesen grinsen, die Erwartungshaltung ist immer so groß und dann wird nur mit Wasser gekocht.
AntwortenLöschenToll Gruß Geli
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
AntwortenLöschenHier auch noch einmal DANKE!!!
AntwortenLöschenDiesmal speziell fürs "Toll" und fürs Abonnieren.
Grinsen beim Lesen ist ein prima Resultat, finde ich ...
lieben Gruß
Brigitta