Ach du meine Güte. Da hat sich das Lieschen aber geschüttelt, immer wieder das Lesen unterbrochen und tief durchgeatmet. Sie ist
gottfroh, dass sie nicht in der Situation war, auf das Gruseldrama dieser
Scheinsusi live reagieren zu müssen. Sie ist überhaupt froh, dass sie keinen
Fuß in diese Firma setzen muss, keinen Kollegen von der Grete kennt und diese
Verrücktheiten nicht zu ihrem täglichen Leben gehören.
Das Lieschen selbst hat auch schon in Firmen gearbeitet. Aber
da hat sie sich aus fast allem raus gehalten. Sie galt meistens als Sonderling
und das war ihr auch Recht so. Hat es ihr doch manchen Klatsch und Tratsch und
manches aufgeblähte Drama erspart.
Mittlerweile hat sie sich beruhigt, sitzt wieder still auf
ihrem Stuhl und diktiert mir, was ich schreiben soll. Dass sie es im Schutz ihrer vier Wände liebt,
von solch menschlichen Verrücktheiten zu hören, sie zu beobachten oder davon zu lesen,
soll ich auf jeden Fall erwähnen. Hätte sie die Susikevinsache selbst in Facebook beobachtet, und zuzutrauen
wäre das der Liese, sie guckt ja viel rum, dann hätte sie sich köstlich
amüsiert. Sie amüsiert sich überhaupt gerne über die Menschen, das Leben an
sich und auch über sich selbst.
Welche Anstrengung viele Leute unternehmen, ein bestimmtes
in ihren Augen gutes, schönes und erfolgreiches Bild von sich zu zeichnen ringt
ihr oft Verwunderung ab. Viele basteln mit solcher Akribie an der Vermittlung
eines Scheins, den sie gerne in die virtuelle und/oder die reale Welt werfen
wollen, dass es die Liese nicht selten in den Fingern juckt, einen der Finger
in die mit Sicherheit dahinter liegenden Wunden zu stecken. Sie tut das nicht
mehr. Braucht sie auch nicht, denn oft kommt die Wahrheit eh ans Licht. So wie
bei der Susi.
Wäre doch nun ne prima Chance für sie, ein wenig
innezuhalten, nach ihren echten Wunden zu suchen und ihr eigenes Verhalten zu
hinterfragen. Sie könnte sich selbst im Kevinspiegel gucken. Sie könnte einfach
zur Kenntnis nehmen, dass er gehandelt hat wie er gehandelt hat, fühlen, was
sie fühlt und im Grunde froh darüber sein, dass ihr das passiert ist. Aber
nein. Sie sagt, so wie das die meisten tun: ER hätte sich anders verhalten
sollen. Sie sagt nicht: ICH hätte mich anders verhalten sollen. Neinneinnein.
Der andere soll. Immer der andere soll. Nicht ich.
Ach du meine Güte. Jetzt ist das Lieschen doch wieder in
Aufregung geraten und spricht so schnell, dass ich mit dem Tippen kaum
nachkomme. Als ich sie stoppe, schweigt sie kurz und besteht dann darauf, dass
ich schreibe: Das Leben ist immer gut zu uns. Egal, was es uns beschert. Es ist
zu unserem Besten. Das gilt bestimmt auch für die Susi.
Jetzt ist sie ein wenig erschöpft, beendet ihre Beschäftigung
mit der Susi, nimmt ihr Laptop und ruft ihre Facebookstartseite auf. Spaß muss sein.
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Herzlichen Dank für Euer Interesse und die den Blog so sehr bereichernden Kommentare!
Beides ist sowohl der Liese als auch mir eine große Freude! :-)))