Montag, 25. November 2013

Lieschen ist doch flexibel und hat auch zu tun

Lieschens Antwort auf Fräulein Grete Meiers Post Nr. 100 ---> guckst du hier

Im ersten Moment hatte das Lieschen ja Mitgefühl mit Grete und ihren Kollegen. Von jetzt auf gleich in eine solch anstrengende Woche zu starten, erschien dem Lieschen als ein schweres Los. Dass die Firma auf der Kippe stand, hat sie ja eben zum ersten Mal gehört. Die Grete hat sie dann beruhigt und unter Lachen erzählt, dass sie alle froh sind, dass sie eine Gratifikation bekommen können und vor allem, dass ihre Arbeitsplätze erst einmal gesichert sind. Das hat die Liese dann natürlich verstanden und sich auch ein bisschen von Gretes guter Laune und ihren lustigen Erzählungen anstecken lassen.

Trotzdem denkt sie, dass von Arbeitnehmern heute viel verlangt wird. Die mittlerweile üblicherweise geforderte Flexibilität hätte das Lieschen gar nicht mehr. Denkt sie jedenfalls. Oder ist es vielleicht auch nur ihre Unfähigkeit zum Arbeitnehmertum? Lieschen wäre wohl kaum noch in der Lage, sich einem Arbeitgeber unterzuordnen. Vielleicht, so denkt sie dann, wäre sie schon noch ziemlich flexibel. Nur eben nicht im Betrieb eines anderen. 

Fast ihr gesamtes Erwachsenenleben lang war die Liese ja selbstständig. Keine Unternehmerin, aber selbstständig. Da hat sie natürlich meistens rund um die Uhr gearbeitet und von regelmäßigen Urlauben oder so Zeugs, das für Arbeitnehmer ja doch immer noch ziemlich selbstverständlich ist, lange Zeit nur träumen können. Aber sie wusste immer für wen sie es macht. Für sich oder für den Hermann und sich. Sie musste mit niemandem über Vorgehensweisen diskutieren und fühlte sich immer frei. Das ist dem Lieschen ja wichtig. 
Immer gab es einen Grund und ein Ziel für ihr Engagement. Und wenn es den nicht gab, hat sie einen Gang runter geschaltet. In Lieschens Fall ging es da immer sowohl um finanzielle als auch um inhaltliche Gründe und Ziele. Sie könnte sich vorstellen, dass es einem möglichen Chef vielleicht auf die Nerven gehen würde, wenn sie bei jeder Arbeit nach dem Sinn für sich, für ihn, für die Firma, für die Kunden und so weiter fragen würde. Während die Liese sich das vorstellt lacht sie sich fast kaputt und ist umso froher über ihr Leben, in dem sie selbst entscheiden kann und in dem sie sicher ist, dass aller Unsinn und jeder Fehler, der ihr unterläuft, auf ihrem eigenen Mist gewachsen ist. Eine prima Sache. 

Und doch beneidet sie manchmal die Grete, die in ihrem Beruf so völlig aufgeht und nur wenig infrage stellt. Wahrscheinlich einfach, weil es ihr dort Freude macht. Das ist ja vielleicht sogar die Hauptsache. Und Gottseidank sind ja nicht alle Menschen gleich. Sonst hätte Gretes Chef ja heute niemandem gehabt, der „ihm den Arsch retten“ könnte. Über diesen Gedanken, so formuliert, muss sie schon wieder lachen und ist sich natürlich auch wieder sicher, dass sie genügend flexibel ist. Sowohl körperlich, dafür macht sie schließlich genügend Gymnastik, als auch mental und überhaupt.


Und diese Flexibilität braucht sie ja jetzt auch wieder. Gottseidank ist der Grund dafür ein wunderbarer und Gottseidank winkt ihr eine Menge Freude und eine gute Zeit. Da ist sie sicher. Ein bisschen schade findet sie schon, dass sie  es der Grete eben am Telefon nicht erzählt hat. Aber sie wollte sie in ihrer Euphorie auch nicht von sich aus unterbrechen und gefragt hat sie schließlich auch nicht. Eigentlich trägt das Lieschen ja das „Herz auf der Zunge“. Im Normalfall hält sie ja kaum etwas zurück. Und schon gar nicht so etwas Wichtiges. Aber diesmal ist es ihr vielleicht sogar ein bisschen Recht, dass die Sprache noch nicht darauf gekommen ist. Vielleicht ist es in diesem Fall auch gut, wenn sie sich vorher überlegt, wie sie es der Grete erzählt. Vielleicht ist es am besten, wenn sie nicht sofort mit der Tür ins Haus fällt. 

Gottseidank hat sie ja bis zum Sonntagskaffee bei ihr noch genügend Zeit, sich einen Plan zu machen. Als sie das denkt, lacht sie wieder laut vor sich hin, die Liese. Sie und ein Plan für die Vermittlung einer Information ist schon eine lustige Vorstellung. Auch für sie selbst. Sie beschließt also das vermutlich einzig Richtige und lässt ihre Überlegungen los. Schließlich hat sie selbst noch mehr als genug zu tun bis zum nächsten Sonntag. Nur kurz denkt sie noch „Menschenskinder, wird die Grete Augen machen“, glaubt aber im Grunde daran, dass auch in diesem Fall das Leben dafür sorgen wird, dass alles gut wird.




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