Dienstag, 19. November 2013

Lieschen, der Welttoilettentag und jede Menge Erinnerungen

Lieschens Antwort auf Fräulein Grete Meiers Post Nr. 96 ---> guckst du hier

Lieschen ist ganz schockiert. Grete hat nämlich anlässlich des Welttoilettentages herausgefunden, dass 40 Prozent der Weltbevölkerung über KEINEN Toilettenzugang verfügen. Und in den restlichen 60 Prozent sind vermutlich auch noch jede Plumps- und Stehklozugänge verborgen. „Ach wie gut wir es haben“ denkt das Lieschen.

Sie selbst lebt ja in einem Haus, dass 100 Jahre alt ist. Zwei Weltkriege hat es überstanden und das Badezimmer wurde offensichtlich erst vor etwa 10 Jahren eingebaut. Mag sein, dass es vorher schon ein Wasserspülungsklo im Keller gegeben hat. Das weiß sie nicht. Dass es aber im Garten ein Plumpsklohäuschen gibt, in dem sie heute die Gartengeräte aufbewahren, das weiß sie.

Überhaupt gibt es diese ganze Hygiene- und Badezimmersache im Haus oder in der Wohnung noch gar nicht solange. Lieschen kennt noch einige Altbauwohnungen mit Etagenklo. So sehr lange ist das nicht her, dass sie, wenn sie bei Freunden übernachtete, nachts im Nachthemd im kalten Treppenhaus eine Halbetage nach unten laufen musste, wenn sie denn musste. Wer weiß, wie viele Menschen, auch in Deutschland, noch Pinkeltöpfe benutzen und sie nicht nur aus dem Museum kennen. Wie die Grete schon sagte: Da sprechen ja die Wenigsten gerne drüber.

„Wann wurde denn wohl das Klopapier erfunden?“ fragt sich das Lieschen weiter. Irgendwie hat sie Feuer gefangen und das Thema ruft alte Erinnerungen hervor. Sie hat in indischen Dörfern noch „Scheißplätze“ gesehen. So eine Art großer Marktplatz auf dem sich die Männer einfach auf den Boden hocken und scheißen. Ob es das heute noch gibt? Wahrscheinlich. Lieschen selbst ist nur dort „zur Toilette“ gegangen, wo es so eine Art Häuschen wenigstens mit Stehklo gab. Die Pensionen und billigen Hotels, die Lieschen vor ungefähr 15 Jahren kennengelernt hat, hatten nur Stehklos mit einer Dusche, die das gesamte Räumchen unter Wasser setzte, wenn man sie benutzte. Wenn überhaupt. Keine Abtrennung und natürlich kein Klopapier. Üblicherweise putzen oder putzten sich die Inder den Hintern mit ein bisschen Wasser und einer Hand ab. Mit der anderen essen oder aßen sie. Das hat Lieschen aber nicht nach- bzw. mitgemacht. Sie wusste ja bereits von der Erfindung von Klopapier und Besteck und hat sich beides dort gekauft, mit sich geführt und benutzt, wenn sie es brauchte.

Für die Hygiene und Gesundheit ist die Erfindung und Benutzung von Klopapier, ohne das wir Westler uns das Leben wohl kaum noch vorstellen können, ja eine prima Sache. Die Umwelt freut sich allerdings vielleicht an den vielen Menschen, die es nicht kennen oder nicht benutzen. Da kommt nämlich pro Person eine Menge Papier zusammen. Lieschen weiß das. Auch bei sparsamer Benutzung ist das ein Berg. Sie hat das nämlich jahrelang beobachten können. Das Häuschen im spanischen Wald war nämlich nicht an irgendein zentrales Abwassersystem angeschlossen, sondern hatte nur eine begrenzt große Sickergrube, die es übelnahm, wenn sie mit nichtabbaubarem Zeugs zu tun bekam. Also halfen der Hermann und die Liese, indem sie das meiste Klopapier in einem Eimer sammelten. Und wie gesagt. Da kommt was zusammen.


Das Lieschen findet ja die Zivilisation mit all ihren Annehmlichkeiten eine prima Sache, wundert sich aber an so Tagen wie heute, wenn sie sich an die Nicht- oder anderen Zivilisationen erinnert, wie schnell sie vergessen hat. Und wie schnell sie auch Berichte über die Kanalsysteme in deutschen Großstädten vergessen hat, die sie natürlich auch schon gesehen und gehört hat. Verstopft sind viele. Wegen der Wasserspartasten in den Toiletten und all dem Zeugs, das Menschen ins Abwassersystem „leiten“. Die Städte müssen die Kanäle immer wieder mit horrenden Mengen Trinkwasser  durchspülen. Und so weiter. Das Lieschen kommt jetzt vom Hölzchen aufs Stöckchen und beschließt, den Gedankenstrom zu stoppen bzw. ihm keine Aufmerksamkeit mehr zu schenken. 

„Wer hätte das gedacht, dass mir zum Welttoilettentag so viel einfällt“ denkt sie und ist erstaunt über sich selbst. Dachte sie doch heute Morgen noch, dass so ein Welttoilettentag ganz großer Quatsch ist. „Siehste mal, Liese“ sagt sie zu sich selbst „so kann Frau sich irren.“



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3 Kommentare:

  1. Stuhlgewohnheiten wäre auch ein schönes Thema, der eine vor, der andere nach dem Frühstück, mancher raucht eine Zigarette und der nächste braucht Kaffee, damit es flutscht.....
    Als junger Mensch war mir das alles egal, heute sehe ich das anders, aber Klopapapier gehört immer dazu, das flauschig weiche drei oder vierlagig von Aldi und Co.
    Liebes Lieschen du hast meinen Abend gerettet und dafür danke ich dir, ich liege am Boden vor lachen

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  2. Oh ja, meine Liebe, Toiletten auf halber Treppe, daran erinnere ich mich, als ich ganz klein war haben wir in solch einem Haus gewohnt und eine Bagewanne gabs auch nicht.
    Interessante Erläuterungen sind dir zu dem Tag eingefallen.

    Liebe Grüße und einen schönen Tag
    Angelika

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  3. Da hast du Recht, Lieschen - man kommt auf auf so viele Dinge, die man noch weiß, die man selbst erlebt hat. Mein Großvater hatte auch noch ein solches Häuschen. Mir war das aber nie geheuer. Die Stehklos habe ich in Nepal, Indien und Afrika auch erlebt. Ich empfand sie auf jeden Fall hygienischer als unsaubere Sitzgelegenheiten.
    Aber ich bin schon froh, dass es heute so ist, wie es ist.
    Einen schönen Restabend wünscht Dir
    Irmi

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Herzlichen Dank für Euer Interesse und die den Blog so sehr bereichernden Kommentare!
Beides ist sowohl der Liese als auch mir eine große Freude! :-)))