Dienstag, 30. Juli 2013

Das Lieschen, die Immunität und die Gier

Das Lieschen ist Gottseidank völlig immun gegenüber Goodies. Nicht nur gegenüber denen von der guten Frau Shopping, die das Fräulein Grete so in Stress versetzt hat. Sie lehnt auch gerne mal Zusatzgeschenkchen in Geschäften ab, die den Sinn haben, sie in Entzücken zu versetzen und sie beim nächsten Einkauf wie an einer unsichtbaren Freundlichkeitstreueschnur wiederholt in diesen Laden zu ziehen.

So etwas mag die Liese nicht. Lieschen liebt ihre Freiheit. Sie möchte sich nicht verpflichtet fühlen und sie wüsste auch meistens nicht, was sie mit dem Zusatzzeugs anfangen sollte. Hätte sie es begehrt, gebraucht oder gewollt, dann hätte sie es womöglich gesucht und gekauft.

Was ihr auch ein Dorn im Auge ist, sind diese Shoppingkarten. „Paybackkarte?!“ „Nö.“ „Darf ich ihnen eine ausstellen?“ „Nö, danke.“ „Sind sie sicher? Die Vorteile sind enorm!“
Neulich hat sie den geplanten Einkauf einfach an der Kasse liegen gelassen und ist gegangen, weil die Dame dahinter gar nicht aufhören wollte für die Karte zu argumentieren und unserer Liese immer wieder, durch die Blume,  meterhohe Dummheit unterstellte, weil sie sich die Rabatte bei zukünftigen Einkäufen dermaßen fahrlässig durch die Lappen gehen lassen wollte.

„Sie könnten so viel sparen“ war das Letzte, was noch auf der Rolltreppe ihre Ohren traf. Lieschen ist da komisch. Sie hat eine ganz andere Art, zu sparen. Sie vergleicht Preise und kauft mittlerweile einfach nur, was sie braucht. Klingt komisch. Ist aber so. DAS spart ne Menge.

Aber Lieschen will hier nicht verschweigen, dass es ein Eckchen in ihrem Leben gibt, in dem auch sie der Gier ein zu Hause gibt. Ihre kreativen Hobbies. DA glaubt sie dauernd irgendetwas zu brauchen. Vorsichtshalber. Wolle, Stoffe, Perlen, Farben, Knöpfe. Da hortet sie alles und da ist sie gegen kaum ein Schnäppchen immun und außerdem unfähig, nur vernünftige, kleine Mengen zu kaufen. Sie ersteigert lieber 100 Knäuel unterschiedlicher Wolle bei Ebay als 10 Knäuel im Wollladen für den gleichen Preis zu kaufen. Die sortiert sie dann in ihre Kisten und Kistchen und liebt es, in der farbigen Fülle zu schwelgen.
Sie könnte nichts Einfarbiges oder Langweiliges herstellen. Deshalb braucht sie Auswahl. Sie kombiniert so gerne. Farben, Materialien. Sie näht mit Wolle und strickt mit Stoff. Sie klebt die Perlen und fädelt Wollpüschel. Sie macht ihre eigenen Regeln. Nur für sich. Das liebt sie, die Liese. Das ist ihr Paradies.

Und manchmal verkauft sie auf dem Flohmarkt, was sie hergestellt hat und dann nutzt sie ihr gesamtes Wissen um die menschlichen Verrücktheiten in Bezug auf Schnäppchenjagd. Dann malt sie große Schilder, denen zu entnehmen ist, dass der Kauf von drei Teilen dem Preis von zwei Teilen entspricht. Und falls das noch nicht reicht greift sie ins Kästchen mit den Goodies. Das hat bis jetzt noch immer geklappt.

Hoffentlich erkennt das Lieschen die Grete morgen beim Kaffee. Nicht dass sie alle Kosmetikgoodies von der Frau Shopping auf einmal benutzt hat und das gesamte Gesicht so farbig ist wie Lieses vollgestopftes Hobbyzimmer.





Montag, 29. Juli 2013

3x Abseits

Lieschen weiß natürlich auch was Abseits ist. Nicht nur die Grete. Schließlich hat sie jahrelang mit dem Hermann zusammen Fußball geguckt. Also jedenfalls hat sie mit ihm zusammen auf dem Sofa gesessen, gestrickt, gehäkelt oder sinniert und in regelmäßigen Abständen gesagt „reg‘ dich nicht so auf, ist nicht gut für die Gesundheit“. 
Das kam nicht immer besonders gut an. Fußballfans lieben solche Erinnerungen nicht, hat sie gelernt. Gesellschaft gerne. Aber die Klappe halten muss sie, die Gesellschaft oder auch schimpfen und klagen und im Ernstfall ebenfalls im Zimmer rumlaufen. 
Mittlerweile hat sie sich das Fußballguckgesellschaftsein abgewöhnt. Egal ob Frauen- oder Männerfußball. Sie erkennt die Spielstände der wichtigen Spiele, ohne sie zu sehen, am Haussegen. Je schiefer desto grauenhafter für Hermanns Verein oder Deutschland oder den, der halt gerade gewinnen soll.

Lieschen ist das Gewinnen nicht so wichtig. Sie kann meist auch mit dem Sieg von Gegnern leben, nicht nur beim Fußball, der sie ja eh nicht interessiert. Aber einbezogen ist sie natürlich wie alle anderen Deutschen und Deutschinnen auch. Wenn Deutschland Europameisterin ist, will sie sich ja nicht ins Abseits stellen.  Und Titel kann man ja nicht genug haben, denkt sie. Wer weiß wofür das nochmal gut ist.

Aber noch einmal zurück zum Abseits. Abseits ist ja nicht nur die Sache mit dem einsamen Fußballspieler vor dem gegnerischen Tor oder das freiwillige Ausschließen aus irgend etwas, sondern auch Lieschens spezielle Situation, wenn sie anderen von ihrer eigenen Lieblingssamstagabendfernsehunterhaltung erzählt. 
Da wird auch gekämpft, gewonnen und verloren. Und DAS findet sie spannend. Die Sendung hat hohe Einschaltquoten, aber der Liese ist noch niemals jemand begegnet, der die Sendung auch guckt und vor allem hat sie noch niemanden persönlich kennen gelernt, der den kämpfenden Moderator mag und nicht sofort nach ihrem Geständnis einige Schritte von ihr zurückweicht, sie ins Abseits stellt und sich darüber auslässt, dass er ihn für ein Arschloch hält. 
Das Lieschen wundert das. Sie bewundert seinen fokussierten Kampfesgeist, seinen Einsatz, seine Fähigkeit, Spaß und Freude auch im Durchhalten und „Nochmaleinendrauflegen“, seine Ideen, seinen Mut und überhaupt. 

Auch da ist ihr nicht wichtig, wer um 2 Uhr morgens das Wattebällchen über die Linie pustet und gewinnt, aber sie sieht dem stundenlangen Treiben gerne zu. Nicht nur bei Schlag den Raab, sondern auch bei allen anderen TV Total Events. Sogar den jährlichen Autoverschrottungsabend mag sie. Nur nicht ganz so sehr wie eben Schlag den Raab.

Es kann gut sein, dass sie sich demnächst als Zeichen für Spaß und Freude, auch am Erfolg, den Doosh käuflich erwerben wird. Angeschaut hat sie ihn schon. Nicht nur im Video mit der Lena.



Sonntag, 28. Juli 2013

Lieschen hangelt sich am Erinnerungsseil tiefer in die Zeit

Die Inder verallgemeinern auch. Alle. Und die sprechen Englisch ähnlich wie Gretes Herr Heinevetter. Das weiß das Lieschen genau. Naja. Ziemlich genau. Also ganz genau genommen liegen ihre Indienreisen schon sehr viele Jahre zurück. Tiefste Vergangenheit. Und auch Indien ist wohl mittlerweile in seiner Zukunft angekommen. Über indische Gegenwart weiß sie leider wenig.

Also hangelt sie sich am Erinnerungsseil tiefer in die Zeit und sieht sich zwanzig Jahre jünger auf einer staubigen Straße in einem indischen Bergdorf.  Sie sitzt auf einem Stuhl am Rande der einzigen Straße, die durchs Dorf führt. Der Taxifahrer hat sie dort abgesetzt. Mitten in der Sonne 40 Grad. Er besorgt in der Autowerkstatt des Ortes, einem winzigen garagenartigen Gebäude mit Wellblechdach, ein wichtiges Ersatzteil, das sein altersschwaches Gefährt zum Weiterfahren überreden soll. Der Einbau dauert. Und während der langen Wartezeit flanieren die Dorfbewohnerinnen in einfachen, aber wunderschönen Saris mit ihren Männern und Kindern an unserer Liese, die auf dem Stuhl sitzt und in der Sonne brät, in langer Reihe vorbei. Immer wieder. Kein Wort. Nur Blicke. Erstaunte Blicke. Verwunderung von Menschen, die in einem Bergdorf leben und selten, ganz selten Nichtinder sehen. Hierhin hat sich wahrscheinlich noch kein englisches Wort verirrt.

Das war ihr erster Tag im fernen Land, in dem die Menschen miteinander jede Menge Sprachen und Dialekte sprechen. Wortlose und wortreiche. Zur tatsächlichen landstrichübergreifenden Verständigung untereinander brauchten und brauchen sie Englisch. Lieschen liebt die Aussprache der dörflichen Inder von damals. Ein Singsang, dem sie stundenlang zuhören konnte, ohne sich zu langweilen.

Nur wenige der Geschäftsleute, die sie auf ihrer ersten Reise kennen lernte, hatten Visitenkarten. Und wenn, dann keine der Sorte Edelbert. Damals galt auch dort, oder vielleicht gerade dort, das Sein noch mehr als der Schein. Naja. Jedenfalls hatten sie keine Visitenkarten mit irreführenden Jobbezeichnungen, die eher der Vertuschung als der Bekanntmachung  dienten.

„Brasser häs" hörte sie oft, wenn sie etwas in einem Lädchen suchte, das es dort nicht gab. „Kamm tomoro“. Und oft stimmte es. Die Ladenbesitzer, alle ohne weitere Titel  unterschiedslos miteinander verbrüdert, besorgten ihr oft zum nächsten Tag, was sie brauchte.

Lieschen weiß, dass sich die Zeiten geändert haben. Dort vermutlich doppelt so schnell wie hier. Auch damals schon hat sie Inder kennengelernt, die Herrn Heinevetter und Konsorten leicht Unterricht in echter englischer Aussprache hätten geben können, weil sie es perfekt sprachen. Im Ausland gelernt hatten und mit vielen anderen Fähigkeiten nach Hause brachten.

Ob der Herr Heinevetter ahnt, dass er vielleicht bei dem Versuch, eine deutsche Hotline zu erreichen in irgendeiner indischen Vorstadt „ankommt“ und mit jemandem spricht, der heute perfekt Deutsch, aber bis vor gar nicht so langer Zeit  englisch genauso ausgesprochen hat wie er.





Samstag, 27. Juli 2013

Lieschen Mueller macht auch Fehler

Lieschen Mueller macht auch Fehler. Nicht nur die Grete, die Anderen und die Politiker. Das hat sie eben auch dem Fräulein gesagt. Lieschen reagiert ebenfalls manchmal viel zu rasch. Nicht selten ist sie schneller empört als sie denken und die Situation tatsächlich erfassen kann. Damit steht die Grete nun wirklich nicht alleine in der Welt.

Früher hat das Lieschen dann auch die Gesichtsfarbe gewechselt. Rot wie sie dann war, hat sie sich geduckt, den Blick gesenkt und gehofft, dass niemandem auffällt, dass  sie mit der Reaktion daneben lag. 
Und manchmal, ganz manchmal hat sie den Spieß einfach rumgedreht und in Windeseile ihr Gegenüber angegriffen. Sie hat sich, quasi in Notwehr, irgendein Verhalten eines Beteiligten geschnappt und das an den Pranger gestellt, an den die eigene Voreiligkeit gehört hätte. In einigen Fällen ist das keinem der Beteiligten aufgefallen und es entstanden die schönsten Kriege. Vorwurf, Gegenvorwurf. Vorwurf, Gegenvorwurf. Vorwurf, Gegenvorwurf. Ein Spiel, das von sich aus kein Ende kennt, wenn es um die Fehlervertuschung geht.

Mittlerweile steht die Liese nicht mehr so sehr auf Kriege. Ihr ist der Frieden lieber. Glücklicherweise ist sie mit der Zeit erwachsener geworden. In vielen Fällen behält sie den Kopf mit offenem klarem Blick einfach oben und sagt z.B. „Upps. Mein Fehler“. Und meint das auch so.

Irgendwie hat sie die Angst vor Strafe verloren. Eines Tages war sie einfach weg. Schon eine Zeitlang. Einfach verschwunden. Das ist schön, findet das Lieschen. Das schont ihren Blutdruck. Auch den der Anderen. Und lässt sie oft entspannte Zeiten miteinander verbringen. Sie kann sich ausprobieren, muss sich nicht extrem kontrollieren und falls ihr ein Fehler passiert, gibt sie ihn zu, entschuldigt sich und versucht ihr Bestes, ihn wieder gutzumachen. Die gleichen Chancen räumt sie natürlich Anderen ebenfalls ein.

Sie hat der Grete eben manches Fehler-Beispiel erzählt, das noch vor Jahren zu langanhaltenden Stellungskriegen geführt hätte, sich heute jedoch einfach in Luft auflöst und nicht selten Beziehungen auf eine noch angenehmere Basis gestellt hat. Und auch Beispiele von Fehlern, die nur sie für welche hielt und niemand anderes. Oder von Fehlern, die sich nachträglich als das Beste herausstellten, was sie tun konnte.

Kurz nach der Verabschiedung von der Grete hat die Liese darüber nachgedacht, ob sie den Politikern auch von der Möglichkeit, Fehler einfach zuzugeben und den daraus resultierenden möglichen wunderbaren Folgen einmal erzählen sollte.  Doch sie weiß nicht, ob die Zeit schon reif ist. Noch erscheint ihr die Gefahr, für verrückt gehalten zu werden, zu groß.






Freitag, 26. Juli 2013

Spaß muss sein

Ach du meine Güte. Da hat sich das Lieschen aber geschüttelt, immer wieder das Lesen unterbrochen und tief durchgeatmet. Sie ist gottfroh, dass sie nicht in der Situation war, auf das Gruseldrama dieser Scheinsusi live reagieren zu müssen. Sie ist überhaupt froh, dass sie keinen Fuß in diese Firma setzen muss, keinen Kollegen von der Grete kennt und diese Verrücktheiten nicht zu ihrem täglichen Leben gehören.
Das Lieschen selbst hat auch schon in Firmen gearbeitet. Aber da hat sie sich aus fast allem raus gehalten. Sie galt meistens als Sonderling und das war ihr auch Recht so. Hat es ihr doch manchen Klatsch und Tratsch und manches aufgeblähte Drama erspart.

Mittlerweile hat sie sich beruhigt, sitzt wieder still auf ihrem Stuhl und diktiert mir, was ich schreiben soll.  Dass sie es im Schutz ihrer vier Wände liebt, von solch menschlichen Verrücktheiten zu  hören, sie zu beobachten oder davon zu lesen, soll ich auf jeden Fall erwähnen. Hätte sie die Susikevinsache  selbst in Facebook beobachtet, und zuzutrauen wäre das der Liese, sie guckt ja viel rum, dann hätte sie sich köstlich amüsiert. Sie amüsiert sich überhaupt gerne über die Menschen, das Leben an sich  und auch über sich selbst.

Welche Anstrengung viele Leute unternehmen, ein bestimmtes in ihren Augen gutes, schönes und erfolgreiches Bild von sich zu zeichnen ringt ihr oft Verwunderung ab. Viele basteln mit solcher Akribie an der Vermittlung eines Scheins, den sie gerne in die virtuelle und/oder die reale Welt werfen wollen, dass es die Liese nicht selten in den Fingern juckt, einen der Finger in die mit Sicherheit dahinter liegenden Wunden zu stecken. Sie tut das nicht mehr. Braucht sie auch nicht, denn oft kommt die Wahrheit eh ans Licht. So wie bei der Susi.

Wäre doch nun ne prima Chance für sie, ein wenig innezuhalten, nach ihren echten Wunden zu suchen und ihr eigenes Verhalten zu hinterfragen. Sie könnte sich selbst im Kevinspiegel gucken. Sie könnte einfach zur Kenntnis nehmen, dass er gehandelt hat wie er gehandelt hat, fühlen, was sie fühlt und im Grunde froh darüber sein, dass ihr das passiert ist. Aber nein. Sie sagt, so wie das die meisten tun: ER hätte sich anders verhalten sollen. Sie sagt nicht: ICH hätte mich anders verhalten sollen. Neinneinnein. Der andere soll. Immer der andere soll. Nicht ich.

Ach du meine Güte. Jetzt ist das Lieschen doch wieder in Aufregung geraten und spricht so schnell, dass ich mit dem Tippen kaum nachkomme. Als ich sie stoppe, schweigt sie kurz und besteht dann darauf, dass ich schreibe: Das Leben ist immer gut zu uns. Egal, was es uns beschert. Es ist zu unserem Besten. Das gilt bestimmt auch für die Susi.

Jetzt ist sie ein wenig erschöpft, beendet ihre Beschäftigung mit der Susi, nimmt ihr Laptop und ruft ihre  Facebookstartseite auf. Spaß muss sein.





Donnerstag, 25. Juli 2013

Beim nächsten Mal ...

„Kurz mal nach London und rasch wieder zurück. Habs schon gebucht.“ Das hatte der Hermann dem Lieschen so zwischen Tür und Angel gesagt und auch bereits alles andere geplant. „Supi“ fand die Liese das. Bis gestern. Da hat sie beim Kaffee mal mit dem Fräulein Grete darüber gesprochen und die fand das keine gute Idee. „Meinst du denn, du hältst das durch?“ hat sie gefragt und dabei zweifelnd geguckt. Den Kopf hat sie schief gelegt und die Lippen ein wenig zusammen gezogen. „Die Jüngste bist du ja nun auch nicht mehr“.

„Natürlich!“ hat die Liese gerufen und noch ein sehr lautes „Aber natürlich!“ hinterher geschoben. Wäre sie ein wenig leiser geblieben hätten sich die Damen vom Nachbartisch, die sich eh schon sehr für die Unterhaltung der beiden interessierten, vielleicht nicht eingemischt. Aber so fühlten sie sich geradezu eingeladen und überschütteten nun besonders das Lieschen, aber auch die Grete mit ellenlangen Hiobsbotschaftsgleichen Erzählungen von ätzenden Busreisen in ferne Städte. 

Lieschen erinnert sich nicht mehr an die Einzelheiten. Sie weiß nur noch, dass das Fräulein Grete oft genickt hat, aufgeregt immer noch einen Cappuccino bestellt hat und an manchen Stellen der gruseligen Berichte sogar mahnend den Zeigefinger gehoben hat.

Lieschen selbst hat den Damen dann Einhalt geboten, versprochen noch einmal darüber nachzudenken und darum gebeten, das Thema zu wechseln. Als die Grete dann mit den Giften in den Kosmetika anfing, verloren die Nachbartischdamen ziemlich schnell das Interesse an weiterer Einmischung. Kein Wunder. Einen kritischen Blick darauf konnten sie sich ganz offensichtlich nicht leisten. Sie waren von der Sorte, die vermutlich auch zum Briefkastenleeren so extrem geschminkt gingen wie sie sich hier präsentierten. Die Nachbarn könnten sie sonst vielleicht gar nicht erkennen und würden eventuell die Polizei wegen Hausfriedensbruch verständigen, wenn sie sie bar jedweder Farben im Treppenhaus hantieren sähen. Vermutete jedenfalls die Liese. Und leise flüsternd hat die Grete ihr zugestimmt.

Jedenfalls hat die Liese heute Nacht sehr schlecht geschlafen und immer wieder diese schrecklichen Argumente gegen die Reise im Bus hin und her bewegt. Und am Morgen hat sie dann entschieden, den Warnungen zu folgen und zu Hause zu bleiben.

Jetzt fährt der Hermann alleine. Findet er auch prima. Hauptsache London, sagt er. Der wollte die Warnungen der Damen von gestern gar nicht hören. Konnte er auch nicht, weil er sich einfach die Ohren zugehalten hat. Da hat auch Lieschens lautes Sprechen nix genützt.



Beim nächsten Mal wird sie das auch so machen, denkt sie jetzt. Einfach die Ohren zuhalten. Und nach London fahren wie Hermann. Und das Parfum einfach weiter benutzen wie die Grete. Beim nächsten Mal. 





Dienstag, 23. Juli 2013

3,8 Kilo, 16.24 Uhr und Candle in the wind


In der Tagesschau um 9, heute Morgen, haben sie quasi beiläufig die ungewöhnliche Tatsache erwähnt, dass gestern ein Kind geboren wurde. Von 5 Minuten Sendung nahm diese Meldung 2 Minuten ein. 
Zugegeben, so eine Geburt ist ein Wunder. Etwas, was uns alle viel doller in Erstaunen versetzen müsste als es das gemeinhin tut, meint das Lieschen. Jedenfalls hört sie selten in den Nachrichten davon. 

Weil sie sich schon gedacht hat, dass die Grete so wie die halbe Welt ganz aus dem Häuschen sein wird über DIESE Geburt hat die Liese gestern bereits den Focus Liveticker verfolgt und jede Menge über das englische Königshaus gelernt. Der Ticker wurde ja von jemandem geschrieben, der vermutlich noch nicht einmal gepudert mit seinem Kameramann vor den verschlossenen Türen des abgeriegelten Krankenhauses stand, nichts erfuhr, aber viele Sendeminuten, bzw in seinem Fall Zeilen, füllen musste. Er hat also ordentlich in der verstaubten Informationskiste mit der Aufschrift: englisches Königshaus gekramt und manches zutage gefördert, was die geneigte Öffentlichkeit und auch unser Lieschen über diesen lang Tag getragen hat. 
Und dann wusste das Lieschen doch schon ein paar Minuten vor dem Focus, dass dieses arme Kind bereits Stunden vorher das Licht der grellen Medienwelt erblickt hat. Twitter und ihrer Schnelligkeit sei Dank.

Sie hat Mitleid mit diesem noch Namenlosen. Ein Krebs isses wohl. Sagte die Astrologin zu Focus. Ganz knapp. Da ging es um Minuten. Sagt die Astrologin. Was das genau bedeutet, weiß die Liese noch nicht. Aber lange kann es ja nicht mehr dauern bis das Geburtshoroskop veröffentlicht wird und sich die Deutungen und Prognosen überschlagen werden. Krebs wie seine verstorbene Großmutter.
Häuslich sollen die sein, die Krebse, hat das Lieschen mal gehört. Im Kreise der Familie fühlen die sich am wohlsten, sagt man. Na, Prost Mahlzeit, denkt das Lieschen und hofft für das Kind, dass es England und die Welt als Familie akzeptieren wird.

Für seine Großmutter war das wohl alles nicht so ganz einfach. Und hat ja auch kein gutes Ende genommen. Oder war das vielleicht das Beste, was ihr passieren konnte? Man sagt ja: Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. Könnte vielleicht was Wahres dran sein. Denkt die Liese. Denn die Menschen lieben sie ja heute fast mehr als damals. Was wäre daraus wohl geworden, wenn auf die (vergessenen) Skandale und Skandälchen weitere gefolgt wären. Wenn aus dem Opfer Diana vielleicht auch noch medial die Täterin geworden wäre. Wenn aus der armen Diana einfach die Diana geworden wäre? Damals waren die Paparazzi noch schneller und aufdringlicher als die Medien, meint sich die Liese zu erinnern. Mit den Gepflogenheiten heute hätte sie es vielleicht schwerer gehabt.

Der erste Thronfolger im Handyfoto, Facebook und Twitter-Zeitalter. Das Kind braucht Nerven wie Drahtseile. Das Lieschen wünscht ihm viel Glück. 
Gleich wird sie sich das Würmchen und die frischfrisierten Eltern mal betrachten. Der Ticker bereitet schon seit 19.08 darauf vor und hatte sie glücklicherweise auch über die Tatsache informiert, dass der Hoffriseur bereits am Mittag das Krankenhaus betreten hatte. Sonst hätte sie sich über das Aussehen der frisch gebackenen Mutter auch noch Sorgen machen müssen.

Lieschen wird das der Grete zuliebe weiter beobachten. Mindestens bis Mittwochmittag. Mindestens bis zum nächsten Kaffee mit ihr. Morgen.



Montag, 22. Juli 2013

Lieschens Liebe zu der Vielfalt

Über Sex im Ramadan weiß das Lieschen leider nix Genaues. Aber über Religionen und Kulturen weiß sie eigentlich viel. Sie liebt Kirchenglocken und auch rufende Muezzins. Sie mag den Kulturen- und Religionenmix in Deutschland. Manchmal bleibt sie in der Straßenbahn über ihr Ziel hinaus sitzen, weil sie es so mag, die vielen ausländisch aussehenden Menschen zu beobachten. Vermutlich sind die meisten Deutsche, sehen aber halt nicht so aus, wie Deutsche mal zuverlässig aussahen. Oder irrt sie sich da?

Wie in deutschen Großstadtstraßenbahnen muss es wohl beim Turmbau zu Babel zugegangen sein. Obwohl sie wahrscheinlich damals in diesen vielen Sprachen vermutlich noch live miteinander gesprochen haben. Heute sprechen ja viele in mobile Computer, die auch zum Telefonieren geeignet sind. Auch wenn sie in der gleichen Bahn sitzen. 
Lieschen mag diese Geräuschkulisse und dieses fremdländische Flair. Oft denkt sie sich Geschichten zu den Bahnfahrern und Innen aus. Oder sie lässt sich in Gespräche verwickeln, in denen sie meistens viel erfährt. Über die Menschen, andere Kulturen, Religionen, regelmäßige Feste, von denen sie bis dahin noch nie etwas gehört hat und geglückte oder auch missglückte Integration, die ja heutzutage anders heißt, aber wohl nichts anderes ist.

Neulich war unser Lieschen in einer der vornehmsten Städte Deutschlands. Sie hat dort eines dieser Seminare besucht, von denen sie der Grete besser keine Einzelheiten erzählt, weil die sonst vielleicht wieder mit Wäscheklammer auf den Lippen um ihren Computer läuft. Baden Baden. Kurhaus. 
Ein bisschen Schiss hatte die Liese vor diesem Ort. Sie hat sich einen Auflauf schönster Menschen in reichster Kleidung und ein Ambiente vorgestellt, in dem sie sich wie der Elefant im Porzellanladen bewegen würde. Vorsichtshalber hatte sie sich ihre beste Kleidung eingepackt. Zu sehr auffallen wollte sie ja doch nicht.
Und was war sie erstaunt als sie das schöne Städtchen erreichte. In wunderschönem Ambiente, das sogar unser Lieschen vertrug, fand sie dort neben den russisch beschrifteten Geschäften, in denen ein Pullöverchen so viel kostete wie die Liese in ihrem ganzen Leben niemals verbrauchen könnte, auch Billigbäckereien, Eineuroläden und die üblichen Chinarestaurants mit dem Mittagsmenü. Den hauptsächlich schwarzen Limousinen entstiegen Menschen in perfekter Kleidung und mischten sich unter die Touristen, die sich den Ort mal in Freizeitkleidung betrachten wollten,  auffallend vielen Frauen in Burkas und einer Menge anderer Menschen unterschiedlicher Herkunft und vermutlich auch Religion. 

Lieschen mochte auch die stillen Spaziergänge in den Anlagen um das Miniaturflüsschen Os, bei denen sie neben den flanierenden Geldmenschen, regelmäßig die nach Mekka ausgerichteten Burkafrauen auf der Wiese beobachten konnte. Hat halt jeder seine eigene Religion. Die einen so und die anderen so. Sie mag die Vielfalt. Von der wird sie dem Fräulein am Mittwoch noch mehr erzählen und ihr auch ein bisschen Mut machen, den Eido auf die offene Frage doch selbst noch einmal anzusprechen. "Nur Mut" wird sie sagen "Grete, nur Mut!".






Sonntag, 21. Juli 2013

Lieschen lacht

Jetzt liegt das Lieschen auf dem Boden, windet sich und schlägt vor Lachen auf ihren Sitzsack ein. Und das nur, weil sie gerade Gretes Tagesbericht gelesen hat. Sie kann sich gar nicht mehr beruhigen. Die Vorstellung von der durch die Wohnung schleichenden Grete lässt sie immer lauter lachen, sich nun auf die Schenkel hauen, und auch sie hat die Finger bald schon am Telefonapparat, der bei ihr noch mit der Wand verbunden ist, hält sich aber noch rechtzeitig zurück. Sie kostet den Spaß noch ein bisschen alleine aus.

Die Grete ist halt nicht so verrückt wie die Liese, die immer alles extrem ausprobieren will. Hat auch seine Vorteile, einfach ganz normal zu sein. Und die Grete ist das. Wunderbar normal. Und lachen kann sie nicht nur über ihre Berichte, sondern auch mit ihr. Bei ihren Mittwochstreffen sind sie manchmal eine echte Attraktion im Café. Weil sie so viel reden und auch weil sie so viel lachen.

Vielleicht sollte das Lieschen demnächst ein bisschen vorsichtiger sein und ihr nicht alles erzählen, was sie wieder ausprobiert und erforscht hat. Nicht dass die Grete sich noch einen Sonntag versaut und letztlich Herrn Heinevetter schockiert.

Andererseits würde ihr dann ein solcher Bericht entgehen. Wär‘ auch wieder doof. Sie beschließt, alles so weiter zu machen wie bisher. Die Grete wird schon wissen, was sie tut. Lieschens Großmutter hätte gesagt: „Kind, mach ruhig, die anderen sind ja auch schon groß“. Und ihre Oma war eine weise Frau. Die hat auch manchmal nach der Stille gesucht, aber nicht so sehr in sich, sondern mehr im Außen. Oft hat sie, nicht nur zu Lieschen gesagt: „Still jetzt, ich will mich konzentrieren“ und sofort den Fernseher lauter gemacht oder demonstrativ ihr Romänchen (für nen Groschen) umgeblättert.

Die Liese sucht ja manchmal in sich selbst nach dieser Stille und auf dem Weg dorthin stolpert sie über eine Menge Gefühle und Gedanken, die sich in ihr breit gemacht haben und umherschwirren. Da ist oft ordentlich was los. Manchmal dauert das lange bis sich das in der Beobachtung irgendwie beruhigt. Dafür reicht ja so ein einziger Sonntag manchmal gar nicht aus. Das muss sie Grete bei aller Freude über ihr Experiment vielleicht doch noch sagen. Also greift unser Lieschen jetzt doch zum Hörer und danach kümmert sie sich um die Sache mit der Geothermie. Was das wohl wieder ist? „In dem Fall suche ich vielleicht doch besser im Außen nach Antworten“ sagt sie und befiehlt mir das Googlen.






Samstag, 20. Juli 2013

Lieschen auf der Suche nach den Hintergründen

Lieschen hat vor Jahren eine dieser Studien durchgeführt, die sie so liebt. Begonnen hat es damit, dass sie sich ganze Tage lang Bundestagsplenumssitzungen bei Phoenix angesehen hat und dann im Anschluss mit der Berichterstattung in den gängigen Fernsehnachrichtenmagazinen verglichen hat. Nicht selten war sie sehr erstaunt über die Auswahl der Politikerzitate und die Schlussfolgerungen der meinungsmachenden Journalisten auch oder gerade im öffentlich rechtlichen Fernsehen. 
Nachdem sie dieses wochenlange Projekt abgeschlossen hatte, kam ihr der Zufall zu Hilfe und in der Welt passierten schnell hintereinander einige Katastrophen, die medial verwertet werden wollten und unser Lieschen stürzte sich begeistert auf neue Untersuchungen. Diesmal nutzte sie exzessiv die Fernbedienung, um die Lichtgeschwindigkeitsschnelle Berichterstattung samt Hintergründen und Experteneinschätzung in den ersten Minuten und den darauffolgenden Stunden auf den verschiedenen Fernsehsendern zu vergleichen. 

Ihr war das schon damals alles zu schnell. Und auch zu wenig differenziert. Die Kühe wurden durchs Dorf gehetzt und nicht selten bereits kurz darauf am Dorfrand nicht einmal beerdigt. Keine Zeit für wirkliche Fragen, kein Interesse für die wahren Hintergründe, offensichtlich in vielen Fällen fehlende Informationen und für den Geschmack des Lieschens viel zu oberflächlich und aufgeregt.

Als die Liese sich dann endlich auch mit dem Internet vertraut gemacht hat, hat sie zunächst auch die Newsletter der gängigen Zeitungen und Magazine abonniert, zu Beginn gelesen und dann nur noch überflogen.

Ganz anders als die Grete würde sie vermutlich keinen Zeitungsartikel bezahlen wollen. Das Lieschen meint, dass die Mainstreammedien viel zu schnell sind, seltsame Auswahlen in ihrer Informationspolitik treffen und eh voneinander abschreiben. Wenn was Wichtiges geschieht wird sie es schon erfahren. Der Hermann liest ja viele Zeitungen und gibt ihr oft Bescheid.

Sie selbst informiert sich täglich kurz grundsätzlich über die Lage, oder das, was gerade mal wieder durchsickert. Und dann macht sie sich selbst ihre Gedanken. Warum sickert gerade das, ausgerechnet heute durch? Welches Ziel verfolgt wer? Das Lieschen ist sowohl den Politikern als auch den Medienschaffenden gegenüber misstrauisch. Sie gräbt immer nach den Hintergründen. Das liebt die Liese. Sie will es immer genau wissen. Und auf dieser Suche helfen ihr oft die vielen stilleren Veröffentlichungen im internationalen Netz von Menschen, die nicht so sehr – oder anders - im bestehenden System verhaftet sind und sich trauen, freier zu denken und zu handeln. Die meisten dieser Infos sind zudem noch kostenlos. 

Lieschen meint, die Frau Korters sollte den Zuschuss vom Amt nehmen solange es ihn noch gibt, sich ihr Leben so schön wie möglich gestalten und mit den Enkeln einfach eine gute Zeit verbringen. Materielle Geschenke, meint das Lieschen, sind überbewertet. Vielleicht mag das Fräulein Grete ihr das ja ausrichten, wenn sie das hier liest.





Freitag, 19. Juli 2013

Lieschen "cycled up"

Manchmal sieht sich auch das Lieschen Beautyvideos an. Nicht dass sie das bräuchte oder nutzte. Das soll niemand denken. Auch das FräuleinGrete nicht. Aber sie folgt verschiedenen Blogs, in denen die Schönheit groß geschrieben wird. Das Lieschen ist ja interessiert an der Welt wie sie heute ist. Und außerdem führen ihre Nichte und deren Freundinnen solche Internettagebücher. 
Sie betrachtet sich dann junge Mädchen, die vor Mauern, Badezimmerspiegeln und auf grünen Wiesen in ihren H&M-Outfits so perfekt posen wie sie es von ihren Stars in den Medien vorgemacht bekommen. Manche posten so viele Bilder, dass es der Liese manchmal fast schwindelig wird, ihr aber die Frage beantwortet, die sie bei ihren seltenen verkrampften Bummeln durch die Geschäftszonen der Innenstadt ständig mit sich herumträgt „Wer soll das alles kaufen und tragen? Wer braucht das?“. 
Die Mädels scheinen das zu brauchen. Mindestens für die Fotos für die Blogs und die Videos. Aber was machen die wohl danach damit? Hat sich die Liese dann doch noch gefragt, gehofft, dass das Zeug nicht im Restmüll landet und die Kleiderkreisel entdeckt. 
Wieder Fotos. Wieder ordentlich viel Begeisterung für uniformierte Kleidung. So erscheint es der Liese nämlich. Irgendwie sehen die Süßen alle gleiche aus, meint sie. Lieschen selbst richtet sich ja nach keiner Mode. Weder Vintage noch modern.

Sie trägt nur das, was ihr wirklich gefällt und praktisch ist. Manchmal sieht das schon besonders aus. Vielleicht sogar ein bisschen extravagant. Naja ungewöhnlich allemal. Und sie besitzt natürlich nicht viel mehr Kleidung als sie braucht. Das muss ja auch alles hergestellt werden. Vieles wohl von Kindern und versklavten Menschen in nahen und fernen Ländern, denen die verwendeten Giftstoffe in den Stoffen oft ordentlich zusetzen. 
Wenn es irgendwie geht, guckt die Liese auf Flohmärkten, Secondhandläden, Ebay und neuerdings eben auch in Kleiderkreiseln. Und dann „cycled sie up“. Die Ideen dazu hat sie aus Youtube-beauty-videos. Die sind manchmal ein bisschen langatmig. Aber die Liese kann ja vorspulen.

Nageldesign interessiert sie aber nicht. Das wäre ihr viel zu aufwändig. Zweimal in der Woche Farbe auf die Hände auftragen, so wie das Fräulein Grete, das kann sie sich für sich nicht mal vorstellen, geschweige denn tun. Das ist ihr zu übertrieben. Sie mag ihre Hände, Finger und Nägel genauso wie sie sind. Und außerdem würden die Lacknägel zu sehr leiden. Bei der Gartenarbeit und all den Dingen, die das Lieschen so den ganzen Tag lang tut.


Für die Grete ist das natürlich was ganz anderes. So eine Schreibtischtäterin schont ja die Nägel. Und wer weiß, vielleicht leisten ihr die roten Krallen auch gute Dienste in Bezug auf ihren Chef. Vorstellen kann sich die Liese das.



Donnerstag, 18. Juli 2013

Keine Schuhe, keine Sahne und viel Rauch


„Blauer Himmel mit zarten Federstrichen“ … . So könnte das Lieschen niemals formulieren. Sie würde nicht einmal bemerken, dass da am Himmel etwas ist, das frau so beschreiben könnte. Aber das Fräulein Grete Meier ist eine Poetin. Dauernd fällt ihr so etwas ein.  Lieschen bewundert das. Sie selbst ist ja viel pragmatischer. Sie sagt und fragt alles immer sehr direkt. Das erschreckt die Grete manchmal.

Dass sie gestern zum Kaffeetrinken zu spät kam, tut ihr leid. Gottseidank hatte Grete den Platz im Schatten organisiert. Das tat gut. Neue Schuhe hatte sie nicht. Dabei hatte sie sich durch 10! Geschäfte gequält und versucht, das Angebot genau unter die Lupe zu nehmen. Aber offensichtlich ist Bequemlichkeit beim Gehen heute kein Kriterium mehr für Schuhhersteller. Oder war sie nur in den falschen Geschäften oder hatte sie im grauenhaften Überangebot all dieser hochhackigen Treterchen übersehen, was sie suchte? Nämlich Schuhe, in denen sie gehen kann. Lieschen ist nicht gut im Einkaufen. Sie mag das nicht. Schon gar nicht bei solcher Hitze. „Aber vorgenommen ist vorgenommen“, hat sie am Morgen gedacht und ist losgezogen. Da ist sie ja konsequent.

Anders als die liebe Grete mit ihren ständigen Diäten, die sie eigentlich nicht nötig hätte und sowieso nie durchzieht. Da ist die Grete komisch. Ehrlich will sie sein, sagt sie immer, aber dann belügt sie sich selbst. Lieschen amüsiert das. Nicht nur, weil sie eben gelesen hat, was die Grete über ihren Gesundernährungstick schreibt. Auch wenn die Liebe das noch niemals gesagt hat. Lieschen weiß das eh. Die Art wie Grete den Blick senkt und nichts sagt, wenn Lieschen sich gesundes Zeugs samt Wasser bestellt und übers Essen spricht, erzählt im Grunde Bände. Lieschen macht sich manchmal einen Spaß daraus, diesen wortlosen Gesenktblick zu erzeugen. Ganz sicher klappt das wenn sie zum tausendsten Mal ihre Bedenken gegenüber Colalight, das die Grete so gerne trinkt, äußert. Am liebsten sagt sie „Guck dich doch mal um unter den Colalighttrinkerinnen und ruf mich, wenn du nur EINE wirklich schlanke darunter findest. Dieses Zuckerersatzzeug ist doch Gift und macht auch noch dick“. Und zack. Das Fräulein Grete senkt den Blick, schweigt und wechselt das Thema. Lieschen provoziert manchmal gerne, liebt Rituale und sie mag die Grete natürlich auch schweigend, Sahne essend, Diäten ankündigend, ab- oder unterbrechend – und überhaupt. So eine lange Freundschaft verträgt leicht alle Unterschiedlichkeiten, Marotten und Gewohnheiten.

Natürlich hat sie es wieder genossen, mit der Grete zu quatschen. So von Frau zu Frau. In vollständiger Freiheit. Nicht nur das Rauchen betreffend. Für den kommenden Winter wird sie wohl SEHR dicke wärmende Mäntel besorgen müssen. Dem kompletten Rauchverbot in Gaststätten sei Dank. Falls das ebenso schwer wird wie der Schuhkauf, fängt sie wohl am besten gleich morgen damit an.

Ob Alkoholtrinkende Menschen demnächst auch VOR den Kneipen und Cafés stehen müssen oder ist DAS den Politikern doch zu nah am eigenen Leben? Darüber könnte sich die Liese jetzt noch stundenlang auslassen. Aber sie hat ja zu tun. Die Mäntel müssen besorgt werden und morgen ist ja auch noch ein Tag.





Dienstag, 16. Juli 2013

Immer Frühstückspause oder natürlich ist das Beste


Menschenskinder hat die Grete heute viel erlebt. Lieschen mag es, diese Berichte in der Ruhe ihrer vier Wände zu lesen. Wenn ihr die Informationen über den Kopf wachsen und Knoten im Gehirn verursachen, kann sie sich ganz in Ruhe zurücklehnen und alles erst einmal sortieren. So ist ihr das recht. Sie hat ja praktisch den ganzen Tag Frühstückspause. Nur Gottseidank ohne Azubis, Chefs und enge Küchen.

Obwohl sie ja manchmal, selten wohl, aber manchmal so wie Pippi Langstrumpf denkt. Eines Tages wollte die unbedingt mit ihren Freunden Annika und Thomas in die Schule gehen. Und das nicht(!) weil sie, die immer frei hatte, in die Schule wollte, sondern weil sie auch mal Ferien haben wollte. Immer wenn dieser Gedanke kommt amüsiert sich das Lieschen sehr und lässt ihn vorüber ziehen. 

Sie mag ihr Leben so wie es ist. Sie ist froh, dass sie niemals Kinder bekommen hat. Schicksal würde die Grete wohl sagen. Prima Schicksal sagt die Liese! Jetzt ist sie ja auch schon alt. Zu alt, um daran noch was zu ändern. Gottseidank! Manchmal rechnet sie ihr Alter aus. Immer dann, wenn ihr im Fernsehen Menschen ab 40 für alt verkauft werden. Dann rechnet sie und denkt. Uih! Der sieht aber älter aus als ich. In den meisten Fällen bestätigt ihr das der Hermann gerne. 

Hermann hätte vielleicht gerne Kinder gehabt. Aber Lieschen wollte nicht und ohne sie ging das ja nicht. Obwohl es vielleicht doch irgendwie ohne sie gegangen wäre. Ob Leihmütter auch für solche Fälle herangezogen werden? Lieschen weiß das nicht, und eigentlich ist ihr das egal. Sie ist froh so. Nur manchmal denkt sie, wenn sie alte Schulfreundinnen mit ihren schnieken, nun schon sehr erwachsenen Söhnen sieht: och, wenn sie mal aus dem Gröbsten raus sind, kann man sich auch schön mit ihnen schmücken. Aber eigentlich ist die Liese nicht für Schmuck. Natürlich, sagt sie immer. Natürlich ist das Beste.

Für morgen hat die Liese bereits ihr Mittwochskleid zurecht gelegt und dem Hermann vorgekocht. Vielleicht geht sie nämlich ausnahmsweise mal vor dem Kaffetrinken mit dem Fräulein Grete noch ein bisschen durch die Stadt. Sie könnte ein paar neue Schuhe gebrauchen. Ihre sind schon ordentlich abgelaufen. Vielleicht schaut sie mal nach Neuen. Vielleicht. Dafür vorbereitet wäre jedenfalls alles.







Montag, 15. Juli 2013

Lieschen hat soooo einen Hals!


Und wieder eine Warnung! Iss´ das nicht, trink das nicht, meide das und tu das! Jeder Depp hält sich im Namen der Wissenschaft für einen Experten und die Übelsten unter ihnen suchen und finden die Möglichkeit, ihre Erkenntnisse als Hiobsbotschaften unter die Leute zu bringen. Und jetzt machen sie der lieben Grete auch noch solchen Kummer!

Wie sehr wünschte die Liese nun, das Ignorieren nicht beendet zu haben. „Kräutertees sind krebserzeugend!!!“ in Riesenlettern. Den Umstand mit den hohen Dosen, die 3! Menschengruppen meiden sollten, liest dann schon keiner mehr. In der Folge brechen die Umsätze der Kräuterteebranche ein, ein komplettes Kräuteranbauverbot wird in Brüssel bereits diskutiert, die Herren der Kaffeebranche reiben sich die Fingerchen, weil ihr Plan prima aufgegangen ist und Lieschen hat „sooooo einen Hals“.

Was kommt als nächstes, falls doch noch geringe Dosen von Kräutertees verkauft werden und der Ersatz-Kaffee-Umsatz nicht genügend in die Höhe schnellt? Was verbreiten sie dann? Riesenfotos vom ersten Kräuterteekrebstoten in allen Zeitungen? Experteninterviews in den Tagesthemen und allen vergleichbaren Sendungen? Jubelschreie der Herren und Damen der Pharmaindustrie, die einen Impfstoff aus dem Ärmel zaubern, den sie zufällig in großen Mengen vorrätig haben? Hochwichtig schauende Politiker, die auf dringende Empfehlung der Pharmariesen in einsdreißig ebenso dringend flächendeckende Impfungen empfehlen?

„Was folgt dann?“ fragt Lieschen ihren Hermann sehr, sehr laut und bestimmt, vergessend, dass er weder weiß, worum es geht noch irgendetwas damit zu tun hat. Sein erstaunter und wie immer klarer offener Blick bringt sie wieder auf den Boden, erinnert sie an die Notwendigkeit einer ruhigen Atmung für ein friedliches Leben und stoppt die Fokussierung auf diesen Gedankenhurrikan, dem sie vermutlich auch noch mal nachweisen, krebserregend zu sein.
Dass wieder viel zu viele Menschen die Notwendigkeit einer Impfung glauben und genau das für ihre geliebte Sicherheit ihren Körpern antun werden, denkt unser Lieschen dann viel langsamer und sehr still. Schließlich will sie keinen Herzinfarkt verursachen, den dann der den Tod feststellende Arzt fälschlicherweise als Todesursache in den Schein eintragen würde.

„Todesursache ist IMMER die Geburt! Nix anderes!“ erklärt sie zum hundertsten Mal ihrem geduldigen, immer noch nicht über das Thema informierten Hermann und brüht sich einen Baldriantee. Sicher ist sicher.






Sonntag, 14. Juli 2013

Lieschen ignoriert



Lieschen schüttelt den Kopf und wischt sich mit dem Unterarm die Tränen aus den Augen. Vor Wut hatte sie die Zwiebeln mit dem neuen Messer so malträtiert, dass ihr der beißende Saft mitten in beide Augen gespritzt ist.

Jetzt ärgert sie sich nicht nur über die blöden Kommentare im Radio, sondern auch noch über sich selbst.

Stellungnahmen, Artikelzitate aus der Presse, Meinungen, Interviews … . Was muss sie sich da bereits seit einiger Zeit anhören? Hätte es nicht gereicht, den Tuppes still schweigend anzuzeigen? Hätte man Youtube nicht ohne große Öffentlichkeit, zur Sperrung des Videos veranlassen können? Hätte Youtube das Video nicht selbst entdecken und sperren können? Wird doch offensichtlich eh alles durchleuchtet? Für irgendwas muss das doch gut sein!


Lieschen schaltet das Radio aus, wischt noch mal mit der Schürze über den Knopf des altersschwachen Dings, setzt sich und befiehlt laut und deutlich Beruhigung. Nicht nur sich selbst.
Der lacht sich doch ins Fäustchen. So wie Fritzchen, der Kleine von der Evelin, wenn er wieder blaue Briefe, Mahnungen und Beschimpfungen bekam, die seine Mutter in Verzweiflung und jede Menge Telefonate stürzten, ihm einen Batzen Aufmerksamkeit brachten und niemals irgendeine echte Konsequenz nach sich zogen. Evelin jammert schon seit Jahren: Alle, alle habe ich auf meiner Seite und nichts ändert sich! Der Fritz ist schwer erziehbar. Lange halte ich das nicht mehr aus. Dass sie es ist, die immer weitermacht, übersieht sie. Manchmal denkt Lieschen, sie ist froh darüber in Fritzchen einen Sündenbock und Ablenkung von sich selbst zu haben.



Grete sagt, einfach ignorieren! Recht hat sie. Einfach ignorieren. Lieschen will da mitmachen. Beim Ignorieren. Gesagt, getan. Das Kochen kann warten. Die Schürze kommt über die Stuhllehne und Liese rennt durchs ganze Haus und zieht alle Stecker. Auch die von Hermanns Computern und seinem persönlichen Fernseher. Die Zeitungen schleppt sie in den Ofen. Heute, wenigstens heute macht sie mit beim Ignorieren. Und Hermann natürlich auch.

Lieschen beginnt ein wenig zu tänzeln als sie sich die Kettenreaktion vorstellt an deren Ende das völlige mediale Ignorieren dieses Herrn steht.


Von wem die Liese hier gesprochen hat? Das sagt sie natürlich nicht. Ihre heutige Mission ist ja das Auslösen einer bahnbrechenden Kettenreaktion. Und natürlich die Fertigstellung des Mittagessens.





Samstag, 13. Juli 2013

Von Saftpressen im Dienste der Politik und nichts über Zahnersatz ...


Lieschen spricht nicht gerne über Zahnersatz. Den hat sie und gut ist. Abends raus und morgens wieder rein. Mehr ist das nicht. Die Gaumenplatte hält gut und gekostet hat das alles auch nicht die Welt. Obwohl ihrer noch aus einer Zeit stammt, in der es Versicherungen noch nicht beim Discounter gab und die Gebisse noch nicht selbständig durch die halbe Welt flogen. Und doch ist auch ihr Zahnfake aus fernen Landen. Lieschen weiß nicht genau, woher. Hermann hat es ihr damals besorgt. Auch der Flug war billig, sagt er.

Seitdem liebt Lieschen Püriertes und trinkt gerne Saft. Neulich hat sie sich eine dieser Saftpressen im Internet bestellt. Natürlich eine Günstige. Noch ein bisschen billiger als beim Discounter. Natürlich presst dieses Ding nicht allen Saft auf einmal aus dem Obst und dem Gemüse. Aber das macht Lieschen nichts. Sie hat ja Zeit. Stopft sie halt den Rest nochmal in die kleine Öffnung. Aus den Resten macht sie dann Frikadellen. Mit Eiern. Also nicht vegan. Eine Ausnahme. Lieschen liebt Ausnahmen und Hermann ist das egal. Er denkt sich sowieso die Tiere selbst ins Essen, das Lieschen ihm jeden Tag vorsetzt. Er weiß vermutlich nicht mal was vegan ist. Hauptsache es schmeckt, sagt er.


Aber zurück zu der Saftpresse. Nach dem Auspacken hat Lieschen auch kurz mal durch die Anleitung geblättert und entdeckt, dass man das Maschinchen nur 2 Minuten am Stück benutzen darf! Ist nicht wahr, hat sie gedacht und begonnen, sich schlau zu machen. Dank Google weiß sie nun, dass die Maschinen heutzutage im großen Stil auf Verschleiß gebaut werden. Es ist nicht mehr so wie früher. Da wurden noch Qualitätsteile in Gebrauchsgegenständen verbaut. Wenn da mal was kaputt ging, konnten das geschickte Menschen einfach wieder reparieren. Heute ist das nicht mehr so. Wegen dem Wachstum. Damit die Wirtschaft floriert sollen wir Kaputtes wegwerfen und neu kaufen, je mehr desto besser. Wenn wir das gemacht haben, sagt Lieschen, kann sich wieder einer dieser Politiker vor irgendeine Kamera, mit Fahne oder hübschem Baum im Rücken, stellen und irgendwas von "Aufschwung", "Nr. 1 in der Welt" und "Erfolg" erzählen. Mag sein, der glaubt daran, weil ihm jemand eine Statistik gezeigt hat und seine Frau auch immer neue Dinge kauft.

Lieschen will da nicht mitmachen. Sie kauft nur, was sie braucht. Sie mag diesen Überfluss nicht und macht sich Sorgen über den Verbleib von all dem Müll. Dem Politiker am Mikrofon ist der wohl egal. Vielleicht hat der ja auch noch nie Fotos von verhungerten aufgeschnittenen Fischen gesehen, deren Mägen voll von Plastik waren. 

Lieschen wird die Saftpresse pfleglich behandeln und Grete nochmal ins Gewissen reden. Nicht dass sie beim nächsten Kaffeekauf wieder mit Fußmatten, Espressomaschinen und Mixern in modernsten Farben nach Hause kommt, obwohl die alten noch gehen. Grete liebt Designwechsel und jede Saison neue Farben. Es soll immer alles schön zusammen passen und perfekt wirken. So ist die Grete. Im Grunde eine gute Politikergattin. Warum das nicht klappt, weiß Lieschen auch nicht. So einer hätte es doch gut bei ihr und könnte glauben, er sagt die Wahrheit, wenn er gefragt wird oder ihm jemand sagt: "Geh´ mal raus und beruhige die Meute".





Lieschen malt schwarzweiß



Von sich aus hätte Lieschen sich niemals zu Wort gemeldet. Nun hat sie aber kürzlich Fräulein Gretes Blog entdeckt und muss manches richtigstellen, sagt sie. Mit Macht hetzt sie mich an die Tasten.

"Nie wieder 20% auf alles" hatte die Grete schon im August vorletzten Jahres ins Telefon gelacht und sich über Lieschen amüsiert. Sie wusste das aus dem Wirtschaftsteil der Bildzeitung. Online. Sie solle die Aktien verkaufen. "Schnell!" sagte das Fräulein. Aber Liese war das egal. Hermann war es auch egal. "Gibt ja genug Baumärkte und ist ja nur Geld" hat er gemurmelt und weiter geschraubt. An was genau er geschraubt hat, weiß Lieschen heute auch nicht mehr zu sagen, aber es ist ja immer irgendetwas kaputt und ihr Hermann liebt das Reparieren. Kann sein, dass er auch damals schon davon gesprochen hat, dass man den Praktiker eh vergessen könne, Hornbach sowieso die besseren Angebote hätte und er im Moment alles hätte, was er brauche. Hermann lebt sehr im Moment. "Morgen ist ein neuer Tag" sagt er oft. "Mit oder ohne Praktiker" hätte er hinzufügen können. Kann sein, er hat es gesagt.

Nun ist es also soweit. Die Aktien sind wertlos und Baumarkt, Obi und Hornbach um eine Konkurrenz ärmer. Und deshalb reicher. Jedenfalls vielleicht. In der Zukunft.
Lieschen und Hermann haben nichts verloren. Die Aktien hat Hermann rechtzeitig verkauft. Jetzt "liegt das Geld auf dem Konto". Er hat also Zahlen gegen Zahlen getauscht. Lustig, findet Lieschen das. Grete nimmt das offensichtlich ernster und vermutet, sie würde Energie in die Rettung eines Unternehmens inmitten eines untergehenden Wirtschaftssystems stecken wollen.
Da kennt sie aber das Lieschen schlecht! Sollen die doch machen, was sie wollen. Schade findet sie das nur für die Angestellten. Obwohl sie auch da wieder denkt, es könnte auch Vorteile für sie haben. Ist doch oft so, dass gerade das, was in der Verkleidung einer Katastrophe daher kommt,  sich nach einiger Zeit nicht selten als echtes Glück entpuppt. Lieschen meint so was nicht zynisch. Lieschen denkt so. Aus Erfahrung und als Resümee ihrer Beobachtungen. Jetzt kommt sie ins Schwafeln. Vom Hölzchen aufs Stöckchen. So ist sie. Sie denkt viel und lange. Das schreibe ich jetzt aber nicht mehr alles mit. Nach längeren Verhandlungen ist sie einverstanden.

Sie wird es der Grete beim Kaffee erzählen, direkt nachdem sie sie gefragt hat, wie sie darauf kommt, dass sie … . Aber das hatten wir ja alles schon.

Während des Diktats hat das Lieschen für die Praktikerangestellten ein leuchtendes Schwarzweißbild gemalt. Es soll sie daran erinnern, dass auf jede Dunkelheit das Licht folgen wird und in beidem beides enthalten ist. Ein bisschen helfen will sie schon. Und vielleicht entdeckt ja der ein oder andere das grundsätzliche Leuchten im Bild. Wer weiß.