Lieschens Antwort auf Fräulein Grete Meiers Post Nr. 48 ---> guckst du hier
Dem Lieschen ist das egal, was die Leute über sie wissen. So
eine Girokonteröffnung am Schalter der Postbank inklusive Publikum, das in der
Folge eine Menge unnützer Informationen sein eigen nennen könnte, wäre ihr
vielleicht sogar Recht. Spart wahrscheinlich eine Menge Geld. Grete sagt
ja, dass das Konto kostenlos ist. Und es spart vermutlich auch noch jede Menge
Zeit! Das wäre dem Lieschen in diesem Fall das Wichtigere. Nicht dass sie keine
Zeit hätte. Nein. Zeit hat sie wie eigentlich alle Menschen genug. 24 Stunden
am Tag. Aber mit Zeugs verplempern, das sie nervt, möchte sie diese Zeit
keinesfalls.
Lieschen wollte neulich auch ein Girokonto eröffnen. Bei der
Sparkasse. Dass das eine Menge monatlicher Gebühren kostet hat sie gewusst. Für
die Übersichtlichkeit wollte sie aber ein zusätzliches Konto. Die Filiale ist
bei ihr in der Nähe. Und das wollte sie. Für den Notfall. Also war sie schon im
Vorfeld mit den Gebühren einverstanden. Und mehr gab es ja eigentlich nicht zu entscheiden. Dachte sie.
Um also nichts von ihrer wertvollen
Zeit zu verplempern hat sie bei der Sparkasse angerufen. Hat gesagt, dass sie
ein Girokonto eröffnen möchte. Eins für Privatkunden und gefragt, ob sie sofort
vorbei kommen könne. „Aber nein!“ hieß es am anderen Ende der Leitung. „Ich
glaube Frau XY ist bereits im Urlaub und ob sie eine Vertretung hat, weiß ich
gar nicht.“
„Uih Uih Uih“, dachte unsere Liese schon zu diesem Zeitpunkt, „eine
Schulung für telefonierende Mitarbeiter sollte bei dieser Bank ganz oben auf
der Todo-Liste stehen“. Es kam aber noch besser. „Das Beste ist, ich verbinde
Sie – obwohl die meisten ja gerade in der Pause sind.“ Lieschen glaubte ihren
Ohren nicht zu trauen, hob an, etwas wie „ach heben Sie doch ihre Konten für
Leute auf, die sich gerne verarschen lassen wollen“, aber sie wurde schon mit
Popmusik beschallt und hatte kein offenes Ohr mehr am anderen Ende der Leitung.
Um es kurz zu machen - das Lieschen möchte ja die Geduld der
LeserInnen nicht auf eine ähnliche Probe stellen wie die, die das Leben ihr
schenkte - es dauerte, aber sie bekam einen Termin für den nächsten Tag. Namen
und wesentliche Angaben zur Person und zum gewünschten Konto machte sie bereits
am Telefon.
Zum Hermann sagte die Liese in ihrer Naivität „die haben ja alle meine Angaben, vermutlich ist bereits alles vorbereitet, ich unterschreibe rasch und dann bin
schnell wieder zu Hause.“ Da hatte das Lieschen aber die Rechnung ohne die Bank
gemacht. Als sie zur vereinbarten Zeit in der Filiale eintraf, fand sie
jemanden, dem sie nach einiger Zeit von ihrem vereinbarten Termin berichten
konnte und der sagte „ach ja. Nehmen Sie da vorne Platz, die Frau Sowieso ist
noch im Gespräch.“ So etwas liebt das Lieschen. Termin. Und dann warten. "Haben
die Leute denn keine Uhren. Können die sich denn keine Zwischenminütchen in
ihre Kalender schreiben. Können die das Gespräch denn nicht straffen, wenn sie
wissen, dass die für dieses Gespräch vorrätige Zeit gleich durch die Sanduhr
gelaufen ist, können die denn nicht …?" Als sich ihre Gedanken überschlugen und sie kurz davor war, die
Geschäftsstelle unverrichteter Dinge zu verlassen – erhoben hatte sie sich
schon und in Richtung Ausgang hatte sie sich auch bereits gedreht, kam „ihre
Kundenberaterin“. Halb so alt wie das Lieschen. Führte sie zu „ihrem Platz“ und
begann irgendeinen Smalltalk mit ihr. Auch das hätte wieder gedauert, vermutete
die Liese also unterbrach sie die Dame freundlich aber bestimmt und wies auf
ihr Anliegen hin.
Auch hier macht es die Liese wieder kurz. Viel kürzer als es
sich zutrug. Auf dem Schreibtisch gab es einen riesigen Stapel Formulare.
Keines davon war bereits ausgefüllt. Auf das gestrige Telefonat deutete
lediglich ein Schmierzettel, auf dem Lieses Name falsch geschrieben war.
Sie wollte ein Girokonto. NUR EIN GIROKONTO! Und die Kundenberaterin
stellte ca. eine Milliarde Fragen zu ihren Gewohnheiten in Sachen Geld, pries
ihr Unternehmen in den höchsten Tönen, machte sich große Sorgen um Lieschens
Altersvorsorge, ihren Versicherungsstand und noch so vieles mehr, das, als das
Lieschen sich bereits wieder erheben wollte, in dem wunderbaren Satz endete „Die
Informationen sind nötig, damit wir ihnen den besten Service ever geben können.“
„Dann geben Sie mir ein Girokonto!“ hauchte das Lieschen mit letzter Kraft. Und
die Dame verstand. „Sie wollen also nur ein Girokonto?“ „Ja.“ „Ok. Dann fangen
wir an.“ Als die Dame an ihrem Schreibtisch doch noch die wichtige Frage hinzufügte
„und Sie sind sicher, dass Sie keine weiteren Beratungen wünschen?“ hat die
Liese den Ort des Grauens einfach wortlos verlassen.
Hermann fand, sie war lange weg und sie sehe schlecht aus.
Als sie begann ihm Ausschnitte der Geschichte zu erzählen klingelte das Telefon
und die Dame von der Bank versuchte es tatsächlich mit der Frage „Warum?“
Lieschen versteht nicht, dass Institute wohl in der Lage
sind, ihren Angestellten enormen Druck zu machen, ihnen aber keine
kundenorientierten guten Ausbildungen zukommen lassen. Oder wenigstens solche
Mitarbeiter aussuchen, die in der Lage sind, Kundenaussagen zu verstehen, zu
akzeptieren und dann auch noch genau darauf eingehen. So kann das doch nicht
klappen.
"Ach Lieschen, ach Lieschen,
AntwortenLöschenschenk mir ein paar Radieschen
aus deinem Garten vor dem Haus",
so ging einmal der Refrain eines Schlagers.
Ich hörte immer: "Schenk mir ein Paradieschen"
Tust Du das? Das würde mich aber freuen! Ansonsten: Weiter so! freut sich
Dingefinder Jörg
*lach ... ich habe mit dem Lieschen gesprochen. Natürlich sei sie bereit, dir Radieschen zu schenken, soll ich ausrichten. Für das Paradieschen bräuchte sie genauere Angaben. Sie weiß ja nicht, was eines für dich wäre.
AntwortenLöschenJaja. So ist sie. Immer sehr genau. :-)))
Danke fürs Reinlesen!
lieben Gruß
Brigitta
Lieschen, ach Lieschen,
AntwortenLöschenherrlich der kelien Spruch.
Aber nun mal ernst. Zu so einem Bankhaus kann man
doch kein Vertrauen haben, oder? Hast es richtig
gemacht, dass du abgehauen bist. Das nenne ich ganz
einfach Zivilcourage.
Liebe Grüße und einen schönen Abend wünscht
Irmi
Hallo, liebe Irmi,
LöschenTja. Ob man zu so einem Bankhaus Vertrauen haben kann? Ich denke man muss. Sind sie nicht alle in etwa so?
Die Angestellten haben extreme Vorgaben, was sie zur Erhaltung ihres Arbeitsplatzes verkaufen müssen, und können sich das bei all dem u.a. dadurch verursachten Stress doch gar nicht mehr leisten, tatsächlich auf das einzugehen, was der Kunde möchte? Oder?
Das Kompliment gebe ich dann an das ERFUNDENE Lieschen weiter. Ich selbst habe eine vergleichbare Situation (die ich hier satirisch erhöht habe) wohl erlebt. Bin aber bis zum Ende geblieben und habe das Bankhaus MIT neuer Girokontonummer verlassen.
lieben Gruß und herzlichen Dank für dein so treues Lesen!
Brigitta
Köstlich! Hier zu lesen ist auf keinen Fall verplemperte Zeit! Mein Paradebeispiel für unnütze Zeitfresser wären übrigens Haustürvertreter, die ich mir mit abgestellter Klingel vom Hals halte (für willkommene Besucher gibt´s den Hintereingang) und Telefonverkäufer, die ich schon beim Runterleiern der Begrüßungsformel unterbreche und freundlich (!) darauf hinweise, dass ich nix kaufen, testen oder geschenkt haben möchte. Aber auch das kapieren manche nicht...
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Christiane
*lach ... mit den Telefonverkäufern mache ichs genauso wie du ... und es nützt oft nichts ... Die brauchen im Regelfall ihren zweiten oder dritten Satz, um ihren Redeschwall beenden zu können. :-)))
LöschenDankeschön! fürs "Köstlich"! + natürlich überhaupt für den Zeiteinsatz und das Lesen! :-)))
lieben Gruß
Brigitta