Lieschens Antwort auf Fräulein Grete Meiers Post Nr. 45 ---> guckst du hier
Lieschen schüttelt den Kopf und wundert sich doch im Grunde
schon lange über nix mehr. Eine @schlandkette in den Farben der belgischen
Flagge mit eigenem Twitteraccount, aus dem so wunderbare Sätze geboren wurden
wie „Mir ist langweilig“, eine Kanzlerin, die diese Kette trägt und Gretes
Heidi Seelig, die aufgrund dieser Kette, die sie für besonders teuer hält, ihre
Wahlentscheidung getroffen hat. Na dann, Prost Mahlzeit, denkt die Liese und
regt sich besonders über die Einfallslosigkeit des angeblichen Designers auf. Zehn
gleich geformte längliche Perlen auf einem Faden. Doll! Das Lieschen hat noch
gestern Nacht eine echte @schlandkette gebastelt. Eine in der Feuer ist. Eine
mit Abwechsung. Es gibt nämlich Perlen in unterschiedlichen Formen möchte sie
den Designern, Kanzlerinnen und Bildleserinnen dieser Welt entgegenrufen.
Langeweile kann die Liese gar nicht vertragen. Nicht im
Fernsehen, nicht im Leben und nicht bei Schmuck. Erst dachte sie, sie würde die
Kette am Wahlsonntag tragen. Ein wunderbarer Anlass, fand sie. Doch dann schreckte sie
mitten in der Nacht von dem Gedanken auf, mit Kette sähe sie wie eine
Merkelwählerin aus. DAS will sie natürlich keinesfalls. „Mist“, dachte sie im
darauf folgenden Halbschlaf. „Mist. Jetzt
habe ich eine Kette, die ich nicht gebrauchen kann. Wieder so ein Ding, das nur
rumliegt, Platz vergeudet, Staub fängt und immer mal von rechts nach links
gelegt wird.“ So etwas kann die Liese noch weniger leiden als Langeweile.
Schon
am frühen Morgen hat sie begonnen, darüber nachzudenken, wem sie die Kette
geben könnte. Normalerweise findet sich schnell jemand, der Lieses ausrangierte
Dinge mag und haben möchte. Es gibt ja ne Menge Menschen, die es lieben, auch
solche Dinge zu besitzen, die sie einfach nur schön finden, aber im Grunde
nicht brauchen können. „Nun ja“ dachte unsere Liese „wird sich schon jemand
finden“, hat sich ein bisschen hübsch gemacht und ist los marschiert.
Ihr Ziel
war der Marktplatz der Kleinstadt, in der sie lebt. Mitten drauf hat sie sich
gestellt und erst einmal eine Zeitlang den Menschen beim Gehen zugesehen. Dann
hat sie sich ein Herz gefasst und eine freundlich schauende Dame angesprochen.
Sie hat ihr kurz die Entstehungsgeschichte der Kette erzählt und sie dann der bis
dahin interessiert Zuhörenden als
Geschenk angeboten. Eigentlich eine
einfache Sache. Hätte gut gehen können. Es wäre ja möglich gewesen, dass die
Dame einfach „JA, nehme ich gerne“ oder „NEIN, möchte ich lieber nicht haben“
gesagt hätte. Dann wäre das Lieschen entweder froh gewesen und hätte sie ihr
gegeben oder sie hätte gewusst, wo sie dran ist und hätte weiter nach einer
Zubeschenkenden gesucht. Aber nein. Es kam anders.
Die Dame schrie. Nicht ein
bisschen. Nicht nur mal kurz. Sie schrie sehr laut und lange. So laut und
lange, dass sich schon bald eine Traube Menschen um das Lieschen und die Dame
bildete, deren Geräusche den gellenden Schrei fast übertönten. Es begann ein wildes
Diskutieren um einen Sachverhalt, den ja nicht einmal die zunächst Beteiligten
wirklich einschätzen konnten. Die Dame schrie, die Menschenmenge teilte sich in
die, die annahmen, das Lieschen hätte die Frau bedroht und die, die annahmen,
die Dame hätte ein Problem, das völlig unabhängig vom Lieschen sei. Die zweite
Gruppe teilte sich noch einmal in solche, die annahmen, Liese sollte der Frau
helfen und die anderen, die ihr verhaltenes Verhalten eindeutig richtig fanden.
Plötzlich endete der Schrei. Die Dame schüttelte sich ein
wenig und schaute erstaunt in die Runde. Sie sagte „entschuldigen Sie
bitte, das passiert manchmal. Das ist ein Tic, der keinen Anlass braucht.
Zufall.“ Und zur Liese gewandt fügte sie hinzu „vielen Dank für ihr Angebot.
Die Kette gefällt mir gut, aber ich habe keine Verwendung dafür“, drehte sich
um, bahnte sich einen Weg durch die Menge und verschwand.
Das immer noch umringte Lieschen hielt die Kette in die
Höhe, brachte aber keinen Ton mehr heraus. Der erlebte Zufall war ihr doch nahe
gegangen. Und so erfuhr niemand mehr von der Möglichkeit, die lebendige Version
der @schlandkette sein Eigen nennen zu können. Die immer noch diskutierende Menge
löste sich auf und Lieschen schluffte nach Hause.
Im Laufe des Tages hat sie wohl wieder zu ihrer alten
fröhlichen Form zurück gefunden. Nur das Problem mit der Kette, die sie nicht
brauchen konnte, hatte sich leider noch nicht gelöst.
Erst jetzt. Nachdem sie mit
dieser Antwort auf Gretes Tagesbericht fast zum Ende gekommen ist, fällt ihr
auf, wie wunderbar doch Heidi Seeligs entbrannte Liebe zu dieser Kette ist. IHR
kann die Liese ihr schwarzrotgoldenes Machwerk schenken. Wunderbar!
Also fackelt sie nicht lange, setzt sich auf Hermanns Saxonette und rast zur Grete. Die ist
dann so nett und spendiert der Kette noch eine hübsche Verpackung. Beide
schreiben in großen Buchstaben „Für Heidi Seelig“ aufs Paket und Lieschen sinkt
erschöpft auf einen Stuhl.
Das war ein anstrengender Tag.
Boah, Brigitta - ja gibt es denn so was?
AntwortenLöschenMir gefällt deine Kette - die hättest du ruhig tragen können - nicht gerade am Wahlsonntag.
Übrigens: die seltsame Kette kostet 500 Euro - hat der Designer heute im Fernsehen bekannt gegeben.
Aber hör mal, du bist auch ganz schön mutig. Auf eine solche Mutprobe wäre ich nicht gekommen.
Die Aufregung über die Kette in allen Medien zeigt doch, dass Mutti nicht viel anderes
zu bieten hatte.
Einen schönen Abend wünscht
Irmi
500! Euro ... Mannomann! Und trotzdem oder gerade deswegen wird er sich jetzt nach dieser Präsentation nicht vor Aufträgen retten können. *lach ...
Löschenlieben Gruß
Brigitta
Herrlich,
AntwortenLöschenich wackel immer noch ein bisschen vor Lachen :-)
Was für ein Schreck so was wäre - auf einen Tic wäre ich auch nicht gekommen!
liebe Grüße, ich hoffe, das Lieschen hat sich vom Schreck erholt.
Und zur WM nächstes Jahr findet sich spätestens jemand für die Kette!
*lach ... Das Wackeln vor Lachen gefällt mir sehr!
Löschenlieben Gruß
Brigitta
Wow, die Kette von Lieschen hat wenigstens etwas Besonderes, besticht durch Vielfalt und Variation - was man von den Statements beim Duell nicht gerade behaupten kann. Angeblich lassen sich ja auch nahezu 50% der Menschen nicht durch diese "Schlacht" beeinflussen.
AntwortenLöschenDann vielleicht doch durch die Kette (s. Heidi Seelig...). Autsch, sage ich da nur.
Braucht es denn diese Symbole, weil die Parteien sich irgendwie angleichen, weil ein starker ideologischer Überbau fehlt, an dem man sich orientieren kann?
Na ja, der Kettenwirbel zeigt, dass das Duell ansonsten nicht allzu viel zu bieten hatte.
Das Erlebnis von Lieschen hat mich ein wenig erschreckt und doch ein Schmunzeln entlockt. Es war spannend, aber dass die arme Frau unter einem Tic leidet, hätte ich nie vermutet. Was es alles gibt.
Zum Glück findet Lieschens Kette nun doch die Anerkennung, die ihr gebührt.
Heidi wird sich freuen. Kleine Ironie dabei: Dies wird ihren Wahlentschluss sicher noch bekräftigen.
(Ob sich Lieschen mal als Designerin für Wahlpropaganda verdingen sollte???)
Wieder super geschrieben.
Ich werde mal meine Ketten durchforsten, was sich da so findet...
Lieben Gruß
Enya
Und wieder einmal stimme ich dir in allem zu, liebe Enya ... und wer weiß, vielleicht hast du ja auch schon eine Kette gefunden, die du zur Wahl tragen kannst, ohne ... :-)))
LöschenDanke + lieben Gruß
Brigitta
Hallo Brigitta,
AntwortenLöschenbei solche einem Schrei wäre mir auch der Schreck in die Glieder gefahren. Ich wäre aber auch nicht auf die Idee gekommen, in der Fußgängerzone jemand anzusprechen. Meine Erwartungshaltung wäre gewesen, dass die unbekannte Angesprochene sich abwendet oder sagt, dass sie kein Interesse an der Kette hat. Aber ein Schrei !?!?
Schöne Erzählung ...
Gruß Dieter
Ja. Bei so einer Aktion kann alles Mögliche passieren. Und vielleicht hat die Reaktion auch mit unserer Erwartungshaltung zu tun.
LöschenHerzlichen Dank fürs Lesen und den Kommentar!
Brigitta