Montag, 4. November 2013

Lieschen und die Handhabung der Axt im Haus

Lieschens Antwort auf Fräulein Grete Meiers Post Nr. 85  ---> guckst du hier  

Nachdem das Lieschen den ersten Schreck darüber überwunden hat, dass die Grete haarscharf an einem möglichen Stromschlag vorbei geschrabbelt ist, amüsiert sie sich über Grete und deren Erlebnisse am Sonntagabend. Selbst ist sie stets ratzfatz mit Hilfestellungen für Hinz und Kunz dabei und wenn sie mal Hilfe bräuchte, fragt sie nicht. Jedenfalls nicht sofort. Wie oft schon hat das Lieschen Berichte darüber gehört, dass die Grete stundenlang an irgendetwas rumgedoktort hat, obwohl es jemanden in ihrer Nähe gab oder gegeben hätte, dem es ein Leichtes gewesen wäre, das Gewünschte in kürzester Zeit für sie zu erledigen. Aber Handwerker und Computerspezialisten sind halt nicht automatisch auch Hellseher. Das kommt in deren Ausbildung ja auch gar nicht vor.

Und dann das Thema mit den Männern. Lieschen findet so einen Mann im Haushalt ja enorm praktisch. Allerdings ist es selten so wie die Grete sich das vorstellt, wenn sie im Havariefall den Mann im Haus vermisst. „Die Axt im Haus“ ersetzt selten  automatisch den „Zimmermann“. So eine „Axt“ will ja auch gefragt werden. Jedenfalls ist das Lieschens Erfahrung. Und manchmal hat die „Axt“ gerade anderes zu tun oder hat keine Lust und stellt sich taub oder repariert wohl, aber natürlich nicht dann wenn Frau das will. Und Lieschen wollte früher immer alles sofort. Und genau nach ihren Vorstellungen. Also haargenau nach ihren Vorstellungen. Das ist selten gut gegangen.

Vor dem Hermann hat das Lieschen mit einem Schreiner zusammen gelebt. „Uih“ hat sie zu Beginn der Beziehung gedacht, „das wird super. Nach und nach werden wir lauter schöne und praktische Möbel bekommen. Herrlich!“ Sie hatte Bilder von passgenau eingebauten Möbelstücken. Sie stellte sich die Wohnung völlig ohne „verschenkte Räume“ vor. Sie freute sich und hatte im Grunde die Bewerbung für den nächsten Wettbewerb in „Schöner Wohnen“ bereits fertig formuliert und quasi schon im Briefkasten. Gottseidank noch nicht wirklich, denn sie musste lernen, dass ihre Euphorie verfrüht war und die überlieferte „Weisheit“, dass ein Schuster oft die schlechtesten Schuhe trägt, vermutlich wahr ist. 

Alle. Wirklich alle anderen, die Möbel bei Lieschens Schreinerfreund bestellten, bekamen sie. Manche zahlten gut dafür und manche fragten einfach geschickt. Viel geschickter als das Lieschen. Die sagte nämlich zum Beispiel „wir brauchen … unbedingt! Bald …“. Während andere Damen erst einmal deutlich machten, wie besonders bewundernswert ein Mann mit solch handwerklichen Fähigkeiten ist. Das half schon einmal sehr. Wenn sie dann noch deutlich herausstellten, dass sie das, was sie brauchten, leider, leider gar nicht herstellen oder bezahlen könnten, wuchsen ihre Chancen sehr. Je weniger die Frauen sich bemühten, selbst handwerklich geschickt zu werden, desto fröhlicher und lieber hat „Lieschens Axt“ in deren Häusern für „Klarschiff“ gesorgt. Damals hat das die Liese wahnsinnig gemacht. Heute ist sie froh über die Erfahrung, aus der sie im Laufe der Zeit eine Menge gelernt hat. Und damit meint sie nicht nur die korrekte Handhabung eines Akkuschraubers, die Kenntnis verschiedener Holzeigenschaften und die Tatsache, dass sie weiß, was Kantenbrechen ist und das auch kann.

Heute ist sie ein großer Fan von Aufgabenteilung, weiß zu schätzen, dass der Hermann andere Dinge kann als sie und vor allem hat sie das offene Fragen und Bitten gelernt. Wenn Hermann eine Aufgabe übernommen hat, „darf“ er die machen, wann ER will und „muss“ sie nicht erledigen, wann das Lieschen meint, dass es richtig wäre, es zu tun. Auch mit einem Nein kommt die Liese mittlerweile sehr gut zurecht. Das heißt aber nicht, dass sie ihren Wunsch dann unbedingt aufgibt. Es kann sein, dass die Aufgabe in der Folge ein externer Handwerker erledigt oder sie Hermann nach seinen Wünschen und Bedingungen fragt. Manchmal tauscht sie Gefallen gegen Gefallen. Ganz explizit. Verhandeln kann das Lieschen mittlerweile prima und auch der Hermann mag das mit den Jahren immer mehr. Klarheit hilft und verhindert eine Menge „böses Blut“ .


Wäre das Lieschen in Gretes Sonntagabendsituation und der Hermann zu Hause gewesen, hätte er vermutlich sofort das Wasser abgestellt, den Fehler entdeckt und die halbe Nacht im Internet Preise für Durchlauferhitzer verglichen. Mit Gretes Satz „Morgen früh brauche ich UNBEDINGT warmes Wasser … ungeduscht geht GAR NICHT“ wäre die Liese sicher nicht durchgekommen, hätte es aber auch gar nicht versucht. Irgendetwas wäre ihr schon eingefallen, um die Ungeduschtheit optisch zu kaschieren oder sie hätte halt auf dem Weg kurz im Schwimmbad angehalten.

Mag sein, das die Grete mit ihrem Herrn Heber im Haus und einer Wohnung ganz für sich besser dran als das Lieschen. Mag sein, dass Lieses Situation die bessere ist. Wer weiß das schon?



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2 Kommentare:

  1. Wer weiß das schon und wer ist eigentlich immer Hinz und Kunz, von denen so oft im Leben die Rede ist? Ein Schreiner als Ehemann puhhh, da habe ich viel zu kombinieren. Lieschen ist völllig anders als die Grete und das mancht die Blogs, die Diskussionen so interessant.

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  2. Hier kann ich wieder mal heftig nicken. Lieschens Erfahrung habe ich auch gemacht. Ein Mann, der alles kann (anscheinend), bewundernswert, aber man muss ihn eben lassen...Er macht, wann er es möchte und vor allem auch wie...
    Prima finde ich das sich Ergänzen, denn jeder hat irgendetwas, das er besonders gut hinbekommt. Klar, zuweilen ist verhandeln nötig, man kann aber auch lernen voneinander.
    Für vieles gibt es auch eine Lösung, wenn das Übliche mal nicht funktioniert. Hier kann Grete sicher von Lieschen etwas abschauen.
    Und kleine Katastrophen machen das Leben spannend. Das ist aber nur in meinen Gedanken, ein kleiner Wunschtraum....
    Mich bringen leider auch oft Kleinigkeiten aus dem Konzept und wenn was nicht funktioniert, lege ich schon mal eine Nachtschicht ein.

    Ich glaube, dass es wichtig ist,seine eigenen Fähigkeiten richtig einzuschätzen, sich etwas zuzutrauen, aber auch die eigenen Grenzen zu erkennen. Dann könnte es doch im Miteinander prima funktionieren. Egal ob mit Mann im Haus oder mit dem Nachbarn.

    Welche Situation hier die bessere sein mag, diese Frage muss sich dann vielleicht gar nicht stellen.

    Wieder ein prima Teil aus Lieschens Erfahrungsschatz.
    Lieben Gruß
    Enya

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Herzlichen Dank für Euer Interesse und die den Blog so sehr bereichernden Kommentare!
Beides ist sowohl der Liese als auch mir eine große Freude! :-)))