Dienstag, 23. Juli 2013

3,8 Kilo, 16.24 Uhr und Candle in the wind


In der Tagesschau um 9, heute Morgen, haben sie quasi beiläufig die ungewöhnliche Tatsache erwähnt, dass gestern ein Kind geboren wurde. Von 5 Minuten Sendung nahm diese Meldung 2 Minuten ein. 
Zugegeben, so eine Geburt ist ein Wunder. Etwas, was uns alle viel doller in Erstaunen versetzen müsste als es das gemeinhin tut, meint das Lieschen. Jedenfalls hört sie selten in den Nachrichten davon. 

Weil sie sich schon gedacht hat, dass die Grete so wie die halbe Welt ganz aus dem Häuschen sein wird über DIESE Geburt hat die Liese gestern bereits den Focus Liveticker verfolgt und jede Menge über das englische Königshaus gelernt. Der Ticker wurde ja von jemandem geschrieben, der vermutlich noch nicht einmal gepudert mit seinem Kameramann vor den verschlossenen Türen des abgeriegelten Krankenhauses stand, nichts erfuhr, aber viele Sendeminuten, bzw in seinem Fall Zeilen, füllen musste. Er hat also ordentlich in der verstaubten Informationskiste mit der Aufschrift: englisches Königshaus gekramt und manches zutage gefördert, was die geneigte Öffentlichkeit und auch unser Lieschen über diesen lang Tag getragen hat. 
Und dann wusste das Lieschen doch schon ein paar Minuten vor dem Focus, dass dieses arme Kind bereits Stunden vorher das Licht der grellen Medienwelt erblickt hat. Twitter und ihrer Schnelligkeit sei Dank.

Sie hat Mitleid mit diesem noch Namenlosen. Ein Krebs isses wohl. Sagte die Astrologin zu Focus. Ganz knapp. Da ging es um Minuten. Sagt die Astrologin. Was das genau bedeutet, weiß die Liese noch nicht. Aber lange kann es ja nicht mehr dauern bis das Geburtshoroskop veröffentlicht wird und sich die Deutungen und Prognosen überschlagen werden. Krebs wie seine verstorbene Großmutter.
Häuslich sollen die sein, die Krebse, hat das Lieschen mal gehört. Im Kreise der Familie fühlen die sich am wohlsten, sagt man. Na, Prost Mahlzeit, denkt das Lieschen und hofft für das Kind, dass es England und die Welt als Familie akzeptieren wird.

Für seine Großmutter war das wohl alles nicht so ganz einfach. Und hat ja auch kein gutes Ende genommen. Oder war das vielleicht das Beste, was ihr passieren konnte? Man sagt ja: Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. Könnte vielleicht was Wahres dran sein. Denkt die Liese. Denn die Menschen lieben sie ja heute fast mehr als damals. Was wäre daraus wohl geworden, wenn auf die (vergessenen) Skandale und Skandälchen weitere gefolgt wären. Wenn aus dem Opfer Diana vielleicht auch noch medial die Täterin geworden wäre. Wenn aus der armen Diana einfach die Diana geworden wäre? Damals waren die Paparazzi noch schneller und aufdringlicher als die Medien, meint sich die Liese zu erinnern. Mit den Gepflogenheiten heute hätte sie es vielleicht schwerer gehabt.

Der erste Thronfolger im Handyfoto, Facebook und Twitter-Zeitalter. Das Kind braucht Nerven wie Drahtseile. Das Lieschen wünscht ihm viel Glück. 
Gleich wird sie sich das Würmchen und die frischfrisierten Eltern mal betrachten. Der Ticker bereitet schon seit 19.08 darauf vor und hatte sie glücklicherweise auch über die Tatsache informiert, dass der Hoffriseur bereits am Mittag das Krankenhaus betreten hatte. Sonst hätte sie sich über das Aussehen der frisch gebackenen Mutter auch noch Sorgen machen müssen.

Lieschen wird das der Grete zuliebe weiter beobachten. Mindestens bis Mittwochmittag. Mindestens bis zum nächsten Kaffee mit ihr. Morgen.



4 Kommentare:

  1. Mich interessiert dieser ganze Königsschmonzes eigentlich gar nicht, aber deinen Blog lese ich doch mit großem Interesse. Nun wollen alle noch wissen wie das Kindlein heißen wird.....
    Kinder sind ein Geschenk des Himmels und egal ob arm oder adel, sie sind doch gleich.
    Wieder einmal einmal ein Sahnestückchen, das Lesen ein herrlicher Genuss - Geli

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  2. Lach. Ja ... ich kann mein Interesse im Normalfall auch zügeln ... aber DIESER Extremhype hat schon seinen ganz eigenen Reiz.

    Ähnlich wie der um Lady Di ... ein erstaunliches Phänomen.

    Ich war damals als sie verunglückt ist ohne irgendwelche mediale Informationen in Indien. Wusste also von nichts als ich einen Tag später die Rückflüge angetreten habe. Informiert haben mich dann die Passkontrolleure an den Flughäfen, die mich ja unschwer als Europäerin erkennen konnten.

    Und die haben GEWEINT!!! Bitterlich ... "So eine gute Frau" haben sie gesagt und mich umarmt, weil sie annahmen, dass es mich genauso treffen würde wie sie selbst. ... Das habe ich auf dem Rückflug mehrfach erlebt. Ein Phänomen, das ich nicht vergesse.

    Dir wieder herzlichen Dank!!!

    lieben Gruß Brigitta

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  3. Moin moin :D

    ich habe meinen Senf zum royalen baby schon bei der grete dazu getan...ihr tauscht euch ja sicher aus. ;)

    deine seite ist echt toll... sehr erfrischende sicht auf das Tagesgeschehen!!

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  4. Hallo EmKa,

    lach, ich hab mir den Kommentar einfach bei der Grete angeguckt ... ich stimme dir zu, bis auf die Sache mit dem Sommerloch ... ich fürchte, das Theater hätte fast alle Meldungen von Seite 1 vertrieben ... :-)))

    Und .. Danke!!! Ich freu mich, dass du Lieschens Antworten auf Grete liest und gefällt.

    lieben Gruß
    Brigitta

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Herzlichen Dank für Euer Interesse und die den Blog so sehr bereichernden Kommentare!
Beides ist sowohl der Liese als auch mir eine große Freude! :-)))