Samstag, 13. Juli 2013

Lieschen malt schwarzweiß



Von sich aus hätte Lieschen sich niemals zu Wort gemeldet. Nun hat sie aber kürzlich Fräulein Gretes Blog entdeckt und muss manches richtigstellen, sagt sie. Mit Macht hetzt sie mich an die Tasten.

"Nie wieder 20% auf alles" hatte die Grete schon im August vorletzten Jahres ins Telefon gelacht und sich über Lieschen amüsiert. Sie wusste das aus dem Wirtschaftsteil der Bildzeitung. Online. Sie solle die Aktien verkaufen. "Schnell!" sagte das Fräulein. Aber Liese war das egal. Hermann war es auch egal. "Gibt ja genug Baumärkte und ist ja nur Geld" hat er gemurmelt und weiter geschraubt. An was genau er geschraubt hat, weiß Lieschen heute auch nicht mehr zu sagen, aber es ist ja immer irgendetwas kaputt und ihr Hermann liebt das Reparieren. Kann sein, dass er auch damals schon davon gesprochen hat, dass man den Praktiker eh vergessen könne, Hornbach sowieso die besseren Angebote hätte und er im Moment alles hätte, was er brauche. Hermann lebt sehr im Moment. "Morgen ist ein neuer Tag" sagt er oft. "Mit oder ohne Praktiker" hätte er hinzufügen können. Kann sein, er hat es gesagt.

Nun ist es also soweit. Die Aktien sind wertlos und Baumarkt, Obi und Hornbach um eine Konkurrenz ärmer. Und deshalb reicher. Jedenfalls vielleicht. In der Zukunft.
Lieschen und Hermann haben nichts verloren. Die Aktien hat Hermann rechtzeitig verkauft. Jetzt "liegt das Geld auf dem Konto". Er hat also Zahlen gegen Zahlen getauscht. Lustig, findet Lieschen das. Grete nimmt das offensichtlich ernster und vermutet, sie würde Energie in die Rettung eines Unternehmens inmitten eines untergehenden Wirtschaftssystems stecken wollen.
Da kennt sie aber das Lieschen schlecht! Sollen die doch machen, was sie wollen. Schade findet sie das nur für die Angestellten. Obwohl sie auch da wieder denkt, es könnte auch Vorteile für sie haben. Ist doch oft so, dass gerade das, was in der Verkleidung einer Katastrophe daher kommt,  sich nach einiger Zeit nicht selten als echtes Glück entpuppt. Lieschen meint so was nicht zynisch. Lieschen denkt so. Aus Erfahrung und als Resümee ihrer Beobachtungen. Jetzt kommt sie ins Schwafeln. Vom Hölzchen aufs Stöckchen. So ist sie. Sie denkt viel und lange. Das schreibe ich jetzt aber nicht mehr alles mit. Nach längeren Verhandlungen ist sie einverstanden.

Sie wird es der Grete beim Kaffee erzählen, direkt nachdem sie sie gefragt hat, wie sie darauf kommt, dass sie … . Aber das hatten wir ja alles schon.

Während des Diktats hat das Lieschen für die Praktikerangestellten ein leuchtendes Schwarzweißbild gemalt. Es soll sie daran erinnern, dass auf jede Dunkelheit das Licht folgen wird und in beidem beides enthalten ist. Ein bisschen helfen will sie schon. Und vielleicht entdeckt ja der ein oder andere das grundsätzliche Leuchten im Bild. Wer weiß.






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Herzlichen Dank für Euer Interesse und die den Blog so sehr bereichernden Kommentare!
Beides ist sowohl der Liese als auch mir eine große Freude! :-)))