Freitag, 26. Juli 2013

Spaß muss sein

Ach du meine Güte. Da hat sich das Lieschen aber geschüttelt, immer wieder das Lesen unterbrochen und tief durchgeatmet. Sie ist gottfroh, dass sie nicht in der Situation war, auf das Gruseldrama dieser Scheinsusi live reagieren zu müssen. Sie ist überhaupt froh, dass sie keinen Fuß in diese Firma setzen muss, keinen Kollegen von der Grete kennt und diese Verrücktheiten nicht zu ihrem täglichen Leben gehören.
Das Lieschen selbst hat auch schon in Firmen gearbeitet. Aber da hat sie sich aus fast allem raus gehalten. Sie galt meistens als Sonderling und das war ihr auch Recht so. Hat es ihr doch manchen Klatsch und Tratsch und manches aufgeblähte Drama erspart.

Mittlerweile hat sie sich beruhigt, sitzt wieder still auf ihrem Stuhl und diktiert mir, was ich schreiben soll.  Dass sie es im Schutz ihrer vier Wände liebt, von solch menschlichen Verrücktheiten zu  hören, sie zu beobachten oder davon zu lesen, soll ich auf jeden Fall erwähnen. Hätte sie die Susikevinsache  selbst in Facebook beobachtet, und zuzutrauen wäre das der Liese, sie guckt ja viel rum, dann hätte sie sich köstlich amüsiert. Sie amüsiert sich überhaupt gerne über die Menschen, das Leben an sich  und auch über sich selbst.

Welche Anstrengung viele Leute unternehmen, ein bestimmtes in ihren Augen gutes, schönes und erfolgreiches Bild von sich zu zeichnen ringt ihr oft Verwunderung ab. Viele basteln mit solcher Akribie an der Vermittlung eines Scheins, den sie gerne in die virtuelle und/oder die reale Welt werfen wollen, dass es die Liese nicht selten in den Fingern juckt, einen der Finger in die mit Sicherheit dahinter liegenden Wunden zu stecken. Sie tut das nicht mehr. Braucht sie auch nicht, denn oft kommt die Wahrheit eh ans Licht. So wie bei der Susi.

Wäre doch nun ne prima Chance für sie, ein wenig innezuhalten, nach ihren echten Wunden zu suchen und ihr eigenes Verhalten zu hinterfragen. Sie könnte sich selbst im Kevinspiegel gucken. Sie könnte einfach zur Kenntnis nehmen, dass er gehandelt hat wie er gehandelt hat, fühlen, was sie fühlt und im Grunde froh darüber sein, dass ihr das passiert ist. Aber nein. Sie sagt, so wie das die meisten tun: ER hätte sich anders verhalten sollen. Sie sagt nicht: ICH hätte mich anders verhalten sollen. Neinneinnein. Der andere soll. Immer der andere soll. Nicht ich.

Ach du meine Güte. Jetzt ist das Lieschen doch wieder in Aufregung geraten und spricht so schnell, dass ich mit dem Tippen kaum nachkomme. Als ich sie stoppe, schweigt sie kurz und besteht dann darauf, dass ich schreibe: Das Leben ist immer gut zu uns. Egal, was es uns beschert. Es ist zu unserem Besten. Das gilt bestimmt auch für die Susi.

Jetzt ist sie ein wenig erschöpft, beendet ihre Beschäftigung mit der Susi, nimmt ihr Laptop und ruft ihre  Facebookstartseite auf. Spaß muss sein.





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Beides ist sowohl der Liese als auch mir eine große Freude! :-)))