Samstag, 20. Juli 2013

Lieschen auf der Suche nach den Hintergründen

Lieschen hat vor Jahren eine dieser Studien durchgeführt, die sie so liebt. Begonnen hat es damit, dass sie sich ganze Tage lang Bundestagsplenumssitzungen bei Phoenix angesehen hat und dann im Anschluss mit der Berichterstattung in den gängigen Fernsehnachrichtenmagazinen verglichen hat. Nicht selten war sie sehr erstaunt über die Auswahl der Politikerzitate und die Schlussfolgerungen der meinungsmachenden Journalisten auch oder gerade im öffentlich rechtlichen Fernsehen. 
Nachdem sie dieses wochenlange Projekt abgeschlossen hatte, kam ihr der Zufall zu Hilfe und in der Welt passierten schnell hintereinander einige Katastrophen, die medial verwertet werden wollten und unser Lieschen stürzte sich begeistert auf neue Untersuchungen. Diesmal nutzte sie exzessiv die Fernbedienung, um die Lichtgeschwindigkeitsschnelle Berichterstattung samt Hintergründen und Experteneinschätzung in den ersten Minuten und den darauffolgenden Stunden auf den verschiedenen Fernsehsendern zu vergleichen. 

Ihr war das schon damals alles zu schnell. Und auch zu wenig differenziert. Die Kühe wurden durchs Dorf gehetzt und nicht selten bereits kurz darauf am Dorfrand nicht einmal beerdigt. Keine Zeit für wirkliche Fragen, kein Interesse für die wahren Hintergründe, offensichtlich in vielen Fällen fehlende Informationen und für den Geschmack des Lieschens viel zu oberflächlich und aufgeregt.

Als die Liese sich dann endlich auch mit dem Internet vertraut gemacht hat, hat sie zunächst auch die Newsletter der gängigen Zeitungen und Magazine abonniert, zu Beginn gelesen und dann nur noch überflogen.

Ganz anders als die Grete würde sie vermutlich keinen Zeitungsartikel bezahlen wollen. Das Lieschen meint, dass die Mainstreammedien viel zu schnell sind, seltsame Auswahlen in ihrer Informationspolitik treffen und eh voneinander abschreiben. Wenn was Wichtiges geschieht wird sie es schon erfahren. Der Hermann liest ja viele Zeitungen und gibt ihr oft Bescheid.

Sie selbst informiert sich täglich kurz grundsätzlich über die Lage, oder das, was gerade mal wieder durchsickert. Und dann macht sie sich selbst ihre Gedanken. Warum sickert gerade das, ausgerechnet heute durch? Welches Ziel verfolgt wer? Das Lieschen ist sowohl den Politikern als auch den Medienschaffenden gegenüber misstrauisch. Sie gräbt immer nach den Hintergründen. Das liebt die Liese. Sie will es immer genau wissen. Und auf dieser Suche helfen ihr oft die vielen stilleren Veröffentlichungen im internationalen Netz von Menschen, die nicht so sehr – oder anders - im bestehenden System verhaftet sind und sich trauen, freier zu denken und zu handeln. Die meisten dieser Infos sind zudem noch kostenlos. 

Lieschen meint, die Frau Korters sollte den Zuschuss vom Amt nehmen solange es ihn noch gibt, sich ihr Leben so schön wie möglich gestalten und mit den Enkeln einfach eine gute Zeit verbringen. Materielle Geschenke, meint das Lieschen, sind überbewertet. Vielleicht mag das Fräulein Grete ihr das ja ausrichten, wenn sie das hier liest.





2 Kommentare:

  1. Eine interessante Betrachtung einer Protagonistin: Ein bisschen kritisch, die Verfasserin schimmert vielleicht ein bisschen mit durch.

    Das Gelesene werte ich zugleich auch als Gedankenanstoß gegen oberflächliche Werte, wie zum Beispiel die Schnelligkeit der Medien, was unzureichende Berichterstattung zur Folge hat.

    Ungewöhnlich ist der Kontrast zwischen Grete und Lieschen. Aber das zeigt wiederum, dass Letztere nicht vorverurteilt und ihrem Umfeld nicht die Butter vom Brot nimmt, sondern es so nimmt wie es ist. Daraus können beide Seiten lernen: Oberflächlichkeit geht oft mit Gedankenlosigkeit einher, und Tiefgründigkeit und Idealismus ist bestrebt, seinen Standpunkt zu festigen und zu verbreiten. Letzteres könnte letztendlich weit schlimmere Folgen haben, denn wie oft schon wurde aus Idealismus eine Ideologie? Lieschen zeigt, wie das verhindert werden kann: Durch gegenseitigen Respekt, egal wie der Charakter des Gegenübers beschaffen ist.

    lg Sina

    AntwortenLöschen
  2. Soo ein schöner Kommentar, liebe Sina!

    Ja, in diesem Blog"projekt" geht es um Unterhaltung, gegenseitigen Respekt und Toleranz.

    Beide Charaktere, Meinungen, Einstellungen und Lebensarten sind möglich, können einfach so nebeneinander stehen und führen im allerbesten Fall (so wie offensichtlich bei dir) zu eigenen Überlegungen.

    Und natürlich hast du Recht, die Tippse vom Lieschen schimmert natürlich durch ... :-)))

    Herzlichen Dank!!!! Ich freue mich seeehr über dein Lesen und deinen Kommentar!

    lieben Gruß
    Brigitta

    AntwortenLöschen

Herzlichen Dank für Euer Interesse und die den Blog so sehr bereichernden Kommentare!
Beides ist sowohl der Liese als auch mir eine große Freude! :-)))