Donnerstag, 15. August 2013

Lieschen gewöhnt sich mitten im Gewohnten um

Antwort auf Fräulein Grete Meiers Post Nr. 29 ... guckst du hier

Das Lieschen ist noch ganz beglückt. Was war das wieder ein schöner Nachmittag. Angefangen hatte alles wie immer. Lieschen kam ein bisschen zu spät. Grete saß schon geschniegelt und gespornt auf dem stets reservierten Platz. Die Sonne schien. Gretes Rad klebte schräg am Sonnenschirm und drohte wie immer beim nächsten Windstoß umzufallen. Grete ist nämlich immer etwas in Eile. Auch wenn sie Zeit hat. Zum Beispiel weil Lieschen noch gar nicht da ist. Deshalb schließt sie das Rad quasi noch im Fahren irgendwie an den Schirm. Bis jetzt hat es erstaunlicherweise immer gehalten. So auch gestern. Es war alles so wie immer. Begrüßung. Bestellung. Überfüllter Tisch. Neugierige Augen und Ohren von den Nachbartischen und sich permanent bewegende Liese- und Gretemünder und zusätzlich Lieschens schlimm vermasselte Frisur.

Mit Händen und Füßen hatte sie sich gegen diesen Fahrradhelm gewehrt. Aber Hermann war hart geblieben. „Die Saxonette kriegst du nur mit Helm! Wenn du den nicht anziehst, kannste ja zu Fuß gehen oder wie sonst mit der Bahn fahren!“ Lieschen hat versucht zu verhandeln. Sie hat verschiedenes geboten. Auch Dinge und Ereignisse, die der Hermann mag.  Aber ohne Erfolg. „Hätteste halt dein Fahrrad nicht umhäkelt und zur Skulptur gemacht, könnteste jetzt mit dem Rad fahren. Saxonette gleich Helm!“ Hermann meinte das fürsorglich. Doch Lieschen findet Helme doof. „Saxonette gleich Helm gleich gruselige Haare! Iiih!“

Sie hat also die Verhandlungen verloren, aber eine Fahrt mit der Saxonette gewonnen. Diesmal ging alles gut und im Café war, wie gesagt, dann bis auf ihre Frisur alles beim Alten und wie immer. Gottseidank. Lieschen liebt das nämlich. Alles wie immer. Aber dann! Grete hat es ja schon erzählt. Von einer Sekunde auf die andere blieben den beiden die Münder offen stehen. Diesmal ohne dass Wörter herauspurzelten.

Ein weiteres Fahrrad am Sonnenschirm und die Fahrradfrau! Lieschen war geschockt. Erst mal. Sie kann sich nämlich nicht so gut umstellen. Nicht wirklich gut von einem Moment auf den anderen. Da ist sie immer erst mal ein bisschen wortkarg. Während sie sich an die neue Situation gewöhnte, hat die Grete der netten Frau mit dem sehr coolen Fahrrad in Windeseile – die Grete kann sehr schnell sprechen – bereits die gesamte gemeinsame Lebensgeschichte der beiden Freundinnen erzählt. Und die Geschichte ist lang.

Mittendrin ist dann auch unser Lieschen wieder ins Geschehen eingetreten und hat sich von Moment zu Moment mehr gefreut. So was Nettes! Sie kannte sie ja bisher nur virtuell. Nur Fotos und geschriebene Wörter. Im Café stellte sie fest, dass sie ihr auch optisch gefiel und zusätzlich eine wirklich schöne Stimme hat. Und ihr Lächeln gefiel ihr. Und ihr Lachen. Das passte gut zu Grete und Liese. Und zum Mittwoch im Café.

Während Grete ihren Bericht dann doch zum Ende brachte, genoss das Lieschen den Besuch von Stunde zu Stunde mehr und lauschte dann der Erzählung der Fahrradfrau, die geduldig alle Fragen von Grete beantwortete. Es ist spät geworden. Gestern. Später als sonst. Aber auch noch ein bisschen schöner als sonst.


Schade findet das Lieschen nur, dass sie ihr manche Frage nicht stellen konnte, weil sie ihr erst nachträglich eingefallen ist. Vielleicht bekommt sie ja doch noch einmal die Gelegenheit. Schön wär‘s, denkt sie heute. Aber das hat noch ein bisschen Zeit. Denn wenn es zu einem weiteren Treffen mit der Fahrradfrau käme, dann will die Liese auch mit dem Rad kommen. Einem ohne Motor und ähnlich wunderbar dekoriert wie das ihre. 
Vorsichtshalber wird sie sich eins besorgen, die Liese. Und dekorieren wird sie es. Aber nicht in Gelb. Es muss ja nicht alles gleich und wie immer sein. Manches muss abweichen. Ja. So ist das!


Und das sagt die Fahrradfrau dazu! Hier geht es direkt zum Post
Noch einmal herzlichen Dank!



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Beides ist sowohl der Liese als auch mir eine große Freude! :-)))