Die "Antwort" zu Post Nr. 28 von Fräulein Grete Meier ---> "klickst du hier"
Lieschens letzter Hund war auch ein Bürschli, so wie der von
Gretes Berta. Er hieß aber anders.
14 Jahre hatte er mit dem Hermann und der Liese zusammen
gelebt. Und ausgesucht hatte er sich diese Gesellschaft als ganz kleiner Knirps
selbst. Die Liese hatte nur mit einem Blick zum Himmel gesagt, wenn unsere
Dunja, das war die Hündin der Familie, eine Gesellschaft braucht, die auch vier
Beine hat, dann soll sie hier auf dem Grundstück auftauchen. Sie selbst fand es
zu schwer, aktiv die Entscheidung zu treffen und der Hermann fand ja eh, dass
ein Tier reicht.
Es dauerte keine 4 Wochen und die Antwort auf die
Hundegesellschaftsfrage war da. Lieschen kam nach Hause und auf der Treppe saß
ein kleiner süßer Hund, der genauso aussah wie ihr allererstes Stofftier, das
Foxi hieß. Also nannte sie den Knirps in ihren Gedanken ab sofort Foxi, musste
aber mit ansehen, dass er viel zu scheu für menschlichen Kontakt war. Um die
Geschichte kurz zu machen, es dauerte weitere 4 Wochen, in denen Foxi sich
immer in der Nähe des Hauses aufhielt, von Tag zu Tag näher kam, nachts
unbeobachtet das hingestellte Futter aß
und eines Tages als „gezähmt“ gelten konnte. Was hieß, dass er sich anfassen ließ
und nach und nach zutraulich wurde. Erst zu Dunja, dann auch zu den Menschen.
Seine latente und vermutlich berechtigte Ängstlichkeit –
Lieschen und Hermann wissen ja nicht, was er in seinem ersten Lebenshalbjahr
bereits erlebt hatte, sah aber in den Auswirkungen nicht gut aus - verlor er
erst in seinen letzten Lebensjahren. Er hat sowohl die große schwarze Hündin
als auch beide Menschen als Chefs anerkannt, war so wundervoll treu, dass es
der Liese noch jetzt ein Tränchen beschert und hat, nachdem er seine Trauer
über den Tod seiner Gefährtin Dunja nach einigen Jahren überwunden hatte, seinen Platz als
verwöhnter Haupthund im Haushalt prima ausgefüllt.
Die Entscheidung über Dunjas Tod hatten Lieschen und Hermann
nachträglich betrachtet zu lange herausgezögert. Sie hat, so sagt die Liese
heute, vermutlich zu lange gelitten. Zum Schluss konnte sie sich kaum noch
aufrichten, hat es aber immer wieder unter Anstrengung versucht. Schließlich
wollte sie offensichtlich nicht zu viel „Sauerei“ hinterlassen und auch an
allem teilhaben. Sowohl Hermann als auch Liese haben mit ihr gelitten, waren
aber lange nicht in der Lage, die Entscheidung, sie zu erlösen, also
einschläfern zu lassen, zu treffen. Stattdessen sagten sie eines Abends, sie
darf so lange leben wie sie mag und kann. Auch wenn wir danach komplett
renovieren müssen. Am nächsten Morgen schied sie große Mengen von Blut aus und
der Tierarzt nahm allen die Entscheidung ab. Oder war sie es selbst gewesen?
„Das war ein sehr sehr trauriger Tag“ sagt die Liese heute
und auch, dass sie froh war den kleinen Knirps noch in ihrer Nähe zu haben. Das
blieb auch noch einige Jahre so. Der kleine Kerl war im Grunde immer putzmunter
und gesund. Bis zu dem Tag, an dem er wahnsinnige Krämpfe bekam und immer
wieder schreiend und hechelnd so etwas wie Purzelbäume schlug. Gruselig. Erst
mit großen Pausen, dann in rascher Abfolge.
Lieschen und Hermann haben wieder
mitgelitten und am dritten Tag nach einer schrecklichen Nacht haben sie ihn, im
Wissen, dass es seinen Tod bedeuten wird, zur Tierärztin gebracht. Er ließ sich
kaum halten und die Ärztin, die die häusliche Diagnose am Telefon noch
bestritten hatte, hat ihn angesehen, nur noch kurz untersucht und gesagt „Hirntumor
oder Schlaganfall. Meine dringende Empfehlung: erlösen Sie ihn“.
Während mir Lieschen die Geschichte
erzählt, weint sie noch einmal ein bisschen. „Du warst ein Guter“ hat sie ihm
noch sagen können, während sie ihn in den Tod streichelte. Dann haben die
Spritzen gewirkt.
Lieschen sagt, sie sei froh, dass es so eindeutig war, dass
sie ihn manchmal noch vermisst, aber auch sehr froh über die gewonnene Freiheit
ist.
Die Berta wird ihre Trauer auch eines Tages überwinden, sagt
das Lieschen. Es ist der Lauf der Welt. Mit der Geburt ist der Tod sicher. Klug
ist, wer die Zeit dazwischen genießt. Seine eigene und die mit den anderen, die alle
jederzeit auf irgendeine Weise abhanden kommen können. Lieschen selbst hangelt
sich an dieser Weisheit durch ihr Leben und fährt ganz gut damit.
Trauer gehört zum Leben dazu und wenn wir Deutschen damit besser umgehen könnten, wäre es einfacher. Ich musste wirklich schlucken beim Lesen, da kommen Erinnerungen, denn wer schon einmal ein Tier hatte, der kennt das Ende genau.
AntwortenLöschenIch habe mich jetzt schon so an diese Texte gewöhnt und freue mich jeden Tag darauf.
Alles Liebe Geli
Ja, liebe Geli ...
AntwortenLöschenbeim Schreiben eben habe ich auch an dich gedacht und vermutet, dass dir Erinnerungen kommen.
Ich erinnere mich an einen ähnlichen Bericht von dir (ich weiß ncht mehr in welchem Zusammenhang und durch welches Medium) ...
diese Geschichte hier ist ausnahmsweise komplett autobiografisch. Die habe ich erlebt und der Liese untergeschoben ...
Dass du an die Grete- und Liesetexte schon gewöhnt bist und dich sogar darauf freust finde ich SUPI ... Danke!
lieben Gruß Brigitta
Dass diese geschichte nicht erfunden ist, kann man beim Lesen spüren. Hat auch bei mir nen Kloß im Hals verursacht...
AntwortenLöschenLG