Lieschens Antwort auf Fräulein Grete Meiers Post Nr. 39 ---> guckst du hier
Lieschens Großmutter, Gott hab sie selig, pflegte zeitlebens
zu sagen „Der Mensch will betrogen werden“. Und wenn sie ganz schlimme Dinge in
der Zeitung gelesen hatte, setzte sie noch einen drauf und sagte „DIE WELT will
betrogen werden“. Wie sie darauf kam, ob das stimmt und ob die Oma selbst
einschlägige Erfahrungen mit aktivem oder passivem Betrug gemacht hat, weiß die
Liese nicht. Sie weiß nur, dass die Großmutter aus dem Leben alles herausgeholt
hat was ging. Nicht qualitativ, aber quantitativ. Sie ist ein wenig älter als
100 Jahre alt geworden. Ein stolzes Alter, sagten die Bekannten. Die Rente nächsten
Monat nehme ich noch mit, sagte sie selbst. Jeden Monat. Bis es wirklich nicht mehr
ging.
Ob es Herrn Heber genauso ging, als ihm die Töpfe angeboten
wurden? Wollte er auch nur das Beste rausholen? Mit dem gleichen Ergebnis wie
Lieses Großmutter. Nicht qualitativ aber quantitativ? Er hat ja viele Töpfe für
sein Geld bekommen. Warum hat er die
gekauft? Warum hat er nicht noch eine Nacht darüber geschlafen, sich erkundigt,
mit seiner Frau gesprochen, ob sie genau diese Töpfe möchte oder sich gesagt, „och, das tägliche Essen, das die Frau kocht schmeckt lecker, dass sie neue Töpfe
braucht, hat sie auch noch nie gesagt, ich lass‘ dieses mögliche Schnäppchen einfach mal
vorüberziehen.“ Das wäre ja möglich gewesen. In den wenigsten Betrugsfällen
steht ja der Betrüger mit vorgehaltener Pistole im Raum und sagt „Du kaufst
jetzt! Oder ich schieße!“ Die meisten Menschen kaufen ja freiwillig. Weil sie
sich irgendetwas vom Kaufen versprechen oder von dem Ding, das sie kaufen.
Oder hat der Betrüger gesagt „Hör mal, du sparst ne Menge
Geld, wenn du das jetzt kaufst“ und der Herr Heber hat das geglaubt, obwohl ja
schon jedes I-Dötzchen, das ein Sparschwein besitzt, bereits weiß, dass
gespartes Geld nur das nicht ausgegebene Geld ist. So ein Kind weiß, dass wenn
es Geld aus dem Sparschwein herausholt und es gegen irgendetwas anderes
eintauscht, dieses Geld nicht mehr im Sparschein ist und somit kein gespartes
Geld mehr ist. Kinderleicht zu verstehen. Eigentlich.
Hätte Herr Heber die
hundertzehn Euro im Portemonnaie gelassen. Ja, dann könnte man von Sparen
sprechen. Aber das machen Erwachsene im Regelfall nicht. Jedenfalls kennt die
Liese kaum welche, die nicht über ihre Verhältnisse leben, dauernd irgendwas
kaufen und ihr gleichzeitig noch erzählen, dass sie ja jede Menge gespart
haben. Irgendwo auf dem Weg vom kleinen Kind mit gut gehütetem Sparschwein zum
Erwachsenen geht wertvolles Wissen verloren und irgendein Relais kaputt.
„Und was geht wohl in einem Betrüger vor? Was geht in
jemandem vor, der andere Menschen wissentlich und willentlich belügt und über
den Tisch zieht?“ Dieses Thema regt die Liese so sehr auf, dass sie laut mit
sich selbst spricht und so von den eigenen Worten überrascht wird. „Über den
Tisch zieht?“ Sie wittert einen Hinweis. „Über den Tisch? Zu sich selbst?“
Jetzt glaubt die Liese, die Lösung gefunden zu haben. Der Betrüger betrügt,
weil er nicht alleine auf seiner Tischseite sitzen will? Will er nicht alleine
sein? Oder will er nicht beobachtet werden. Wenn der Betrogene nach dem Betrug
auf der Betrügerseite sitzt, sieht er ja nicht mehr frontal, was der Betrüger
tut und hat selbst die Seiten gewechselt?
Für diese Theorie würde sprechen, dass der Herr Heber ja
wohl der Betrogene ist, aber auch zum Betrüger wurde. Nämlich gegenüber seiner
Frau. Der hat er ja erzählt, dass er ihr WerweißwasfürdolleTöpfe mitgebracht
hat. Was ja nicht stimmte. Das hat die Grete ja für sie herausgefunden.
Das Lieschen entspannt und lacht. Sie liebt das Denken und
UmdieEckedenken so sehr wie andere das Kaufen und das Sparkaufen.
Vielleicht muss sie doch noch mal mit der Oma reden. Ob die
genauere Erkenntnisse mit ins Grab genommen hat? Mit dem Denken allein kommt die Liese ja offensichtlich auf keinen grünen Zweig.
Die Liese könnte sich ja zu
diesem Zweck mal an ein Medium wenden. Hauptsache, sie erfährt dann dort die
Wahrheit und sitzt keiner Betrügerin auf.
Was geht in einem Betrüger vor, betrogen wird jedenfalls überall ohne rot zu werden.
AntwortenLöschenIch denke Herr Heber wollte seiner Gattin eine Freude machen und vor allem wollte er gelobt werden. So sind sie die Männer, Oma hat jedenfalls recht, die Welt will betrogen werden. LG Geli
*lach ... Ja, Herr Heber wollte vermutlich eine Freude machen und GELOBT werden :-)))
LöschenAch hätte er sie doch vorab gefragt. :-)))
Dank dir Geli
lieben Gruß
Brigitta
Liebe Brigitta,
AntwortenLöschenbetrogen wurde und wird immer. Es gibt leider so viele leichtgläubige Menschen, die eine leichte Beute sind.
Herr Heber wollte seiner Frau eine Freude machen und das ist in die Hose gegangen, wie man so schön sagt.
Aber die Oma war eine weise Frau - die hat klar erkannt, dass die Welt belogen und betrogen werden will.
Einen schönen Abend wünscht dir
Irmi
Dankeschön Irmtraud, du Treue, du!
Löschenlieben Gruß mit Verspätung ... Brigitta
Will die Welt betrogen werden? Ich denke ja und Lieschens Großmutter hat da etwas Wahres erkannt, zumindest etwas, das uns oft im Alltag begegnet.
AntwortenLöschenDas fängt ja schon bei kleinen Schummeleien und Lügen an, durch die man dem anderen etwas vorgaukelt, das nicht real und von der Wirklichkeit weit entfernt ist. Zum Beispiel, wenn sie ihn fragt: „Steht mir dieser Hut?“ und er „ ja“ sagt, aber in Wirklichkeit „O weh“, denkt....
Warum eigentlich ist das so?
Steht dahinter eine Art Doppelmoral? Man sagt das eine und handelt aber anders. Gibt es gewisse Wahrheiten, die man nicht hören will und provoziert so die anderen, direkt zum Lügen, zum Täuschen und Betrügen?
Entschuldigt man damit nicht auch Dinge oder Versprechen, die man nicht halten kann, so dass man mit kleineren Betrügereien den anderen übers Ohr haut und dann sagen kann: Er hat es ja nicht anders gewollt?
Warum sitzen wir diesen Maschen auf, die man bei genauerem Hinsehen doch durchschauen müsste?
Dahinter steckt vielleicht auch die „Geiz ist geil“- Masche. Wie schön sich zu brüsten, dass man etwas ergattert hat für einen Schnäppchenpreis!
Wirtschaft und Industrie machen sich das zu Nutze, beleuchten Konsumkultur und können gezielt darauf reagieren.
Wünsche werden in die Produkte gelegt, die eigentlich zu sinnentfremdeten „Sinnträgern“ werden.
Nicht die Sache an sich ist ausschlaggebend, sondern das, was ich damit verbinde (Gesundheit, Freiheit, Selbstbewusstsein, Schönheit...), also immaterielle Eigenschaften des Produktes. Gibt es da eigentlich noch eine Souveränität des Käufers?
Und wird der gute Herr Heber auch zum Betrüger, weil er sich hat über den Tisch ziehen lassen?
Man könnte sagen: Nein, denn er war ahnungslos und wollte seiner Frau vielleicht etwas Gutes tun. Andererseits aber könnte es auch sein, dass er nur sein Ego streicheln wollte und zeigen: Schau, was bin ich für ein toller Kerl, habe zum richtigen Zeitpunkt zugegriffen.
Ist schon schwierig. Das „UmdieEckedenken“ reicht anscheinend nicht, mir kommt es fast vor wie eine Denkspirale...
Zumindest sollte man nachdenken oder auch vorausdenken. Das hat Herr Heber ja nun wahrlich nicht getan.
Ob Lieschen allerdings durch ein Medium die Wahrheit erfahren wird, wage ich ganz vorsichtig zu bezweifeln. Denn was ist schon Wahrheit?
Wieder ein gut geschriebener Beitrag, der sich auf humorvolle Weise mit Nachdenkenswertem befasst. Lieschen und Grete machen das wirklich prima!
Lieben Gruß
Enya
Ja, liebe Enya ... das Thema, dass die Grete wieder angestoßen hat, ist ein großes mit vielen Seitenarmen.
AntwortenLöschenDeine "Weitergedanken", die du hier dankenswerter Weise teilst haben auch mich wieder auf einige neue Ideen zum Thema gebracht.
Mich lassen die Themen im Nachgang ja auch eine zeitlang nicht wirklich los.
Die (selbstgestellte) Aufgabe bei diesem Projekt ist ja, innerhalb einer Stunde, den Greteartikel zu lesen, das Thema zu erfassen, die Liesegeschichte zum entdeckten Thema zu schreiben und zu posten.
Oft fallen mir schon kurz danach "fehlende" Aspekte und andere Möglichkeiten der Beantwortung ein.
Aber geschrieben ist geschrieben. :-)))
Unter anderem deshalb liebe ich auch deine ausführlichen Kommentare, weil sie mir weiteres "Futter" liefern oder "Ausgelassenes" bestätigen.
Lieben Gruß + DANKE
Brigitta