Freitag, 30. August 2013

Lieschen, PorNO und die Kopiererei

Lieschens Antwort auf Fräulein Grete Meiers Post Nr. 42 ---> guckst du hier

Gottseidank, denkt das Lieschen, nachdem es Gretes heutigen Bericht zu Ende gelesen hat. Gottseidank hatte die Grete sich das nicht bis zum Ende angetan. Sie selbst hatte nur kurze Ausschnitte in einer Talkshow sehen müssen, in der Frau Roche persönlich in den höchsten Tönen von dem Machwerk schwärmte, dessen literarische Vorlage – Lieschen glaubt tatsächlich zu erinnern, dass dieses Wort fiel – sie selbst geliefert hatte. Oft verkauft. Auch viel gelesen? Man weiß es nicht. 

Eine Talkshowgästin jedenfalls sagte sinngemäß „Mit Verlaub, liebe Frau Roche, ich möchte Ihnen natürlich nicht zu nahe treten. Als ich sah wie oft sich ihr Buch verkauft, wollte ich wissen, was Sie besser machen als ich, deren Bücher sich nur so lala verkaufen. Ich muss Ihnen sagen, mein Fall war es nicht. Nach wenigen Seiten habe ich es nicht weiterlesen wollen.“ Oh du gute, ehrliche Frau dachte das Lieschen damals. Die anwesenden Herren gaben sich, jedenfalls gemäß Lieschens Erinnerung, komplett unprüde, ließen ohne mit der Wimper zu zucken den Filmausschnitt über sich ergehen und Herr Lanz machte eine seiner gefürchtet extrem intellektuellen Feststellungen (echte Fragen stellt er ja selten), die sinngemäß lautete „Im Grunde sah man ja nichts Genaues, sehr sehr gut gemacht. Frau Roche sagte „eben“ und erwähnte noch einmal, dass sie sich ja den Regisseur ( oder war es der Produzent?) schließlich selbst ausgesucht hat. Und immer noch taten in der Runde alle so als mochten sie, was sie sahen und worüber gesprochen wurde. 

Jedenfalls erinnert das die Liese so und lässt es jetzt noch einmal Revue passieren, weil die Grete ja auch die einzige war, die sich dem Gruppenzwang, cool zu sein nur sehr sehr kurz ausgesetzt hat. Lieschens Nachbar hätte vielleicht gesagt, diese beiden Frauen, die Grete und die Dame aus der Talkshow waren die einzigen, die Eier in der Hose hatten. Das sagt er oft. Deshalb vermutet das die Liese auch hier und fragt sich, warum es so viele Menschen gibt, die glauben, beweisen zu können, das sie welche haben, also in der Hose, indem sie mit der Herde laufen. Seltsam. Denkt die Liese und wie so oft schwirrt ihr Kopf. Und mitten in diesem Schwirren  sieht sie eine Erinnerung, die vielleicht gar nicht zum Thema passt, aber in Lieschens Kopf schon. 

Als sie eine junge Studentin war, das Lieschen. Also in der kurzen Zeit als sie Studentin war. Also in der Zeit als sie das Studieren mal probiert hat und kurz bevor sie es wieder beendet hat, erzählte ihr eine Freundin von einem kurzen Job, der von der EMMAredaktion geboten wurde. Es war die Zeit, in der die nackten oder halbnackten Frauen es sich zunehmend auf den Coverbildern fast aller Illustrierten bequem machten und Alice Schwarzer mit ihrer EMMA-Redaktion die große PorNO-Kampagne ins Leben gerufen hatte. Soweit. So gut. Und so uninteressant für unsere Liese. Doch dann erzählte die Freundin, dass das der Redaktion angeschlossene Archiv Fotokopien der „zitierten“ Cover bräuchte und für deren Herstellung sei eine Studentin gesucht. Ab da begann sich die Liese schon zu interessieren. Die Kampagne der Zeitung wandte sich gegen solche Cover und im quasi zur Zeitung gehörenden Archiv sollten die bekämpften Cover archiviert werden! Solche Diskrepanzen fand das Lieschen damals schon interessant und witzig. 

Sie hat sich also für diesen verantwortungsvollen Job beworben, ihn bekommen und es kam noch besser. Ihre Aufgabe war es nämlich ab dann einige Tage lang Bilder von nackten Frauen in den unterschiedlichsten Positionen zu kopieren und in dicken Ordnern zu versammeln. Und das nicht nur einfach. Nein! Doppelt war gefragt. Das Archiv wurde nämlich von einem Industriellen finanziert und dieser Herr hat sich erbeten eigene Exemplare der Ordner zu bekommen. „Oh du verrückte Welt“ dachte die Liese während der Kopiererei häufig.


„Entweder/Oder“ hätte das Lieschen diese Welt gerne. Klare Statements, die auch hinter den Kulissen Bestand haben wären der Liese am Liebsten. Wie kam sie jetzt darauf? Egal. Die Grete hatte sich einfach aus der Herde begeben, zu sich gestanden und dann offensichtlich nicht heimlich das feuchte Buch aus ihrem Archiv gezogen und darin gelesen. DAS gefällt dem Lieschen!




15 Kommentare:

  1. Na, da hat die Liese aber einen tollen Job gemacht, hätte mir auch gut gefallen.
    Wie gut, dass die Grete so eine gute Freundin hat, die immer hinter ihr steht.
    Was macht Frau Roche besser, darüber denke ich auch oft nach, aber über Geschmack lässt sich streiten.
    Herrlich - Gruß Geli

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    1. Tja, was macht die besser? Vielleicht gar nix und vielleicht ist das, was sie dadurch gewonnen hat, gar nicht so erstrebenswert? Das viele Geld kann sie doch wahrscheinlich gar nicht ausgeben ... vielleicht macht ihr das ja auch ne Menge Stress ... und in Ruhe auf die Straße kann sie auch nicht ... achachach :-)))

      Danke fürs wieder so rasche und treue Lesen und Kommentieren!

      lieben Gruß
      Brigitta

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  2. Liebe Brigitta,
    Frl. Grete hat alles richtig gemacht. Ich hätte mir diesen Schund auch nicht angetan. Mich wundert es ja, dass Frau Roche überhaupt einen Produzenten gefunden hat.
    Ich weiss auch nicht, woher die hohe Buchauflage kommt. Ob eben jeder mitreden will? Aber es gehört schon was dazu, solche Dinge so zu schreiben. Heute sagte mir jemand - "sie hat auf Missstände aufmerksam maachen wollen." Na ich bitte Sie:
    -muss man mich lehren was Hygiene ist? -
    Einen schönen Abend wünscht dir
    Irmi

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    1. Tja, liebe Irmi, das mit dem Aufmerksammachen auf Missstände sagt sie mittlerweile wohl nicht mehr selbst. Das hat sich verselbständigt und in den Anmoderationen dieser Welt wird es verwendet.
      Eine Sache, die sie anprangert(e) war der Wahn, alle Haare überall abrasieren zu müssen ... macht es aber natürlich auch ... (das erinnere ich noch aus den Talkshows zum Buch) ...

      lieben Gruß ins den Samstag und wieder herzlichen Dank!
      Brigitta

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  3. ich kann ja nicht mitreden, weil ich das Buch nicht gelesen habe, aber die Unterhaltung von dir und Grete über das Buch und den Film lese ich gerne :-)

    liebe Grüße von Heidi-Trollspecht

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    1. *lach ... Wenn man das Buch gelesen haben müsste oder den Film gesehen haben müsste, um mitreden zu können, könnten das die Grete und die Liese auch nicht. :-)))

      Dass du die Grete/Liese-Unterhaltung gerne liest, freut mich sehr!

      lieben Gruß
      Brigitta

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  4. Der Herdentrieb - eine seltsame Sache. Was es damit auf sich hat, ist sicher sehr vielschichtig. Ein Grund ist vielleicht die so gewünschte soziale Anerkennung (man muss halt auf allen Gebieten mitreden können oder zumindest so tun, als ob....).
    Außerdem werden uns dadurch oft schwierige entscheidungen abgenommen.

    Ich staune z.B. immer wieder über die so rasch verteilten "gefällt mir" bei FB (ich mache das ja auch zuweilen). Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass dem einen oder anderen wirklich nahezu alles gefällt.
    Aber so ist man dabei, muss nicht nachdenken oder schon gar nicht ein überlegtes statement abgeben.

    Grete habe ich jetzt bewundert, dass sie sich selbst letztlich doch treu geblieben ist und ehrlich: ich denke, so mancher hätte es ihr gern gleich getan....

    Was Buch und Film angehen, ich kann nicht mitreden, aber allein, was man darüber am Rande mitbekommt, reicht mir schon. Und deswegen fühle ich mich keinesfalls prüde.

    Über Lieschens Job musste ich schmunzeln. Das hatte doch etwas Erheiterndes. Was da so im verborgenen blüht...tztztztz...

    Mal wieder nachdenkenswert und ich sehe mich gerade inmitten einer Herde Schafe wandern (mit der leisen Hoffnung, dass ich doch ab und zu ein schwarzes bin und mir meine Extrafleckchen Gras suche...)

    Liebe Grüße
    Enya

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    1. Ja! Ein schwarzes Schaf auf einem Extrafleckchen Erde ... ein schönes Bild!

      Das im Verborgenen Blühende aufzuspüren macht mir ne Menge Freude. Ich suche oft nach dem, was dahinter liegt, nach dem was (auch) wahr ist.

      lieben Gruß dir Treuer
      Brigitta

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  5. ich habe mich mal kurz mit dem buch beschäftigt... es dann aber auch schnell sein lassen.
    der film ist mir total egal.
    liebe samstagskaffeegrüße ninja
    und danke fürs bildkompliment

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    1. Danke dir fürs Lesen!

      schönen Restsamstag mit und ohne Kaffee
      lieben Gruß
      Brigitta

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  6. Auweia, jetzt wissen gleich alle, dass ich so gar nicht mainstream bin - aber egal. Ich frag jetzht einfach: wer ist denn bitte Frau Roche, dass die irgendwas soviel besser macht als andere und damit mindestens die halbe Welt oder wenigstens ne riesige Schafherde begeistert?
    Liebe Grüße
    Christiane

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    1. *lach ... Charlotte Roche. Vor (ich glaube) Fünf Jahren hat sie einen Bestseller mit dem Titel "Feuchtgebiete" geschrieben. Hat erst horrend viele Bücher verkauft und dann neulich wohl die Rechte für einen Film. Und mit diesem Film wird die Welt zur Zeit beglückt.

      Das ist mir sympatisch, dass das völlig an dir vorbei gegangen ist! :-)))

      lieben Gruß
      du hast nix verpasst!
      Brigitta

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    2. ...da bin ich ja beruhigt! Irgendwo hab ich das Wort "Feuchtgebiete" ja mal gelesen, dachte dabei eher an Landschaften oder so...
      :D:D:D

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    3. Achso, und TV guck ich sowieso nicht - nur Tatort und manchmal Fußball (da ist der Rasen auch meist trocken...)

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    4. *hihihi ... so schön formuliert! :-)))

      Nicht Fernsehgucken klingt gesund und klug!

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Herzlichen Dank für Euer Interesse und die den Blog so sehr bereichernden Kommentare!
Beides ist sowohl der Liese als auch mir eine große Freude! :-)))