Montag, 23. September 2013

Lieschen, kurze knackige Sätze und Klangfarben von Stimmen

Lieschens Antwort auf Fräulein Grete Meiers Post Nr. 56 ---> guckst du hier


Das Lieschen ist froh, dass sich die Grete auch dieses Jahr wieder den Todestag frei genommen hat. Und sie ist glücklich darüber, dass die Grete den Tränen erlaubt hat, ihren Dienst zu tun. Frei waschen sollen sie. Jedes Mal ein bisschen mehr. Und das haben sie offensichtlich gemacht. „Prima“ meint das Lieschen und Gottseidank auch die Grete, die beim spätnachmittäglichen Telefonat so aufgeräumt wie schon lange nicht mehr wirkte.

„Ob der Rösler, der Brüderle und all die anderen gelben, nun nicht mehr bettelnden, Knalltüten sich wohl auch den 22. 09. im nächsten Jahr frei nehmen?“ war eine Frage über die auch die Grete herzhaft lachen musste. "Klug wären sie. Tut ja gut." meinte die Grete und das Lieschen bezweifelte, genau aus diesem Grund, dass sie es tun werden. Sofern sie dann überhaupt wieder einen Job haben.

In der Haut dieser Herren möchte das Lieschen ja nicht stecken. Da haben die in kürzester Zeit eine ganze Partei einfach an die Wand gefahren. Einfach kaputt. Nicht mehr im Spiel. Und dann steht da so ein alter Mann, der gerne Mal sehr tief in bereitstehende Gläser guckt, während der Pressekonferenz am Mikrofon, sagt, er übernehme Verantwortung (welche lässt er offen, wie auch)  und erwähnt doch tatsächlich, dass ER nach seinem SCHWEREN Unfall, der eigentlich 10 Wochen Rekonvaleszenz gefordert hätte, bereits nach 4 Wochen wieder im Wahlkampf zugegen war. „Ja. Isses denn wahr?“ Lieschen schüttelt auch während ihres telefonischen Berichts im Grunde noch immer den Kopf. Grete hat ja keine der Pressekonferenzen sehen können. Und Lieschen musste sie auf den neuesten Stand bringen. Hat sie auch gemacht. Aus dem Kopf schütteln ist sie während dessen eigentlich nicht mehr heraus gekommen.

Auch die Erinnerung an die Begegnung mit der Nachbarin auf dem Weg zur Mülltonne bewegt Lieschens Kopf immer noch. Hin und her. „Moooorgän! Na da haben sie ja jetzt ihr Wunschwahlergebnis. Herzlichen Glückwunsch!“ hatte die Liese ganz freundlich gesagt. Sie ist ja Demokratin und hat gestern am Fernseher gelernt, dass Demokraten gratulieren. Und das hat sie gemacht. In der irrigen Annahme, auf Freude bei der Nachbarin zu stoßen. Vielleicht nicht so sehr über den Glückwunsch, aber sicher doch über das Ergebnis. Doch weit gefehlt. Die liebe Nachbarin sagte: „Naja. Sooo habe ich das doch nicht gewollt.“ Lieschen verschluckte sich beinahe an dem Apfel, den sie auf dem Weg knabberte, fragte aber doch: „Nein?“ „Nein. Große Koalition. Das wäre es gewesen.“  Dass dann das doppelte Kreuzchen bei der CDU vielleicht nicht ganz geeignet war, erwähnte Lieschen nicht. Sie weiß, dass die Nachbarin die Kreuze schon immer dort macht. Offensichtlich auch wenn ihre Wünsche in ganz andere Richtungen gehen.

Lieschen, die in ihren wahlberechtigten Zeit nur seeehr wenige Kanzler erlebt hat, ist gespannt, was die Frau Kanzlerin, die sie ja wohl bleibt, mit ihrem Riesensieg nun anfängt. Wie lange werden die anderen sie hinhalten? Was wird werden? Ist es von Bedeutung? Kann man von einem "schwarzen Deutschland" sprechen, wenn doch die linken Parteien die Mehrheit haben? Lieschen weiß das nicht.

Was sie aber weiß ist, dass sie die einlullende Sprache samt Tonfall und in Worten zurückgehaltenener Informationen der (meisten) CDU Politiker nicht ertragen kann.

Was waren das noch für Zeiten als die alten Haudegen aus der SPD ihre klaren kurzen Sätze mit einem einzigen, aber klaren Nebensatz in bereitgestellte Mikrophone bellten. Weg sind sie. Bald alle. Danach hat das Lieschen Sehnsucht. Nach diesem Satzbau. Nach diesen Körperhaltungen und nach diesen Stimmlagen. Deshalb hatte sie auch Freude an der heutigen SPD-Pressekonferenz. Ein bisschen des geliebten Stils dieser alten Zeit transportierten Steinbrück und Gabriel in Lieschens Welt. Heute besonders. Klare Ansagen. Extrem kurze Sätze. Zurückgelehnt aufgerichtete seitlich zum Pult gedrehte Körper, die Lieschens Nachbarin arrogant nennen würde, Lieschen aber sehr mag und eben dieser Satzbau! Eine Wohltat für die Ohren unseres Lieschens.

Als sie der Grete von ihrem Plan berichtete, sich bei „Wetten dass?“ mit der Wette Ich erkenne die Parteizugehörigkeit von Politikern am Klang ihrer Stimme und dem verwendeten Satzbau bewerben zu wollen, brach die Grete wieder in Tränen aus. Diesmal vor Lachen glucksend. Und mit dem Lieschen um die Wette.




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7 Kommentare:

  1. Heute mal ganz kurz, mir gefällt es gut und ich bewundere den Ideenreichtum sehr. LG Geli

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  2. Erst mal schön, dass Grete wieder lachen kann – jetzt.
    Obwohl ich ja auch meine, dass ihre Trauer und ihr Weinen richtig und gut waren heute.
    Ich habe mich ihr richtig nah gefühlt.

    Ja, nun ist eine Partei weg, einfach so. (Wobei, hier in Hessen hat sie es ja gerade so geschafft, was aber auch nichts ändert). Aber war das nicht absehbar?
    Und genauso, wie sie im Wahlkampf agiert gaben, geht es anscheinend weiter.
    Da übernimmt man „Verantwortung“ und macht sich rasch unsichtbar.
    So läuft das doch dann.
    Rückzug, da kann einem keiner was. Nach mir die Sintflut...
    Da sagt sich so ein Verantwortungssatz schnell.
    Verantwortung sieht wohl anders aus.

    So wie Lieschens Nachbarin müssen wohl viele gedacht und gekreuzt haben.
    Was haben sie sich denn um Himmels Willen vorgestellt?
    Sehnen sich sie Menschen wirklich nach dem „schwarzgefärbten“ Satzbau oder fürchten sie sich vor Veränderungen? Klammern an dem Bekannten („Sie kennen mich“) und Vertrautem.
    An der Friede-Freude-Eierkuchen-Politik, die sanft plätschernd dahinrollt, ohne zu bewegen?

    O Mann, da kann man schon Sehnsucht bekommen nach den alten Sozi-Haudegen....Ich verstehe Lieschen.

    Jetzt geht es ans Spielen, Durchspielen sämtlicher Möglichkeiten und wir warten ab.

    Und Lieschen bei Wetten dass? Jetzt muss ich aber wirklich herzhaft lachen, bei allem Ernst der Situation.
    Dann schaue sogar ICH wieder diese Sendung....

    Liebe Abendgrüße
    Enya

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  3. Lieschen, du Liebe,
    ich habe "wetten dass.." noch nie gesehen - aber da würde ich schauen.
    Ich finde es auch gut, dass Grete weinen kann - das erleichtert. Ich kann das nicht - und manchmal möchte ich es.
    Wenn man es richtig bedenkt, so ist Deutschland fast nicht mehr regierbar. Wenn ich bislang auch für eine große Koalition war, so möchte ich es jetzt nicht mehr. Dazu sind die Gewichtungen zu verschieden. Ich denke auch gern an die Debatten zurück, die noch Feuer hatten. Aber egal was auch kommt: Ich werde nicht wankelmütig. Ich bleibe meiner Gesinnung treu (hört sich schwülstig an, oder?) Ich habe mir gestern abend die Zwischenrufe von Wehner aus dem Bücherschrank geholt.Herrlich!
    Einen guten Start in die neue Woche wünscht
    Irmi

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  4. Die "Wetten Dass..."- Idee ist super! Und ich bin sicher, dass es funktionieren würde. :-)

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  5. das stimmt, in kürzester zeit fahren die eine partei an die wand und nun hauen sie alle ab. großartig.

    lg eva

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  6. hat wieder richtig Spaß gemacht zu lesen :-)

    lieber Gruß von Heidi-Trollspecht ... die jetzt auch mal wieder zu Grete schauen muss ...

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  7. Haha, das ist ja ne coole Idee für ne Wette! Sowas gab´s noch nie...
    Liebe Grüße
    Christiane

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Herzlichen Dank für Euer Interesse und die den Blog so sehr bereichernden Kommentare!
Beides ist sowohl der Liese als auch mir eine große Freude! :-)))