Natürlich hatte das Lieschen schon während Gretes wirren
Andeutungen am Telefon verstanden, dass sie von zwei verschiedenen Dingen
sprach, beziehungsweise schwieg. Dass der genannte Stefan vermutlich Herrn
Heinevetters Neffe ist, hatte sich die Liese schon gedacht. Viagra und
Penisverlängerungen kennt sie eh nur von diesen Werbe-Mails und schloss messerscharf,
dass der Stefan wegen der Installation einer besseren Computer-Firewall bei der
Grete war. Also war die Liese nicht wesentlich gespannter als vorher auch
schon, was die Grete wohl am Telefon wiederholt verschwieg und am Mittwoch
angeblich erzählen würde.
Grete und die Männer ist ja so ein Thema für sich. Ob
sich der Stefan auch mit menschlichen Firewalls auskennt? Gretes Schutzwall
gegen die Männer, die ihr über den Weg laufen funktioniert ja zu gut. Vielleicht
könnte er den de-installieren? Oder wenigstens ein bisschen durchlässiger
machen? Lieschen lacht laut, während sie sich das vorstellt und beschließt, der
Grete, falls sie wieder von „irgendwie war der Gelbeengelfritze ja kein
schlechter Typ, ABER …“ erzählen wird, ihr von ihrer
Firewalldeinstallationsidee berichten wird. Was die Grete wohl dazu sagt?
Lieschen hat ja kein Problem mit solchen Mails. Ihre
Computerfirewall funktioniert 1A. Sie hat ja den Hermann. Wenn mit ihrem
Computer irgendwas ist, dann geht sie zu Hermann und sagt „Mist! Der Computer
ist schon wieder kaputt! Kannst mir schon mal einen Neuen raussuchen!“ Das
funktioniert immer. Je hysterischer sich die Liese in solch einem Fall zeigt,
desto besser. Je schriller die Stimme bei der Mitteilung, desto besser. Wenn
die Stimme auch noch so nett ist, zu kippen und in die Höhe zu schnellen, rast
der Hermann enorm schnell zu Lieschens Computer und repariert die jeweilige Kleinigkeit
in Windeseile. Gegen Hysterie ist er allergisch. Hat aber auch in all den
Jahren gelernt, sich diesen Anfällen durch rasantes Handeln zu entziehen.
Die Liese macht das nicht extra. Also sie will den Hermann
nicht manipulieren. In vielen Fällen kann sie auch ganz in Ruhe zu ihm gehen
und ihn um einen bestimmten Gefallen bitten. Aber nicht, oder sagen wir mal
fast nie, wenn mit ihrem Computer was ist oder mit anderen Geräten, die einfach
nur funktionieren sollen. Dann klinkt sie aus. Kurz wohl. Aber heftig. Sie kann
nämlich gar nicht leiden, wenn sie hilflos vor irgendeiner Aufgabe steht, die
sie nicht lösen kann. Und technische Sachen kann sie nicht lösen. In die kann
sie sich schon gar nicht rein denken, geschweige denn sie lösen.
Nicht ganz so schlimm ist es, wenn die Spülmaschine ihren
Dienst versagt. Da nimmt sich die Liese das dreckige Geschirr und spült es halt
im Waschbecken mit der Hand. Kein Problem, keine hysterischen Anfälle und kein
Bedarf an einer Lichtgeschwindigkeitsreaktion ihres Hermanns. Ähnlich verhält
es sich mit vielen Geräten des Haushalts. Für fast alle gibt es eine
Alternative, die dem Lieschen im Havariefall sofort einfällt.
Außer bei ihrem
Computer. Mittlerweile hat sie so viele Daten auf dem EINEN Computer, den sie „DEN
Apparat“ nennt, gespeichert, dass sie im ersten Moment in Panik verfällt, wenn
der Apparat nicht so will wie sie und kurzzeitig seinen Dienst versagt. Sie ist
so gewöhnt an die selbstverständliche Benutzung desselben, dass ihr alternative
Möglichkeiten wie die Benutzung des Netbooks, das Vergessen dessen, was sie
UNBEDINGT noch beantworten, machen oder gucken musste oder die Herrlichkeit
eines Spaziergangs an der frischen Luft kaum sofort einfallen.
Hermann ist das bekannt. Er kennt Lieschens Ungeduld an
dieser Stelle und bemüht sich meistens mit Erfolg, sie diese
Alternativlosigkeit kaum spüren zu lassen. Wie gesagt, nicht nur aus Gründen der Mitmenschlichkeit, sondern hauptsächlich aus Selbstschutz gegen die
Auswirkungen von Hysterie in seiner Umgebung. Das sofortige rasante Handeln in
einem solchen Fall ist also Hermanns persönliche Firewall. Wollte er die
vermarkten, könnte er das leicht. Serienreife hat sie schon.
Lieschen findet es super, dass der Hermann nicht mehr sie
ändern möchte, sondern sich einfach gut schützt, wenn sie ist wie ist und sich
dementsprechend verhält. Auch wenn das mal unangenehm für ihn ist.
Dass er
während der Reparaturen sehr über die Liese und ihr Verhalten schimpft.
Wortreich vermutet, dass sie den Computer MAL WIEDER falsch bedient hat und
doziert, dass so was ja bei korrekter
Handhabung keinesfalls passieren könne, überhört das die Liese einfach.
Reparaturen (und Beziehungen) kosten halt. Und nicht immer Geld.
Grete und Lieschen als kostenloses E-Book - die ersten 50 Kapitel:
Jip...Beziehungen und Reparaturen kosten...ein wahrer Satz. Da muss man schon kompromissbereit sein.
AntwortenLöschenMenschliche Firewalls - für Grete? Hermann scheint ja eine zu haben. Wenn es doch nur so einfach funktionieren würde...Meine versagt ab und zu, diese menschlichen FW müssen wohl sehr individuell zugeschnitten sein.
Lachen musste ich, wie Lieschen Hermann im Griff hat und das nur mir der Stimme. Ein tolles Rezept, wie ich finde.
Ein wenig nachdenklich stimmt mich die Tatsache, dass sogar Lieschen, die doch sonst immer Alternativen hat, ein wenig abhängig scheint von diesem Computer. Andererseits ist es auch tröstlich. Wenn sogar das Lieschen....dann muss ich mir keine allzu großen Gedanken machen.
Aber im Ernst: Mit welcher Selbstverständlichkeit wir täglich auf dieses Gerät zugreifen, das erstaunt schon.
Wie ging es denn früher? Keine Mails checken, nicht mal eben schauen, was Hinz und Kunz so treiben, nicht sofort die neuesten Nachrichten serviert bekommen...
Es hat auch funktioniert. In der heutigen Zeit wohl undenkbar.
Lieben Gruß und viel Spaß beim Mittwochstreff!
Enya
Reparaturen und Beziehungen kosten wie wahr ist das. Wir leben in einer Zeit in der wir überall zu erreichen sind. Ich nehme mein Handy nicht mehr überall mit. Es ist bedeutet ruhiger.
AntwortenLöschenHeute ist Mittwoch und ich wünsche viel Spaß beim Klatschen und natürlich auch diskutieren lach... Geli
kannste mir herrmann mal ausleihen?...hysterisch kreisch ;-)))
AntwortenLöschenman wird doch eine möglichkeit finden, gretes "firewall" zu durchlöchern? beim pc schaffen sie es ja auch immer (mal wieder) ;-)
lieb gruss
Liebe Brigitta,
AntwortenLöscheneinen so netten "Hermann" müsste man zu Hand haben, wenn der Lap mal wieder spinnt. Du hat ihn gut erzogen! Hoffentlich sind die
Dinge bei Grete wieder im Lot und sie muss sich nicht mehr mit den Dingen auseinandersetzen. Grete sollte sich ein wenig öffnen - sie lernt bestimmt nette Herren kennen (lach). Muss ja nicht unbedingt ein Gelber Engel sein!
Einen schönen Restabend wünscht dir
Irmi
Diesen netten Herrn Hermann könnte ich auch oft gut brauchen, vor allem, wenn seine Reparaturen so reibungslos und schnell erledigt werden, er ist Gold wert.
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Angelika