Lieschens Antwort auf Fräulein Grete Meiers Post Nr. 62 ---> guckst du hier
Lieschen hat neulich in der Bahn mal die Lesenden gezählt.
Nach Sorten. Sie ist auf „Halbehalbe“ gekommen. Es gab genauso viele
E-book-Leser wie Echtbuchleser. Ob das Zufall war, weiß die Liese natürlich
nicht. Aber dass die Zeiten sich geändert haben, hat sie nicht nur an sich
selbst beobachtet. Auch die Stadtbilder haben sich ja verändert. Sie selbst
kennt kein einziges kleines Buchgeschäftchen mehr, in dem es eine kuschelige
Atmosphäre und coole Beratung gibt.
Ob sie das vermisst? Lieschen weiß es nicht. Sie hat es
schon gemocht, nachmittagelang in kleinen Buchlädchen zu verbringen, sich dort
festzulesen und dann mit vielen Kilo Papier nach Hause zu marschieren und es sich dort wieder lesend gemütlich zu machen. Sie hat sich sogar einmal ein
Bücherregal gebaut. Das war riesig. Das hatte für die verschiedensten Größen
Bücher passende Fächer. Es gab kaum verschenkten Raum. Mit dem Regal und den
vielen, vielen Büchern ist sie auch ein paar Mal umgezogen. Bis ihr das zu doof
war. Ausräumen, abbauen, verpacken, schleppen, treppab, treppauf, treppauf,
treppab, auspacken, aufbauen, einräumen. Immer wieder.
Eines Tages war ihr das zu blöd. Von einem Moment auf den
anderen hat sie die Bücher durchgesehen und festgestellt, dass sie weiß was drin steht und sie vermutlich nur
in ganz wenige jemals wieder reinsehen wird. Und so hat sie aussortiert. Erst
tütenweise, dann schon kartonweise und dann hat sie in einem
Secondhandbuchladen angerufen (so etwas gab es damals noch). Die sind
glücklicherweise bald gekommen und haben unsere Liese von den vielen Büchern
befreit.
Sie hat nur sehr wenige Bücher behalten und das Regal ist
auf dem Sperrmüll gelandet. Seit dem hat das Lieschen immer noch viel gelesen,
auch in den Vorinternetzeiten und den VorE-bookzeiten. Dann hat sie es gemacht
wie in ihrer Kindheit und Jugend. Sie hat sich die Bücher in der Leihbücherei
oder bei Freunden geliehen und nach dem Lesen einfach wieder zurückgegeben. Von
jeher wollte sie bei Büchern wissen, was drin steht. Sie war immer am Inhalt
interessiert. Ganz selten nur an der Form.
Die Form interessiert sie, wenn sie besonders ist. Also
besonders kleine oder besonders große oder irgendwie außergewöhnlich geformte
oder extrem schön gestaltete Bücher findet sie immer noch super. Auch
unabhängig vom Inhalt. Ein Buch, das sie schon lange besitzt, hat zum Beispiel
ein Loch. Ein Loch durch alle Buchseiten hindurch. Und auf dem Boden des Lochs
kann man die Essenz des Buchinhalts lesen. Oder ein anderes ist ein
Mitmachbuch. Das besteht aus mehr oder weniger leeren Seiten, die sehr kreativ zum
Ausfüllen anregen. So was mag sie. Und so was kann ein E-book natürlich nicht.
Deshalb ist es gut, dass es beides gibt. Findet das Lieschen.
Seit sie einen Kindle besitzt, oder wie die Grete sagen
würde, so ein Lesedings, lädt sie sich alles an Büchern, was sie lesen möchte
und nirgends leihen kann auf diesen Apparat. Das findet sie sehr praktisch und
wünscht sich, dass es noch mehr Bücher auch in elektronischer Art gäbe.
Denn manche Bücher muss sie noch in der analogen Welt
erstehen, weil es sie digital nicht gibt und dann hat sie im Anschluss das
Problem, was sie mit dem Schinken machen soll.
Für Besuch ist das schon
manchmal lästig. Das Lieschen besitzt nämlich kistenweise Zeugs, was sie nicht
mehr gebrauchen kann und wofür sie neue Besitzer sucht. Bücher nehmen auch in
den Kisten viel Platz ein. Jeden Besuch führt sie zu ihren Schatztruhen und freut sich
jedes Mal ein Loch in den Bauch, wenn sie nach Tüten laufen muss und der
Besucher Tragehilfe auf dem Weg zum Auto braucht. Dann fühlt sie sich enorm
frei. Bis zum nächsten Mal. Wenn sie wieder kauft, nicht mehr braucht, in die
Kisten räumt und auf Besucher wartet.
Und die neue Welt mit ihren E-books hat neben dem Vorteil
des Wenigerplatzbrauchens und Wenigerpapierverbrauchens natürlich auch in
Lieschens Augen einen weiteren enormen Vorteil. Es gibt Autoren Freiheit. Es gibt ihnen die Freiheit, auch ohne Verlag zu einer Veröffentlichung zu kommen,
die keine große Logistik braucht. Wer erst einmal mit einem E-book beginnt,
braucht keinen Geldeinsatz, keine Exemplare auf Halde, keinen Lagerraum, keine
Versandlogistik und vieles mehr auch nicht.
Und wenn das E-book sich gut verbreitet kann ein Autor dann
immer noch relativ risikofrei für ein paar gedruckte Exemplare sorgen. Wie
gesagt, es sind ja nicht alle wie die Liese. In ihrer Bahnzählung kam sie ja
auf Halbehalbe.
Grete und Lieschen als kostenloses E-Book - die ersten 50 Kapitel:
Gute Idee seinen Gästen das anzubieten, was man nicht mehr braucht und so ein Lesedings habe ich auch.
AntwortenLöschenMein Traum war immer in Husum mit meiner Freundin einen kleinen Buchladen zu eröffnen, leider ist es ein Traum.
LG Geli
Hier muss ich doch mal schnell antworten. Lass es einen Traum sein und erfüll ihn dir nicht. Ich habe selbst über Jahre einen Buchladen (Gottseidank mit Geschenkartikeln und Modeschmuck ... mit relativ anständigen Gewinnspannen)) gehabt. An Büchern verdienst du kaum was und du musst enorm viel vorrätig haben, was einfach nur rumsteht. Das rechnete sich schon damals nicht und heute ist das vermutlich noch viel schwieriger ....
Löschenlieben Gruß und DANKE fürs so treue Lesen!
Oh, Lieschen, du hast ja wirklich gute Ideen. Das mit dem Weiterverschenken gefällt mir sehr. Ich habe so viele Taschenbücher, frag nicht wie viele. Ich habe auch etliche in einen Secondhand-Buchladen gebracht. Irgendwann sagten sie: Stopp - sie hatten keine Kapazität mehr. Nun muss ich wieder warten.
AntwortenLöschenZweimal habe ich hier daheim eine Art Bücherflohmarkt veranstaltet, da kam die ganze Nachbarschaft und Menschen aus dem Viertel.
Aber inzwischen wollen viele auch keine geschenkten Bücher mehr...
Einen Kindle habe ich von meinen Töchtern geschenkt bekommen (Mama, du platzt sonst aus allen Nähten...) und ich finde ihn ganz praktisch.
Aber auf richtige Bücher mag ich doch nicht verzichten. Das muss dann aber schon Besonderes sein. So wie bei Lieschen, na ja, in etwa.
Das Halbe-Halbe konnte ich leider noch nicht feststellen. Fahre ich mit der Bahn, dann haben die meisten ihr Handy oder Smartphone vor sich, die Studenten hier allenfalls noch Fachbücher.
Ich habe es Grete schon geschrieben: Am Ort gibt es noch einen Buchladen, in dem man sich prima aufhalten kann, stöbern, lesen oder mal plauschen über Gelesenes. Und es gibt kaffee und Tee.
Aber ich fürchte, dieser Laden wird sich auch nicht mehr halten können.
Ein wenig mit schwerem Herzen muss ich Lieschen zustimmen. E-Books sind eine Alternative, einfach, platzsparend, gut unterzubringen mit einem riesigen Fassungsvermögen.
Aber das Gefühl, das ich habe, wenn ich zwischen Büchern sitze, blättere, lese, sinniere...das können sie nicht ersetzen.
Ich weiß, ziemlich nostalgisch-sentimental anmutende Gedanken und Gefühle.
Aber ich kann nicht aus meiner Haut heraus und will es auch gar nicht.
Heute haben mich Grete und Lieschen halt mal erwischt.
Einen schönen Abend und eine gute Nacht wünscht
Enya
Hallo Brigitta,
AntwortenLöschender letzte Punkt hört sich interessant an, dass man einfacher per e-Book zu einer Veröffentlichung kommt. Sonst bin ich leider sehr konserativ, dass ich mich mit technischen Neuerungen ungern herum schlage und dass ich durchaus nicht abgeneigt bin, Seiten blätternd Bücher zu lesen. Ob E-Book oder Buch, die Inhalte bekommt man sowieso nicht schneller gelesen. Gliederungen, Strukturen, wissen, was wo steht, das ist mir immer wichtig gewesen. Da ist wahrscheinlich egal, ob e-Book oder richtiges Buch.
Gruß Dieter
Lieschen,
AntwortenLöschenso ein Leseding habe ich nicht. Glaube auch, dass ich keines bekommen werde. Aber wenn ich deine Ausführungen so lese, dann kommen mir doch Bedenken. Ich habe eine ziemlich große Bibliothek und weiss nicht einmal, wem ich sie vermachen soll. Ich bin kürzlich auch mit der Bahn gefahren. Da sah ich fast nur E-Bookleser. Aber der Zug war auch kaum besetzt.
Ich muss Seiten umblättern, muss das Geräusch hören. Blöd, oder?
Einen wunderschönen Abend wünscht Dir
Irmi
ich habe inzwischen auch so ein Lesedings :-) und weiß noch nicht so recht ob ich davon begeistert bin oder nicht. Die Bücher brauchen auf jeden Fall wenig Platz ... das ist klar. Man kann sie auch gut in den Koffer packen ... das Lesedings hat wenig Gewicht. Aber irgendwie finde ich das Lesen noch sehr gewöhnungsbedürftig. Man muss mit dem Finger so oft blättern ... oder halt so tun als ob man blättert. Das richtige Blättern hat halt auch was ...
AntwortenLöschenich habe wieder mit Freude hier gelesen :-)
lieber Gruß von Heidi-Trollspecht