Montag, 14. Oktober 2013

Lieschen und die "Vorsichtshalbers"

Lieschens Antwort auf Fräulein Grete Meiers Post Nr. 71  ---> guckst du hier 

Lieschen hat Spaß an dem Bild, das sie sich nach diesem Tagesbericht von der ausgelieferten Grete am Bahnübergang macht. Das Fräulein Grete Meier in den Händen von Männern, die ihr nix zutrauen und sich ein wenig über sie und ihre Situation lustig machen. Herrlich findet das die Liese.
Natürlich hat die Grete, ordentlich und organisiert wie sie nun mal ist, noch niemals das Tanken vergessen. Lieschen weiß, dass die Grete vorsichtshalber schon 100 Kilometer vor der erwarteten Leerung des Tanks tankt. Auch wenn sie dafür teuer bezahlen muss und die Liese in ihrer Sparsamkeit wüsste, dass 50 Kilometer weiter der Sprit ein paar Cent billiger wäre. Das ist der Grete egal. Das hat sie schon oft mit ihr erlebt. „Bloß nicht liegenbleiben und von irgend so einem Dahergelaufenen wegen des leeren Tanks ausgelacht werden. Ne, Lieschen, die Blöße gebe ich mir nicht. Keinesfalls. Ich tanke jetzt. Ist mir egal, was das kostet“ könnte die Liese schon mitsprechen, so oft hat sie das schon aus Gretes Mund gehört.
Und jetzt ist es also passiert. Da haben alle Vorsichtsmaßnahmen nichts genützt. Die „Dahergelaufenen“ lachen, obwohl der Tank voll ist.

Das ist Schicksal, denkt das Lieschen. Oder vielleicht auch einfach eine self-fulfilling prophezy? Oder wie nennt man das, wenn genau das eintrifft, was man vermeiden wollte?
Lieschen kennt das auch. Es gab und gibt einiges, das sie tat und manchmal noch tut, damit etwas Bestimmtes nicht eintritt. Leider denkt sie dann auch jedesmal explizit, dass sie das nun tut, damit dasunddas nicht passiert. Sie definiert also ein Ziel mit dem Zusatz „nicht“. Diese Nicht-Ziele verhalten sich dann aber oft so als wüssten sie nichts von diesem „Nicht“. Ist ne blöde Sache, findet das Lieschen. Also von ihr selbst und von diesem unsichtbaren Gesetz, das für die Anziehung dessen sorgt, auf das man seine Aufmerksamkeit lenkt.

Lieschen z.B. hat von der Großmutter und auch von der Mutter gelernt, jeden Tag frische Unterwäsche anzuziehen und peinlich genau darauf zu achten, dass die Slips nicht ausgeleiert sind oder gar ein Loch haben. Warum? Nicht weil das einfach hygienisch, schön oder sonst was ist. Nein. Weil sie im Falle eines Unfalls oder Unglücks einem Notarzt, Arzt oder Krankenschwestern in gepflegtem, reinlichen Zustand gegenübertreten soll. „Wer weiß, was die sonst von dir denken!“ klingt dem Lieschen noch im Ohr. Auch an dem Tag, an dem sie völlig überraschend einen Notarzt brauchte – und genau zu diesem Zeitpunkt natürlich KEINEN frischen Slip trug und nicht sonderlich gepflegt war, weil sie nämlich gerade aus dem Bett kam und sich nicht bewegen konnte. All die Jahre Vorsicht umsonst. Heute weiß das Lieschen, dass es Notärzten, Ärzten und Krankenschwestern wurscht ist, wenn die Patienten nicht wie aus dem Ei gepellt aussehen und nutzt seitdem die frische Unterwäsche auf dem wunderbar gepflegten Körper einfach so aus Freude – oder eben auch mal nicht. Ob sie das vor einer Krankenhauseinlieferung bewahrt? Unwahrscheinlich. Hat ja auch nichts miteinander zu tun.

Lieschen hat auch schon das ein oder andere Mal das ganze Haus geputzt, weil sie „hohen Besuch“ erwartete, der nicht sehen sollte, dass sie mit dem Haus im Normalfall keinen Schönerwohnen- oder Reinlichkeitspreis gewinnen würde. Jede Ecke hat sie sich vorgenommen. Geschrubbt und gewienert, geräumt und verräumt hat sie. Alles. Bis auf einen Schrank, in den sie alles geräumt hat, für das sie so schnell nicht den richtigen Platz fand und ein Zimmer, das sie ähnlich benutzte. Von beidem nahm sie an, dass es nicht gebraucht, bzw. nicht besichtigt würde. Und? Wie kam es? Die Gäste fragten nach etwas aus dem unaufgeräumten Schrank und brauchten etwas aus dem nicht geputzten Sammelsurium-Zimmer. Und? War das schlimm? Nein! Verständnis oder Garnichtbemerken war das „Schlimmste“, was je in solchem Zusammenhang passiert ist.

Lieschen ist schon viel lockerer geworden. Es gibt schon sehr sehr viel in ihrem Leben, dass sie nicht mehr „vorsichtshalber“ tut, damit das, was ihr unangenehm wäre oder vor dem sie Angst hat nicht eintritt. Oft macht sie gute Erfahrungen, wenn sie es „drauf ankommen lässt“. Was richtig Schlimmes ist noch niemals passiert. Im Gegenteil.


Jetzt muss sie aber Schluss machen mit der „AusdemNähkästchenplauderei“, sagt sie und geht zum Telefon. Sie muss doch noch unbedingt mehr erfahren über diesen Engeltypen im gelben Overall. Ob er der Grete nicht doch ein bisschen gefallen hat? Geschrieben hat sie davon ja nichts. Sie wird sie gezielt fragen müssen. „Ja. Grete, da hilft auch „Liebernichterwähnen“ nix. Ich wills trotzdem wissen“ wird sie sagen und Grete wird vermutlich lachen.




Grete und Lieschen als kostenloses E-Book - die ersten 50 Kapitel: 


6 Kommentare:

  1. Liebe Brigitta,
    Grete wird ganz schön in Schwullitäten gewesen sein. Ich kann das nachfühlen. Auch mir wurde eingebleut, täglich frische Unterwäsche
    anzuziehen. Das ist ganz einfach in Fleisch und Blut übergegangen. Und noch so einige Dinge mehr.
    Ich bin gespannt, was Grete zu erzählen hat, von wegen dem gelben Engel.
    Einen schönen Restabend wünscht dir
    Irmi

    AntwortenLöschen
  2. En frisch Ongerbotz, ja, da war bei uns früher auch immer das Argument, ...wenn Du mal ins Krankenhaus musst! Und jetzt muss ich mich zusammenreißen, meinen Kindern nicht das gleiche zu sagen *lach*
    Zum Straßenfest letztens habe ich auch alle Kartons und Stapel in einen kleinen Abstellraum gestellt - und Montags muss der Maler ausgerechnet an diesem Lichtschacht arbeiten und guckt die ganze Zeit auf das Chaos, das keiner sehen sollte :-)
    Ja ja, selbsterfüllende Prophezeiungen und das Universum kennt kein Nicht! Liebe schmunzelnde Grüße, Petra

    AntwortenLöschen
  3. Ach ja die arme Grete hatte wirklich einen schlechten Start in den Tag liebe Brigitta und dann die dummen Bemerkungen der Männer.

    Das mit der reinen Unterwäsche ich mir auch eingebläut worden als Kind, erinnere mich gut.

    Liebe Abendgrüße
    Angelika

    AntwortenLöschen
  4. Hab ich gelacht und mich selbst erkannt! Ja ja, manches in unserer Erziehung haben wir verinnerlicht und hoffentlich "nicht" erfolgreich weiter gegeben...meine Kinder und Kindeskinder waren weitaus kritischer als ich es war...aber ich glaube das mit der Unterwäsche praktizieren sie auch :))
    Herzlichst MinaLina

    AntwortenLöschen
  5. Jetzt musste ich aber lachen bei den "Vorsichtshalber" von Lieschen.
    Das kenne ich auch noch, meine Großmutter war da spitze drin. Und man nimmt in der Tat so einiges mit von dem, was man in der Kindheit gelernt hat.
    Früher habe ich auch immer geputzt, bevor Besuch kam. Jetzt mache ich es nicht mehr. Wem mein Zuhause so nicht passt, soll wegbleiben. Es ist ja kein "Schweinestall".
    Und mit dem "Vorsichtshalber" ist das so eine Sachen, alles kann man nicht vorausplanen, irgendwie ist es auch langweilig.
    Mein Mann möchte immer für den Urlaub "vorsichtshalber" dies und jenes mitnehmen. Gäbe ich dem nach, wir hätten einen kompletten Gepäckwagen.
    Beim Tanken allerdings bin ich etwas vorsichtig. In Frankreich hatten wir echt mal Probleme, der Tank war nahezu leer und es kam keine Tankstelle, dann standen wir noch im Stau....Es war knapp.

    Ich freue mich, dass Lieschen aus dem Nähkästchen geplaudert hat. mal wieder finde ich mich ein Stück weit wieder.

    Lieben Gruß
    Enya

    AntwortenLöschen

Herzlichen Dank für Euer Interesse und die den Blog so sehr bereichernden Kommentare!
Beides ist sowohl der Liese als auch mir eine große Freude! :-)))