Lieschens Antwort auf Fräulein Grete Meiers Post Nr. 68 ---> guckst du hier
Lieschen mochte ihren Augen kaum trauen als sie sah, in
welchem Zustand die Grete am Café ankam. Sie war so in Gedanken versunken, dass
sie sich den Ellbogen am Türrahmen stieß, mit einem Mantelknopf beinahe an
einem entgegenkommenden Gast hängenblieb und zu guter Letzt um ein Haar eine
alte Dame von ihrem Stuhl gerissen hätte, weil sie die einfach übersehen hatte.
Die Dame konnte sich im letzten Moment noch am Tisch festhalten und Grete
erreichte den reservierten Mittwochstisch, an dem das Lieschen schon einige
Zeit saß und wartete, dann doch relativ wohlbehalten.
Dass sie zu spät sei,
wollte die Grete kaum glauben. Sie hätte schwören können, dass sie rechtzeitig
losgegangen sei und auch sonst alles wie immer war. Nur nachgedacht hätte sie
halt. Über die Kirche, ihre Verrücktheiten, die eigene Jugend und Verschwendung
im allgemeinen und besonderen. „Das kann doch die Zeit nicht vorzögern?“ rief
sie aufgeregt. „Oder etwa doch?“ Die Frage wusste Lieschen auch nicht zu
beantworten. Mit der Zeit und den Gründen ihrer Schrumpfungen und Dehnungen
kennt sie sich schon lange nicht mehr aus.
Vor Urzeiten hatte sie dazu noch ihre Vermutungen und klaren
Meinungen. Doch auch die hatten sich, wie auch ihre Vorstellungen und Urteile
über die Kirchen und die Pflichten ihrer Amtsträger, schon lange verabschiedet.
„Grete, die Menschen sind halt verrückt“ war im Grunde das Einzige, was sie
heutzutage noch zu Gretes Überlegungen sagen konnte. „Warum sollte das in
kirchlichen Zusammenhängen anders sein?“
Grete fand nach ihrer gedanklichen Odyssee, dass sich das
Lieschen das zu leicht mache, bestellte dann aber doch ihre üblichen zwei
Stücke Apfelstrudel, gefolgt von mehreren heißen Schokoladen und Kaffees und
unterbrochen von dem ein oder anderen üblichen Snack.
„Was würdest du wohl sagen, wenn dir jemand erklären würde,
du solltest am Nachmittag nichts, aber auch gar nichts, essen? Nicht mal
mittwochs?“ Grete guckte als hätte die Liese nun auch die letzten Tassen aus
ihrem Schrank geräumt und aß erst einmal in Ruhe weiter. „Ja. Grete. Da kannst du jetzt hundertmal so tun als ob du nichts gehört hättest. Dadurch klärt sich die
Frage aber nicht.“ „Macht nix“, kaute die Grete in die einseitige Unterhaltung
und ließ sich nicht beirren. Natürlich hatte sie auch in diesem Fall die Rechnung ohne unser
Lieschen gemacht. Wenn sich in deren Kopf mal ein Gedanke festgesetzt hat, dann
wendet sie den solange von links nach rechts und umgekehrt, bis er seinen Kern
offenbart hat, lustig wird oder sich einfach erübrigt. Da ist sie keinen Deut
anders als die Grete auf ihrem Weg zum Café.
„Was würdest du also tun, Grete?“ „Natürlich weiterhin
nachmittags essen. Was sonst? Wer will mir das verbieten? Und warum wohl?“ „Genau.
Du würdest weiterhin tun, was du schon immer getan hast. Egal, was dir jemand
sagt. Siehste!“ „Wie jetzt? Siehste?“ presste die Grete, uninteressiert und
noch immer kauend durch ihre beschäftigten Zähne. „Du würdest dich auch einen
Dreck drum scheren, was dir jemand vorschreiben würde. So wie dieser
Luxus-Bischof.“ „Hä?“ „Sieht so aus, als glaubte der sich im Recht? Oder?“ „Hä?“
Die Grete verlor langsam die Geduld und Lieschen hatte Spaß. Sie hielt an ihrer
Vermutung fest, dass sie selbst, die Grete, dieser Bischof und auch alle
Kirchen dieser Welt ihren ganz eigenen Knall haben. Einen, der so sehr zu ihnen
gehört, dass es ganz dicke kommen muss, damit sie ihn sehen und in der Folge
vielleicht verändern wollen oder können oder eben auch nicht.
„Du meinst meine
Kuchenspachtelei sei ein Knall? Aber Lieschen!“ „Mhm, kann doch sein, oder?
Machen ja nicht alle.“ „Du meinst, das sei vergleichbar mit dem
Verschwendungsknall dieses gruseligen Kirchenfürsten?“ „Naja. Im Prinzip
vielleicht ja.“ „Quatsch! Das müsste mir schon ein Arzt sagen, dass ich die
Kuchen nicht oder nicht in dieser Menge essen darf. Sonst hör ich gar nicht zu.
Das merkste ja.“ „Ja. Genau. Das meine ich. Für den Bischof ist die Presse
jetzt dieser Arzt. Völlerei, Gier, Verschwendung. Hat doch alles viele
Auswirkungen.“
Das zweite Stück Apfelstrudel hat die Grete dann erst einmal
ein wenig von sich weg geschoben, aber nur, um der Liese deren ureigene
VöllereiGierundVerschwendungsauswirkungen vor Augen zu führen. Erst als das
Lieschen lachte, laut und herzhaft lachte, gluckste es auch aus der Grete. „Siehste
wie witzig all diese Gedanken sind?“ Grete konnte nur nicken, weil sie
mittlerweile mit dem zweiten Apfelstrudel beschäftigt war und sich gleichzeitig
die Lachtränen von den Wangen wischen musste.
In der Folge hatten die beiden dann, wie an fast jedem
Mittwoch eine Menge Spaß. Sogar die verurteilenden Gedanken der beiden älteren
Damen am Heizpilz unter dem Sonnenschirm konnten ihre grundsätzliche Erheiterung
nicht stoppen. War ja immer kurz und weghören ist ja in jedem Fall eine Option.
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Tja, Kirchenfürsten sind auch Menschen, selbst wenn sie sich erheben über alles und sogar ihre Sexualität ihn höheren Sphären ausleben können und sie damit im Griff haben. Oder so ähnlich.Seinen Spaß zu haben und das Leben genießen, so soll es sein und das Lieschen lebt es uns vor. Da wird selbst ein verregneter Freitag zum Sonnentag - Geli
AntwortenLöschenWie wunderbar Lieschen wieder die Stimmung am Nachmittag rettet.
AntwortenLöschenDer Vergleich zwischen der Verschwendungssucht des Bischofs und Gretes Apfelkuchen mutet in der Tat seltsam an. Ich habe auch mal gestutzt. Und obwohl sich alles am Ende in Heiterkeit auflöst, ist Lieschens Gedanke sooo abwegig gar nicht.
Menschen haben Vorstellungen, wachsen auch hinein in einen gewissen Lebensstandard. Natürlich möchte man den aufrecht erhalten, vielleicht sogar verbessern. Man hinterfragt nicht mehr Handlungen, schon gar nicht Gewohnheiten. Da ist es wurscht, ob Apfelkuchen oder Prunkbau. Eigentlich.
Dennoch sehe ich einen Unterschied. Die Position des merkwürdigen Bischofs schreibt ihm eine gewisse Verantwortung zu, die er nicht nur auf sich selbst richten darf.
Gretes Apfelkuchenkonsum oder die Gewohnheit am Nachmittag zu essen obliegt ihrer Verantwortung. Sie schadet höchstens sich selber. Der Kirchenwürdenträger allerdings schadet eben auch anderen. Das ist skrupelloses Denken und wenn er nicht ganz blöd ist, weiß er das auch, was die Sache verschlimmert.
Aber egal, Lieschen hat mit ihrem Gedanken und Fragespiel den Nachmittag gerettet wie so oft, wenn Grete sich empört oder an einem Gedanken festklebt.
Man kann nicht immer grübeln.
Ein paar Stunden Gemeinschaft, wobei auch herzhaft gelacht wird, sie sind ein wahrer Kraft- und Energiespender.
Der Bischof hat bestimmt nie solche Mittwoche erlebt, sondern sich stattdessen an deinem Prunk ergötzt.
Es ist einfach schön, die beiden Freundinnen zu begleiten, bei Nachdenklichem wie auch Heiterem. Das Lachen habe ich bis hier vernommen und es war ansteckend.
Lieben Gruß
Enya
Ja der Bischof und seine Verschwendungssucht ist eine schlimme Geschichte, die auch noch kein Ende hat.
AntwortenLöschenNette Stunden voller Freude und Humor, die ihr verbringt.
Liebe Grüße
Angelika
Ich werde mich gleich einmal über einen Windbeutel hermachen. . .
AntwortenLöschen(Nein, kein Bischoff. . .)
:-) Wieder schön! Liebe Grüße, Dingefinder Jörg
Schön, dass ihr wieder lachen konntet und euch der Appetit
AntwortenLöschennicht vergangen ist. Die Sache mit dem grausligen Kirchen-
fürsten wird hoffentlich bald aus der Welt geschafft sein.
Ich mag die Bilder nicht mehr sehen.
Einen geruhsamen Abend wünscht dir
Irmi
Hallo Brigitta,
AntwortenLöschenich weiß nicht, in welchem Umfang Du übergewichtig bist. Ich selbst habe auch meine kleineren und größeren Esssünden, zu denen ich stehe. Weniger Kuchen, dafür aber Fritten aus Belgien oder die Tüte Chips am Abend. Das gönne ich mir gerne. Sonst würde mir etwas fehlen.
Gruß Dieter
*lach ... das verlangt natürlich nach einer Antwort: ich persönlich bin in gar keinem Umfang übergewichtig und das Lieschen ist (laut Beschreibung) dürr.
LöschenGuten Appetit dir. :-))) Das sei dir alles gegönnt. :-)))
herzlichen Gruß und Dank fürs Lesen und Kommentieren
Brigitta